Alles Schädlinge, oder wie?

tote Schabe liegt auf einer Küchenanrichtezum Vergrößern anklicken
Schaben sind Vorrats- und Gesundheitsschädlinge
Quelle: JJ Gouin / Getty Images

„Schädlinge“ sind Tiere, die indirekt oder direkt Schäden herbeiführen können. Es gibt verschiedene Begriffe, die Schädlinge einteilen. Laut Infektionsschutzgesetz sind Gesundheitsschädlinge Tiere, die Krankheitserreger auf den Menschen übertragen können. Zu den Gesundheitsschädlingen werden Nager, verwilderte Haustauben und Arthropoden (⁠Gliederfüßer⁠, zum Beispiel Insekten) gezählt, die entweder am Menschen parasitieren (sogenannte Ektoparasiten, zum Beispiel Flöhe) oder Erreger auf den Menschen übertragen können (sogenannte Vektoren, zum Beispiel Stechmücken). Alle anderen tierischen Schädlinge (Hygieneschädlinge, Lästlinge) sind keine Gesundheitsschädlinge.

Das Umweltbundesamt hat ein Prüflabor für Gesundheitsschädlinge und ist auch verantwortlich für die Listung von Mitteln und Verfahren zur Bekämpfung von Gesundheitsschädlingen, Krätzmilben und Kopfläusen gemäß Paragraph 18 Absatz 4 Infektionsschutzgesetz (IfSG).

Weitere Informationen finden Sie hier:
Prüflabor Gesundheitsschädlinge | Umweltbundesamt

Oft wird der Begriff Hygieneschädling verwendet. Dieser Begriff ist eine Sammelbezeichnung für Tiere, die die menschliche Gesundheit stören oder Schäden im menschlichen Umfeld verursachen können (zum Beispiel Vorrats- und Materialschädlinge). Diese Sammelbezeichnung ist aber sehr ungenau und wird auch unterschiedlich definiert.

Je nachdem, welche Materialien befallen und geschädigt werden, können Schädlinge in Vorrats- und Materialschädlinge eingeteilt werden. Der Übergang zwischen diesen Gruppen ist allerdings fließend – es gibt Schädlinge, die sowohl Vorräte als auch Materialien befallen können (zum Beispiel Speckkäfer und Motten). Einige davon können indirekt auch Krankheitserreger übertragen und sind somit auch Gesundheitsschädlinge (zum Beispiel Milben, Schaben und Mäuse).

Neben diesen Schädlingen gibt es auch Arten, die sich zwar in und in der Nähe von Häusern aufhalten können, aber in der Regel keine negativen Auswirkungen haben. Zu diesen sogenannten Lästlingen gehören zum Beispiel Spinnen, vor denen sich viele Menschen ekeln. Außerdem werden Spinnennetze als störend und unästhetisch empfunden.

Nicht alle Arten und nicht jedes Auftreten von bestimmten Insekten-, Spinnen- und Nagetierarten muss bekämpft werden. Wichtig ist zunächst immer, die Art genau zu bestimmen. Dazu ist oft professionelle Hilfe nötig. Helfen können hierbei professionelle Schädlingsbekämpfer oder Institute, die eine verlässliche Bestimmung von Arten anbieten. Wenn geklärt ist, welcher Schädling oder Lästling vorliegt, kann entschieden werden ob und welche Bekämpfung nötig ist, zum Beispiel mit Bioziden oder ob alternative Maßnahmen ausreichen, um den Befall zu tilgen.

Am Beispiel eines Befalls von Vorräten mit Lebensmittelmotten sollen alternative Maßnahmen kurz erläutert werden:

  • neu gekaufte Lebens- und Futtermittel auf einen Befall mit Lebensmittelmotten kontrollieren;
  • Feststellung des Befalls mit Pheromonfallen ⇒ die männlichen Motten werden angezogen und bleiben an der Klebefläche haften;
  • Auffinden aller befallener Lebens-, aber auch Futtermittel ⇒ diese müssen entsorgt werden;
  • Vorratsbehälter und -schränke müssen gut gereinigt werden;
  • die Larven können sich auch an Decken oder in Schrankecken verspinnen ⇒ alle sichtbaren Larven entfernen.

Eine Übersicht über wichtige Schädlinge und Nützlinge, deren Bedeutung, Schadpotential und alternative Bekämpfungsoptionen geben die Artenporträts im Schädlingsratgeber.

Im Herbst wandern einige normalerweise im Freien lebende Insektenarten auf der Suche nach einem Überwinterungsquartier gelegentlich in Häuser und Wohnungen ein. Dazu gehören verschiedene Wanzenarten, aber auch Marienkäfer. Diese verirrten Gäste können geduldet werden oder durch Einfangen wieder ins Freie befördert werden, da sie sich nicht dauerhaft in menschlichen Häusern oder Wohnungen etablieren.

Weitere Informationen finden Sie hier:

Marienkäfer suchen Winterquartiere - NABU

Stinkwanzen und Kiefernwanzen: Unerwartete Herbstgäste - NABU

Viele Insektenarten, die wir als lästig empfinden, wenn sie in unsere Häuser einwandern, übernehmen in der Natur wichtige Aufgaben. Asseln und Ohrwürmer zum Beispiel vertilgen tote pflanzliche Substanz. Die Larven von Fliegen und einigen Käferarten entsorgen Tierkadaver. Im ⁠Außenbereich⁠, zum Beispiel im eigenen Garten, sollte daher von der Verwendung chemischer Mittel abgesehen werden. Während Klebefallen, zum Beispiel Gelbtafeln, im Haushalt eine gute biozidfreie Alternative zum Fangen lästiger Fliegen sind, sollten diese im Freien nicht verwendet werden. Klebefallen können eine Gefahr für Vögel und Fledermäuse sein. Wenn Vögel und Fledermäuse versuchen, die gefangenen Fliegen von der Falle zu fressen, können sie selbst kleben bleiben und sterben. Auch gekaufte oder selbstgebaute Fallen zum Fangen von Wespen sind nicht empfehlenswert. Sie locken und töten nicht nur die lästige Gemeine und Deutsche Wespe, sondern können auch zur Gefahr für nach Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) geschützten Arten werden, wie zum Beispiel die heimische Hornisse.

Werden Pflanzen durch Fraß geschädigt, handelt es sich um Pflanzenschädlinge. Auch hier stellt das Umweltbundesamt wichtige Arten im Garten vor und gibt Tipps für eine chemiefreie Bekämpfung.

Weitere Informationen finden Sie hier: Pflanzenschutz im Garten: Startseite | Umweltbundesamt

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