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Ökoregionen und Seenzustand
Der Zustand von Seen spiegelt sich im Wesentlichen in ihrem Nährstoffreichtum wider. Das Nährstoffangebot steuert die Trophie eines Sees, die ein Maß für die im See stattfindende Primärproduktion (Umsetzung von Nährstoffen in pflanzliche Biomasse) darstellt. Die Trophie ist das Hauptkriterium der Zustandsklassifizierung. Nährstoffarme Seen werden als oligotroph bezeichnet, nährstoffreiche als eutroph. Der trophische Zustand eines Sees wird außerdem durch Faktoren wie die Seebeckengestalt, die Hydrologie und die Nährstoffeinträge aus dem Einzugsgebiet beeinflusst. Diese Faktoren sind von der Zugehörigkeit des Sees zu einer der drei Haupt-Ökoregionen Deutschlands (Alpen und Alpenvorland, Mittelgebirge, Norddeutsches Tiefland) abhängig.
Die Seen Deutschlands lassen sich zu den drei Haupt-Ökoregionen Deutschlands (Alpen und Alpenvorland, Mittelgebirge, Norddeutsches Tiefland) zuordnen. Auf Grund der Unterschiede hinsichtlich der klimatischen, geologischen und naturräumlichen Situation innerhalb der Ökoregionen zeigen sich in ihren Seen auch Unterschiede in der Morphologie, im Mischungsverhalten und dem trophischen Grundzustand.
Alpen und Alpenvorland
Diese Ökoregion umfasst alle Seen innerhalb der Alpen, am Alpenrand, sowie die nördlich davon gelegenen. Diese Seen zeichnen sich durch ein alpin geprägtes Einzugsgebiet (Gesteinschotter aus den Alpen) und einem geologisch bedingten (nördliche Kalkalpen) hohen Kalkgehalt aus .
Alpenseen sind durch ein alpines Abflussregime (Frühjahrs- und Sommerhochwässer infolge Schneeschmelze, hoher Schwebstoffanteil, niedrige Zuflusstemperatur) geprägt. Sie sind natürlicherweise nährstoffarm und besitzen eine geringe Primärproduktion.
Dagegen werden Alpenvorlandseen nicht durch Zuflüsse aus den Alpen gespeist, sind im Vergleich zu den Alpenseen wärmer, besitzen eine geringere oder keine Schwebstoffzufuhr und kleiner Einzugsgebiete. Flache Alpenvorlandseen können auch einen höheren potentiell natürlichen Trophiestatus besitzen.
Bodensee
Der größte deutsche See ist der im Dreiländereck Deutschland-Schweiz-Österreich gelegene Bodensee. Am Einzugsgebiet von 10 970 km2 hat Deutschland einen Anteil von 28%. Mit 252 m Maximaltiefe ist der Bodensee der tiefste See Deutschlands.
Der Bodensee (Baden-Württemberg/Bayern) ist der wohl am besten erforschte See Europas. Seine frühzeitige Eutrophierung in den 50er bis 80er Jahren konnte durch wohlorganisierte internationale Bemühungen gestoppt und in Teilen rückgängig gemacht werden. Dank der relativ geringen Austauschzeit verminderten sich die Phosphorkonzentrationen recht schnell und kontinuierlich, die Reaktion des Phytoplanktons bestand jedoch zunächst nur in einer Umstrukturierung der Zönose bei gleichbleibender Primärproduktion. Erst etwa zehn Jahre nach Verringerung der Phosphorkonzentration, ab 1990, wurde eine eindeutige Verminderung der Primärpoduktion beobachtet. Die Maßnahmen zur Reduzierung der P-Frachten konzentrierten sich zunächst auf die Verbesserung der Abwasserbehandlung. Diese Nährstoffquelle ist inzwischen weitestgehend ausgeschaltet, weitere Bemühungen konzentrieren sich jetzt auf die Reduzierung der diffusen Quellen.
Bei einem hohen Verbauungsgrad der Ufer kann es auch bei sehr guter Wasserqualität zu ökologischen Defiziten kommen. Ein Beispiel dafür ist möglicherweise der Bodensee. Hier wurden 59 Prozent der Uferlänge am Obersee und 43 Prozent der Uferlänge am Untersee als nicht naturnah eingestuft. Genauere biologische Untersuchungen müssen nun zeigen, ob sich der See trotzdem in einem „ökologisch guten Zustand“ entsprechend den Vorgaben der WRRL befindet.
