Bewertung: „Ökobilanz der PET-Einweg-Kreislaufflasche der MEG“

Auf dem Bild sind Einwegflaschen zu sehen. zum Vergrößern anklicken
Mehrwegangebotspflicht: Es geht nicht darum, Einweg zu verbieten.
Quelle: Valery Sibrikov / Fotolia.com

Kurzbewertung der Studie „Ökobilanz der PET-Einweg-Kreislaufflasche der MEG“ 

Hintergrund der Studie

Ifeu erhebt seit vielen Jahren regelmäßig die Verpackungsspezifikationen und Produktionsdaten der PET Einweg Getränkeverpackungen für die Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke GmbH und Co. KG (MEG) die zur Schwarz Gruppe gehört. Mit diesen Daten optimiert die Schwarz Gruppe ihre PET-Einwegflaschen. Zusätzlich hat Herr Kauertz mit diesen Daten in der Vergangenheit, und so auch im letzten Jahr, für die MEG auch das ökobilanzielle Profil der speziellen PET-Einwegflaschen der MEG berechnet. Die ökobilanziellen Berechnungen aus den vergangenen Jahren zeigten, dass das ökobilanzielle Abschneiden der PET-Einwegflaschen vor allem durch den Rezyklateinsatz und das Flaschengewicht beeinflusst wird. Bei einem Einsatz von Rezyklaten in geschlossenen Kreisläufen (Closed Loop) wird direkt Neumaterial eingespart, weshalb für den Anteil von Rezyklaten im Closed Loop in der Ökobilanz keine Belastungen für die Herstellung von Neumaterial gerechnet werden. Dies hat zur Folge, dass durch einen hohen Einsatz von Recyclingmaterial im Closed Loop die Ökobilanz wesentlich stärker beeinflusst werden kann, als durch die Verringerung der Flaschengewichte. Die MEG hatte sich deshalb das Ziel gesetzt, die Flaschen aus 100 % Rezyklat herzustellen.

Mindestanforderungen und Qualitätskriterien für die Durchführung von Ökobilanzen für Getränkeverpackungen des Umweltbundesamtes

In der Ökobilanz und der Kommunikation dazu wird angedeutet, dass die Ökobilanz den Mindestanforderungen des Umweltbundesamtes entspricht. Dies ist aber nicht der Fall!

Eine kritische Prüfung umfasst nach den Mindestanforderungen auch die Übereinstimmung der Studie mit den Mindestanforderungen. In der kritischen Prüfung wird zwar dargestellt, dass die Studie die ⁠UBA⁠-Mindestanforderungen berücksichtigt, nicht aber, dass die Studie mit den Mindestanforderungen übereinstimmt. Die Mindestanforderungen sehen auch vor, mögliche Abweichungen von den Mindestanforderungen und die von den Studienautor*innen herangezogenen Gründe zu bewerten.

Die kritischen Gutachter führen richtig aus, dass die untersuchten PET-Einwegflaschen im Sinne des Materialeinsatzes und des Rezyklatanteils hochoptimiert sind, nicht dem deutschen Marktdurchschnitt entsprechen und die Ergebnisse nicht auf die Gesamtheit der am Markt befindlichen PET-Einwegflaschen übertragen werden können. Wichtig ist insbesondere, dass festgestellt wird, dass ein Materialeinsatz von 100 % rezykliertem PET im deutschen Markt nicht für alle Marktteilnehmer erreicht werden kann. Die Gutachter kommen aber zu dem Schluss, dass die verwendeten Daten in Bezug auf das Ziel der Studie angemessen und sinnvoll sind. Die Limitierungen der Studie werden in einem separaten Kapitel der Ökobilanz dargestellt.

Generell sind die Ergebnisse von Ökobilanzen wesentlich von deren Zielstellungen und den gesetzten Rahmenbedingungen abhängig. So führen unterschiedlich gesetzte Annahmen und die je nach Ziel- und Rahmenbedingungen kontextspezifischen Szenarien in Ökobilanzen zu unterschiedlichen Ergebnissen und zu einer Beeinträchtigung der Vergleichbarkeit von Ökobilanzergebnissen (UBA-Texte 19/2016).

Die Mindestanforderungen dienen übergeordnet zur Sicherstellung

  • einer ausreichenden Aktualität der untersuchten Verpackungssysteme,
  • der verwendeten Daten und Methoden sowie
  • der angemessenen Abbildung durchschnittlicher deutscher Marktverhältnisse (UBA-Texte 19/2016).

Die Mindestanforderungen sehen vor, dass Hintergründe und Motive, die zur Initiierung und Durchführung der Studie führen, offen darzulegen sind und auch auf die vorgesehene Verwendung eingegangen werden soll. Unter Kapitel 1.3 Vorgesehene Verwendung / Zielgruppen der Studie wird dargestellt, dass sich die Ergebnisse der Studie primär an den Auftragnehmer richten.

Da die ökobilanziellen Profile der Verpackungen den Auftraggebern bereits vor der Erstellung der Ökobilanz klar waren und mit der Veröffentlichung der Studie eine große Kampagne gestartet wurde, die Einfluss auch auf die Rechtsetzung nehmen soll, ist mehr als fraglich, ob dies der Zielstellung der Studie entspricht.

Das Kriterium der Gültigkeit für durchschnittliche deutsche Verhältnisse zieht sich dabei durch alle Anforderungen hindurch. Damit wird in den Mindestanforderungen klargestellt, dass eine Getränkeverpackungsökobilanz sich nicht auf einen kleinen Marktausschnitt beschränken darf.

Zwar wird auch in der aktuellen Ökobilanz festgehalten, dass das Wesen der politisch motivierten Diskussion, deren Ergebnisse sich in der nationalen Gesetzgebung wiederfinden sollen, die Betrachtung durchschnittlicher deutscher Verhältnisse erfordert, die Studie untersucht aber eben keine durchschnittlichen PET-Einwegflaschen auf dem deutschen Markt sondern ein hochoptimiertes System, dass prinzipiell nicht von allen Marktteilnehmern erreicht werden kann, und deshalb auch keinen beliebig skalierbaren Weg zu einer nachhaltigen Getränkeversorgung darstellt. Im Kapitel Limitierungen wird dies auch in der aktuellen Ökobilanz angesprochen:

„Der Einsatz von 100 % rPET kann jedoch keine allgemeingültige Lösung für alle PET-Einwegsysteme im deutschen Markt sein, da im Gesamtmarkt (inkl. Wachstum) langfristig nicht 100 % rPET in allen Flaschen realisiert werden kann.“

Auch der Aspekt der unterschiedlichen Füllgrößen wird unter den Limitierungen angesprochen. Bei größeren Füllvolumen kann spezifisch weniger Verpackungsmaterial eingesetzt werden, was zu geringeren Umweltbelastungen führt und sich in einem besseren Abschneiden in Ökobilanzen bemerkbar macht. In der Studie heißt es dazu:

„Da in dieser Studie die abgebildete Varianz im Füllvolumen zwischen 0,5 l und 1,5 l liegt, spielt dieser Aspekt bei der Ergebnisfindung eine nicht zu unterschätzende Rolle und sollte bei der Interpretation der Ergebnisse stets berücksichtigt werden.“

In der Ökobilanz und der Kommunikation des Unternehmens dazu wird geschrieben, dass die Ökobilanz die Mindestanforderungen des Umweltbundesamtes berücksichtigt. Das heißt aber nicht, dass die Ökobilanz insgesamt mit den Mindestanforderungen übereinstimmt oder diesen entspricht. Die Mindestanforderungen hatten als ein übergeordnetes Ziel, dass für ein Verpackungssystem die durchschnittlichen deutschen Marktverhältnisse abgebildet werden sollen, und eben nicht nur ein Marktausschnitt wie in der Ökobilanz der MEG-Flaschen.

Das Grundgerüst wie beispielsweise das Rechenmodell oder die Wirkungskategorien entsprechen laut den Autoren der Ökobilanz den Mindestanforderungen und denen der aktuellen UBA-Ökobilanz, wurden jedoch vom Umweltbundeamt nicht geprüft.

Die Mindestanforderungen wurden aber mit dem Ziel erarbeitet, dass nicht nur ausgewählte, besonders gute Verpackungssysteme oder als Vergleichsbasis nur besonders schlechte Mehrwegsysteme herangezogen werden. Deshalb sollten jeweils durchschnittliche deutsche Verhältnisse angesetzt werden. Dies ist bei den vorliegenden Berechnungen nur hinsichtlich der Mehrwegsysteme der Fall.

Für die Abfüllung und das PET-Recycling wurden zwar Durchschnittsdatensätze für Deutschland verwendet in denen auch die MEG Daten enthalten sind. Dieser generische Datensatz ist der gleiche wie in FKN-Ökobilanz 2020 verwendet und wie er auch in unserem Vorhaben zum Einsatz kommt.

Die Produktionsdaten für die PET-Einwegflaschen sind aber zu 100% ein MEG-Datensatz. Damit ist es eine unternehmensspezifische Bilanzierung die nur unter ganz speziellen Rahmenbedingungen eines Unternehmens funktioniert und nur dort zu diesen sehr guten Ökobilanzergebnissen führt. Das System der MEG ist darauf ausgerichtet möglichst viele leere Flaschen (auch von anderen Herstellern) einzusammeln. Damit steht mehr Material dem Recyclingkreislauf zur Verfügung als rein über MEG-Flaschen möglich wäre. Auf diese Weise können Materialverluste durch eine nicht vollständige Rücknahme und Verluste im Recyclingprozess ausgeglichen werden. In der Ökobilanz wird dann mit 100 % Rezyklateinsatz gerechnet was ausschlaggebend für das gute Abschneiden in der Ökobilanz ist. Es ist aber unmöglich für alle Abfüller von PET-Einwegflaschen 100 % Rezyklateinsatz zu verwenden. Das gerechnete System funktioniert damit nicht auf sich alleine gestellt, sondern ist auf eine Materialzufuhr von außerhalb der Systemgrenzen angewiesen. Die Belastungen des Neumaterials die für das Funktionieren des Systems notwendig sind, werden damit aus der Bilanz der MEG-Flaschen verschoben. Auf größerer Ebene musss es aber jemanden geben der Frischmaterial einsetzt, um die Verluste auszugleichen. Auf dieses PET entfallen dann nur 50% der Umweltbelastungen aus der Materialproduktion.