Ammersee
Veränderungen sind dagegen an der Algengemeinschaft erkennbar, die ähnlich wie im Ammersee in den letzten Jahren wieder vermehrt Nährstoffarmut anzeigende Arten aufweist.
Der Ammersee, ein potenziell oligotropher See, war in den 60er Jahren stark eutrophiert. Durch umfangreiche Abwasser-Sanierungsmaßnahmen sowie die Einführung der Phosphathöchstmengenverordnung wurde er in den 80er Jahre entlastet. Auf Grund seiner geringen Austauschzeit verringerte sich der Gesamtphosphorgehalt im See sehr schnell. Es war, ähnlich wie in anderen Seen, zunächst jedoch kaum eine Verringerung der Phytoplanktonbiomasse oder der Chlorophyllkonzentrationen zu beobachten, da der vorhandene Phosphor durch eine Umstrukturierung der Algenzönose effektiver ausgenutzt wurde. Erst seit ungefähr Anfang der 90er Jahre war bei weiterer Verringerung der Gesamtphosphorkonzentrationen ein Rückgang der Phytoplanktonbiomasse zu beobachten. Derzeit scheint der See sich noch in einer Stabilisierungsphase zu befinden, die Schwankungen einzelner Parameter von Jahr zu Jahr sind relativ groß und werden leicht von externen Faktoren (Wetter, Zuflussregime) beeinflusst. Der Ammersee wird jetzt wieder als mesotroph eingestuft, der ursprünglich oligotrophe Zustand wird sich jedoch schon allein auf Grund der Nährstoffbelastung aus der Luft nicht wieder herstellen lassen. Die Ufer des Ammersees sind in weiten Bereichen stark beeinträchtigt.
Chiemsee
Die Eutrophierung des Chiemsees, die aus dem ursprünglich oligotrophen See ein eutrophes Gewässer gemacht hatte, konnte durch Abwasserfernhaltung gestoppt werden. Aufgrund der geringen Austauschrate wirkte sich die Verringerung der Phosphorfrachten schon recht schnell auf den Stoffumsatz im See aus. Anders als zum beispiel im Ammersee verringerte sich die Phytoplanktonbiomasse relativ schnell, die Phytoplanktonzönose hat sich jedoch noch nicht in Richtung Nährstoffarmut zeigender Arten umstrukturiert. Der See wird heute als mesotroph eingestuft. Die Ufer des Chiemsees sind durch intensive Besiedlung und touristische Nutzung geprägt. Nur noch wenige Bereiche sind naturbelassen. Die Schilfbestände zeigen einen starken Rückgang.
Starnberger See
Der Starnberger See konnte Anfang des Jahrhunderts noch als oligotroph gelten, wurde in der Nachkriegszeit dann aber innerhalb von etwa zehn Jahren durch Abwassereinleitung eutrophiert. Der wegen seiner langen Wasseraufenthaltszeit empfindliche See war jetzt schwach eutroph. Die in den 70er Jahren in zwei Stufen errichtete Ringkanalisation brachte eine Nährstoffentlastung. Weitere Bemühungen richten sich auf die Verminderung des Eintrags aus der Landwirtschaft durch Extensivierung. Eine Verringerung der seeinternen Phosphorkonzentrationen wurde wegen der langen Aufenthaltszeit erst etwa Mitte der 80er Jahre deutlich. Die Auswirkung auf die Planktonproduktion ist nicht ganz eindeutig: zwar zeigte sich mit abnehmenden Phosphorkonzentrationen eine Verringerung des hypolimnischen Sauerstoffdefizits und damit vermutlich auch der Primärproduktion, an den Sichttiefen oder den Chlorophyllkonzentrationen ist aber seit 1983 keine Verringerung der Produktion ablesbar.
Mittelgebirge
Die Ökoregion der Mittelgebirge schließt sich nördlich an das Alpenvorland an. Aufgrund der Geologie (vorherrschen von Granit, Gneis, Buntsandstein oder Schiefer) sind dies Mittelgebirgsseen meist kalkarm und leicht sauer. Die Anzahl natürlicher Seen mit einer Mindestgröße von 50 ha ist im Mittelgebirge sehr gering und die Mehrzahl der Standgewässer dieser Größe ist künstlich (Talsperren und Speicherbecken). Auf Grund der überwiegend durch Wald geprägten Einzugsgebiete ist für die Seen auf Festgestein eine potentielle Nährstoffarmut anzunehmen.
Laacher See
Morphometrie, Hydrologie und Nahrungsketten des Laacher Sees (Rheinland-Pfalz) wurden schon früh massiv vom Menschen beeinflusst. Trotzdem konnte der See, der durch seine Seebeckengestalt und sein kleines Einzugsgebiet günstige Voraussetzungen für eine geringe Produktivität besitzt, noch Anfang des 20. Jahrhunderts als oligotroph gelten. Fortgesetzte Abwassereinleitung bei geringer Wasseraustauschzeit führte jedoch schließlich zur Eutrophierung mit Sauerstoffschwund im Hypolimnion mit Schwefelwasserstoffbildung, verringerten Sichttiefen mit verkürzter Dauer des Klarwasserstadiums sowie Dominanz der Burgunderblutalge und Massenentwicklungen von Fadenalgen im Uferbereich. Obwohl die Einträge aus Abwasser seit etwa drei Jahrzehnten eingestellt sind, scheint der produktive Zustand des Sees instabil zu bleiben. Als Ursachen werden neben den Einträgen aus der Landwirtschaft die Störung der Nahrungskette durch intensive Fischbewirtschaftung sowie möglicherweise eine Phosphorrücklösung aus dem Sediment angesehen. Die Beeinträchtigung der Uferzonen durch Besucherströme wirkt sich ebenfalls negativ aus.
Unterbacher See
Der Unterbacher See (Nordrhein-Westfalen) ist ein etwa 75 Jahre alter polymiktischer Auskiesungssee, der nach seiner Entstehung stark vom Grundwasser durchströmt wurde. Der Stoffumsatz im See wird von submersen Makrophyten (teilweise seltenen Arten) dominiert, Plankton spielt eine untergeordnete Rolle, Röhricht ist kaum vorhanden. Der See ist einer intensiven Erholungsnutzung unterworfen. Ende der 80er Jahre sanken die Phosphorkonzentrationen im Freiwassers plötzlich ab, die Lebensgemeinschaften der Unterwasserpflanzen strukturierten sich in Richtung nährstoffärmere Verhältnisse zeigende Arten um, die eine noch größere Fläche des Seebodens besiedelten. Der aktuelle Trophiezustand des Unterbacher Sees ist mesotroph und entspricht seinem Referenzzustand.
Norddeutsches Tiefland
Diese Region schließt sich nördlich an die Mittelgebirge an und erstreckt sich bis zur Nord- und Ostsee. Auf Grund der unterschiedlichen geologischen Verhältnisse kommen kalkarme wie auch kalkreiche Seen vor, wobei die meisten flach sind. Im Vergleich zu den beiden anderen Ökoregionen sind die Seen des Norddeutschen Tiefland potentiell nährstoffreich.
Arendsee
Der Arendsee (Sachsen-Anhalt) wurde nach dem zweiten Weltkrieg durch fortgesetzte Abwassereinleitung eutrophiert. Obwohl schon in den 50er Jahren das Phytoplankton von Blaualgen dominiert war, kam es durch das günstige Verhältnis von Hypolimnion- zu Epilimnion-Volumen erst Ende der 60er zum Sauerstoffschwund im Tiefenwasser. Obwohl seit 1970 kein Abwasser mehr in den Arendsee gelangt, hat sich der trophische Zustand des Sees bisher nicht geändert. Die Umsatzprozesse im Arendsee, der mit über 100 Jahren eine extrem lange Austauschzeit besitzt, sind durch interne Prozesse, insbesondere Phosphorrücklösung aus dem Sediment, geprägt. Es wurde daher versucht, die Verringerung der Produktivität durch seeinterne Maßnahmen zu beschleunigen. Aber weder die seit 1976 installierte Tiefenwasserableitung noch die 1995 durchgeführte Seekreideaufspülung zeigten einen Erfolg. Der Arendsee muss heute als eutroph eingestuft werden. Fischereilich bedingte Störungen der Nahrungskette (Überbesatz mit der zooplanktonfressenden Kleinen Maräne) verstärken die Probleme. Die auf Grund der steil abfallenden Ufer nur schmale Röhrichtzone ist durch Erholungsnutzung (Bootsstege, Badestellen, Uferwanderweg) beeinträchtigt.