Ein weiterer Punkt der auffällt ist, dass hinsichtlich der Transporte für die MEG-Flasche nur der sehr durchoptimierte Vertriebsweg über die Lidl- oder Kauflandfilialen gerechnet wird, für die Mehrwegflaschen als Vergleichssystem werden aber wie bei allen Parametern die durchschnittlichen deutschen Verhältnisse angesetzt. Damit sind auch wesentlich weniger optimierte Vertriebswege kleiner Verkaufsstellen wie Tankstellen und Kioske enthalten.

MEG hat damit ein optimiertes System geschaffen, dass in Ökobilanzen sehr gut abschneidet. Es ist aber nicht sinnvoll mit diesen Ergebnissen gegen eine Mehrwegförderung zu argumentieren. Das Modell ist nicht auf alle PET-EW-Abfüller übertragbar und auch nicht beliebig skalierbar.

In der Ökobilanz wurde ein unternehmensspezifisches System gerechnet, dass nicht den Gesamtmarkt wiederspiegelt und auch nicht auf den Gesamtmarkt übertragbar ist.

Die Mehrwegsysteme wurden mit vergleichbaren Spezifikationen zu dem aktuellen UBA-Ökobilanzvorhaben gerechnet, und wurden für den Vergleich mit den Ergebnissen der MEG-Flaschen aufgenommen.

Die Studie wurde vom ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH erstellt, im März 2023 einer kritischen Prüfung unterzogen und im April 2023 veröffentlicht. Die Autoren der Studie sind Andrea Drescher und Benedikt Kauertz. Auftraggeber der Studie war die MEG Weißenfels GmbH & Co. KG (MEG) die Innerhalb der Schwarz-Produktion der Schwarz-Gruppe (Lidl und Kaufland) die Produktion und Abfüllung von Mineralwasser und alkoholfreien Erfrischungsgetränken übernimmt. Innerhalb der MEG wurden die wesentlichen Schritte des Lebenszyklus von PET-Einwegflaschen vertikal integriert.

Das Vorgehen in der Studie wurde nicht mit dem Umweltbundesamt besprochen oder abgestimmt.

Fazit

Bei der Ökobilanz der PET-Einweg-Kreislaufflasche der MEG handelt es sich um unternehmensspezifische Ergebnisse und nicht wie von den ⁠UBA⁠-Mindestanforderungen zu Getränkeökobilanzen gefordert durchschnittliche Rahmenbedingungen. Die Berechnungen zeigen deutlich, dass ein Closed Loop Recycling und die unternehmensspezifischen Optimierungen zu sehr guten Ergebnissen in der Ökobilanz führen. Das System kann so aber nur funktionieren solange PET-⁠Rezyklate⁠ von anderen Flaschen eingespeist werden. Somit ist ein Teil der Optimierung nur möglich, weil die Belastungen durch Neumaterial teilweise außerhalb der Systemgrenzen der Berechnung anfallen. Es ist mit einem solchen System alleine nicht möglich die Getränkeversorgung von Deutschland zu erbringen. Das gerechnete PET-Einweg-System ist für den Betrieb immer auf Input von Neumaterial bzw. Recyclingmaterial von außen angewiesen. Zusätzlich gilt es für zukünftige Weichenstellungen zu berücksichtigen, dass Mehrweg aufgrund von lange Zeit ausgebliebenen Investitionen an vielen Stellen noch erhebliche Verbesserungspotenziale besitzt, die bei einem Ausbau des Systems voraussichtlich angegangen würden. Es ist davon auszugehen, dass die durchschnittlichen Belastungen von Mehrwegsystemen dadurch deutlich verringert werden können. Wenn Verbraucherinnen und Verbraucher sich für Mehrwegsysteme aus der Region entscheiden, entspricht ihre Wahl ebenfalls nicht einem durchschnittlichen System, sondern einem besseren. Das Mehrwegsystem ist skalierbar. Das bedeutet, dass es möglich ist Mehrwegsysteme mit kurzen Transportentfernungen für alle Verbraucherinnen anzubieten.

Bei einer Diskussion über die Mehrwegangebotspflicht ist auch zu berücksichtigen, dass es nicht darum geht Einweg zu verbieten. Das System kann weiterhin seine Vorteile generieren. Gleichzeitig kann bei einem Einsatz von Mehrweggebinden aus der Region ein wichtiger Impuls für optimierte Mehrwegsysteme gegeben werden, was insgesamt die Umweltbilanz der Getränkeversorgung in Deutschland verbessert.

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