Stechlinsee
Der Stechlinsee ist ein relativ tiefer, dimiktischer, ursprünglich rein Grundwasser gespeister See. Trotz frühzeitiger anthropogener Eingriffe in den Wasserhaushalt konnte der See seinen oligotrophen Zustand mit sommerlichen Sichttiefen um 9 m und hypolimnischen Sauerstoffkonzentrationen, die stets über 6 mg O2/l lagen, bewahren. Die Einleitung von vergleichsweise nährstoffhaltigem Kühlwasser ab 1966 führte jedoch zu Veränderungen sowohl in den Makrophyten- als auch in den Phytoplanktongemeinschaften und zu einer Erhöhung der Produktivität und Biomasse, die auch an der Zunahme der Benthosbesiedlung deutlich wurde. Die Phosphorkonzentrationen im See änderten sich zunächst nicht auffällig und blieben im oligotrophen Bereich. Nach mehreren Jahrzehnten der Kühlwassereinleitung wurde jedoch auch an den Phosphorkonzentrationen im Tiefenwasser sichtbar, dass zumindest in den tiefsten Bereichen inzwischen zeitweilig eine deutliche P-Rücklösung stattfindet. Obwohl die Kühlwassereinleitung inzwischen seit über zehn Jahren eingestellt ist, ließ die exponentielle Zunahme dieser P-Akkumulation zunächst eine rasante Eutrophierung befürchten. Inzwischen scheint sich jedoch ein neues, wenn auch noch labiles Gleichgewicht eingestellt zu haben.
Sacrower See
Der Sacrower See (Brandenburg) ist ein dimiktischer, überwiegend grundwassergespeister See, der durch sein in Nord-Süd-Richtung ausgerichtetes rinnenförmiges Becken ein günstiges Hypo- zu Epilimnion-Verhältnis und eine sehr stabile Schichtung mit in manchen Jahren nicht vollständiger Durchmischung aufweist. Spätestens Anfang der 70er Jahre wurden deutliche Eutrophierungserscheinungen sichtbar, die durch Zustrom aus der hoch eutrophen Havel, dem ebenfalls hoch eutrophen Groß Glienicker See sowie aus diffusen Quellen (umliegende Felder, Sickergruben der nahegelegenen Gemeinden) verursacht wurden. Ende der 70er Jahre war im Sommer das gesamte Hypolimnion des Sacrower Sees nahezu sauerstofffrei. Der See war fast ganzjährig von Blaualgen dominiert, im Zooplankton herrschten kleine Formen vor, was vermutlich durch ein Übergewicht von zooplanktonfressenden Fischarten begünstigt wurde. Über weite Zeiträume herrschte vermutlich Stickstofflimitierung. Die Sanierung des Groß Glienicker Sees und die weitgehende Schließung der Verbindung zur ebenfalls nährstoffreichen Havel sowie nach der politischen Wende die Einführung phosphatfreier Waschmittel und die Umstrukturierung der Landwirtschaft führten zu einer deutlichen Reduzierung der externen Frachten und inzwischen zu einer Verminderung der epilimnischen Phosphorkonzentrationen, die jedoch noch immer im hoch eutrophen Bereich liegen. Eine von 1991 bis 1997 betriebene Tiefenwasserbelüftung brachte keine Verringerung der hypolimnischen Phosphorkonzentrationen. Das Planktonwachstum ist noch immer in weiten Phasen stickstofflimitiert. Der potenziell mesotrophe Sacrower See wird heute als hoch eutroph eingestuft.
Scharmützelsee
Der relativ nährstoffreiche Zustand des Scharmützelsees (Brandenburg) lässt sich insbesondere auf die Intensivierung der Landwirtschaft, den Einsatz phosphathaltiger Waschmittel, unzureichende Abwasseraufbereitung und Fischintensivhaltungen in den 1970er Jahren zurückführen. Die verbesserte Abwasserbehandlung in den letzten Jahren hat bereits zu einer deutlichen Reduzierung der Phosphorkonzentrationen geführt, die Einträge über die Kläranlagenabläufe stellen aber noch Belastungen für den Gewässerhaushalt dar. Für die Vegetationsperioden 1993 - 1997 deutete sich im Vergleich zu 1992 aufgrund einer Abnahme der mittleren Chlorophyll a-Konzentration bzw. einer Zunahme der mittleren Sichttiefe eine Trophieverbesserung - bei annähernd konstantem Phosphorniveau - an. Die Klassifikation des Istzustandes der Trophie ergab für das Jahr 1996 dennoch einen Trophiebereich von hoch eutroph bei einem mesotrophen Referenzzustand. Seit 1999 zeigen die Chlorophyll a-Konzentrationen erneut eine rückläufige Entwicklung verbunden mit einer deutlichen Zunahme der Sichtiefe. Dies führte zu einer Verminderung der Trophie um 1 Stufe, so dass sich der Scharmützelsee im Jahr 2000 in einem schwach eutrophen Zustand befand. Diese Entwicklung setzte sich jedoch in den Folgejahren nicht fort.
Großer Müggelsee
Als seenartige Erweiterung der Spree ist der Große Müggelsee (Berlin) ein stark durchflossener polymiktischer Flachsee. Der Stoffhaushalt wird zum einen durch die Frachten der Spree, zum anderen durch Umsatzprozesse am Sediment bestimmt. Hohe Phosphor- und Stickstofffrachten verursachten in den 60er Jahren eine Eutrophierung, die zu einer starken Abnahme der Sichttiefe mit kaum noch vorhandenem Klarwasserstadium und Blaualgendominanz von Mai bis Oktober führte. Die Unterwasservegetation verschwand fast völlig. Die Halbierung der Frachten führte ab 1990 zu deutlichen Veränderungen im See, wenn auch die Freisetzung von Phosphor aus dem Sediment durch die Verringerung der Nitratfrachten gefördert wurde, so dass bisher keine entsprechende Verringerung der seeinternen Phosphorkonzentrationen zu beobachten ist. Im Phytoplankton werden die Blaualgen jetzt immer mehr zurückgedrängt, das Klarwasserstadium ist ausgeprägter und dauert länger an. Submerse Makrophyten besiedeln wieder eine wenn auch noch geringe Fläche des Seebodens. Die weitere Ausbreitung der Makrophyten wird derzeit durch Fraß von Wasservögeln und Fischen behindert. Ob der See ohne weitere Maßnahmen in den makrophytendominierten Klarwasserzustand eines mesotrophen Flachsees zurückkehren wird, muss abgewartet werden.
Müritz
Die Müritz ist in weiten Teilen ein polymiktischer Flachsee, in den bereits seit über hundert Jahren Abwässer eingeleitet wurden. Die Belastung aus der Landwirtschaft, aus Fischmast und durch ungünstige fischereiliche Bewirtschaftung führten zum Höhepunkt der Nährstoffbelastung Ende der 60er Jahre zu Blaualgenblüten, Schwefelwasserstoff im Hypolimnion des geschichteten Seeteils (Binnenmüritz), einer Verarmung der Benthoszönose und vermutlich der Verdrängung der Characeen in weiten Bereichen des Seebodens. In der Außenmüritz blieben die Phytoplanktonbiomassen jedoch, vermutlich wegen der immer noch recht ausgedehnten Makrophytenbestände, relativ gering. Die Abwassersanierung begann 1970, Verbesserungen waren zunächst jedoch nicht sichtbar. Zumindest seit Mitte der 90er Jahre ist jedoch eine deutliche Verbesserung der Sichttiefen, eine Verlängerung des Klarwasserstadiums und zumindest in der Außenmüritz eine Verringerung der Gesamtphosphorkonzentrationen zu beobachten. In der Binnenmüritz ist zwar keine eindeutige Verringerung der Phosphorkonzentrationen zu beobachten. Es gibt jedoch Hinweise auf eine Verringerung der Primärproduktion und eine verminderte P-Rücklösung im Hypolimnion. Die starken Schwankungen bei den meisten Parametern und die von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlichen Phyto- und Zooplanktonsukzessionen deuten darauf hin, dass sich der See in einem instabilen Übergangszustand befindet.
Kummerower See
Der Kummerower See ist ein relativ stark durchströmter polymiktischer Flachsee, dessen aktueller eutropher Trophiezustand nach Beendigung der jahrzehntelangen Einleitungen der nur mechanisch gereinigten Abwässer der Stadt und der Industrie Malchins dem auf Grund seines großen Einzugsgebiets natürlicherweise zu erwartendem Trophieniveau entspricht. Ältere Untersuchungen, in denen das Vorkommen der später verschwundenen, Sauerstoff liebenden Kleinen Maräne und von ebenfalls eutrophierungsanfälligen Armleuchteralgen erwähnt wird, sowie paläolimnologische Untersuchungen zeigen jedoch, dass der heutige Zustand vom früheren stark abweicht. Die heute sehr hohen Gesamtphosphorkonzentrationen, die durch kurze sommerliche Stagnationsphasen mit anschließender Durchmischung und Aufwirbelung von rückgelöstem Phosphor begünstigt werden, werden jedoch vom Phytoplankton, das aus Diatomeen sowie einer sommerlichen Blaualgenblüte besteht, nicht sehr effektiv ausgenutzt. Die Chlorophyllkonzentrationen im Kummerower See bleiben vergleichsweise niedrig, die Sichttiefen vergleichsweise hoch. Die hohen Zooplanktondichten könnten die Ursache sein.
Plauer See
Der Plauer See ist ein gut gepufferter dimiktischer See, der spätestens in den 70er Jahren deutliche Eutrophierungserscheinungen zeigte. Durch das Fehlen älterer Untersuchungen kann keine eindeutige Aussage über seine jüngere Entwicklung gemacht werden. Die aktuellen Untersuchungen scheinen aber aufgrund der Sichttiefen und der Phytoplanktonzusammensetzung eine Verbesserung anzuzeigen. Das Phytoplanktonwachstum ist zeitweilig stickstofflimitiert. Der Phosphor wird daher nicht sehr effektiv in Phytoplanktonbiomasse umgesetzt, so dass die Chlorophyllkonzentrationen vergleichsweise niedrig bleiben. Das instabile Planktonmuster könnte darauf hinweisen, dass sich der Plauer See, ähnlich wie die Müritz, in einem Übergangsstadium zum mesotrophen Zustand befindet.
Schweriner See
Der Schweriner See, der viertgrößte See Deutschlands, ist ein jetzt wieder schwach eutropher stabil geschichteter See, dessen potenzieller Trophiezustand aufgrund seines verhältnismäßig kleinen Hypolimnionvolumens und der nährstoffreichen Böden im Einzugsgebiet mesotroph wäre. Durch einen Damm ist der See in zwei Becken getrennt, das steilwandigere des Innensees, in den die Abwässer der Stadt Schwerin eingeleitet wurden, und das in weiten Teilen flachere des Außensees, das die Auswirkungen der Eutrophierung zeitverzögert und leicht abgemildert zeigte. Die Eutrophierungserscheinungen des Sees, der in der Hochphasen Phosphorkonzentrationen im Milligrammbereich aufwies, umfassten neben akuten Sauerstoffproblemen mit Schwefelwasserstoffbildung im Tiefenwasser das regelmäßige Auftreten von Blaualgenblüten, das Aussterben sauerstoffliebender Fische, teilweise akute Fischsterben und das Auftreten von fädigen Grünalgen im Uferbereich. Vermutlich ist die Eutrophierung auch am Röhrichtsterben der 70er Jahre beteiligt. Erstaunlicherweise schien jedoch auch im Stadium der Hocheutrophierung stets ein Klarwasserstadium mit mehreren Metern Sichttiefe aufzutreten, das im Frühsommer meist mehrere Wochen anhielt. Seit Sanierung der Abwassereinleitung zu Beginn der 90er Jahre sind die Phosphorkonzentrationen kontinuierlich zurückgegangen. Als Grund für die relativ geringen Chlorophyllwerte und Phytoplanktonbiomassen bei hohen Sichttiefen kann eine effektive Kontrolle des Phytoplanktonwachstums durch das Zooplankton angenommen werden. Insgesamt ist der Zustand des Schweriner Sees sehr instabil und stark abhängig vom Wetter des jeweiligen Jahres.
Dobersdorfer See
Der Dobersdorfer See (Schleswig-Holstein) ist ein polymiktischer Flachsee von potenziell mesotrophem Zustand. Durch sein relativ kleines Einzugsgebiet besitzt er zwar gute Voraussetzungen für geringe Stoffeinträge, sein Mischungsregime – kurzfristige Schichtungsphasen mit Sauerstoffschwund im Tiefenwasser und P-Rücklösung gefolgt von anschließender Durchmischung – bewirkt jedoch eine sehr intensive Ausnutzung der Nährstoffe unter eutrophen Bedingungen. So konnten die Phosphor- und Stickstofffrachten durch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen zwar halbiert und die Konzentrationen im See deutlich reduziert werden, eine Verringerung der Primärproduktion wird jedoch auch nach zwanzig Jahren noch nicht sichtbar. Während in vielen anderen Seen mit günstigeren Voraussetzungen beobachtet wurde, dass trotz einer deutlichen Verringerung der P-Konzentrationen im See zwar die Primärproduktion zunächst gleich blieb, sich aber die Struktur der Phytoplanktonzönose änderte, blieb im Dobersdorfer See das jahreszeitliche Muster der Planktonsukzession relativ stabil. Da die Gesamtphosphorwerte immer noch recht hoch liegen, werden jetzt Maßnahmen zur Reduzierung der Einträge aus der Landwirtschaft ergriffen.
Großer Plöner See
Der Große Plöner See (Schleswig-Holstein) ist ein gut gepufferter, stabil geschichteter, tiefer See mit für seine Größe geringer Retentionszeit. Abwassereinleitung führte vermutlich bereits in den 60er Jahren zu einer Eutrophierung, die wahrscheinlich in den 70er Jahren ihren Höhepunkt erreichte. Ältere Untersuchungen deuten darauf hin, dass der See sich bereits in einem Übergang von einem schwach eutrophen, Diatomeen dominierten Gewässer zu einem hoch eutrophen Blaualgen dominierten See befand. Die Abwassereinleitungen sind heute jedoch weitestgehend saniert. Der Zustand des Sees scheint sich auf einem schwach eutrophen, stabilen Niveau mit Diatomeen-Dominanz und ausgeprägtem Klarwasserstadium stabilisiert zu haben. Da sein potenziell natürlicher Zustand jedoch oligotroph wäre, wird angestrebt, die Produktivität auf den mesotrophen Zustand zu verringern. Hierzu werden Maßnahmen zur Verringerung der Einträge aus der Landwirtschaft vorgeschlagen, die jetzt den Hauptanteil an den Nährstofffrachten haben. Die Ufer des Sees sind auf Grund seiner Größe und durch wiederholte Wasserspiegelveränderungen durch Erosionsvorgänge geprägt, die in weiten Bereichen durch das Verschwinden der Röhrichtbestände verstärkt werden. Die Ursachen für den drastischen Röhrichtrückgang sind ungeklärt.
Steinhuder Meer
Das Steinhuder Meer ist ein polymiktischer Flachsee, der durch seine extrem geringe Wassertiefe Besonderheiten aufweist. Schon vor der anthropogenen Eutrophierung im 20. Jahrhundert waren seine Sedimente durch Wind und Wellen einer starken Dynamik ausgesetzt. Bis dahin fand jedoch am windgeschützten, makrophytenbewachsenen Westteil des Sees eine Konsolidierung der Sedimente statt, so dass sich die Trübung des Sees durch die Treibmudden vermutlich in Grenzen gehalten hat. Die diffuse Belastung führte bereits Anfang 60er Jahre zu einer Eutrophierung und zum Übergang in den planktondominierten, makrophytenfreien Zustand. Da sich dieser Zustand durch die vermehrte Aufwirbelung des Sediments im Steinhuder Meer noch zusätzlich verstärkte, blieb er über Jahrzehnte stabil. Im Mai 1999 begann mit der plötzlichen Umstrukturierung der Planktonzönose, der Ausbildung eines Klarwasserstadiums, dem Wiederauftauchen von submersen Makrophyten, der drastischen Verringerung der Phosphor- und Stickstoffkonzentrationen und der Oxidation der stark reduzierten Sedimente ein Umschlagen in den makrophytendominierten Zustand. Ob der makrophytendominierte Zustand des Steinhuder Meers sich stabilisieren kann, muss sich in den nächsten Jahren erweisen. Da die Makrophyten durch die starken Erosionsprozesse nicht den gesamten See besiedeln können, ist ein stabiler Klarwasserzustand schwerer zu erreichen als in einem tieferen See. Die Ufer des Steinhuder Meers sind in weiten Bereichen durch Freizeitnutzung stark geschädigt.
Literaturhinweise
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Alle Texte und Karten sind zu beziehen beim: Kulturbuchverlag Berlin GmbH, Sprosserweg 3, 12351 Berlin.
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Formen und Strukturen der Fließgewässer - Ein Handbuch der morphologischen Fließgewässerkunde. Arbeitsbericht. Hennef 2002. Zum Preis von 40,50 € zu beziehen über die ATV-DVWK-Hauptgeschäftsstelle, Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef.
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