Ihre Ressourcen sind knapp oder Ihre Kommune ist nur wenig von den Folgen des Klimawandels betroffen? Sie wollen Ihre Bürger*innen oder Ihre Mitarbeitende trotzdem für das Thema Klimaanpassung sensibilisieren? Dann ist die Umsetzung einer Einzelmaßnahme das Richtige für Sie. Ihre Kommune kann so erste Erfahrungen mit der Anpassung sammeln und fachgebietsübergreifende Strukturen stärken.
Idealerweise haben Sie in Kapitel 3.7 im Rahmen der Erstellung Ihres Maßnahmenkatalogs wesentliche Eckpunkte zu jeder einzelnen Anpassungsmaßnahme in einem Maßnahmen-Steckbrief zusammengetragen und bestenfalls bereits eine Priorisierung vorgenommen, mit welchen Einzelmaßnahmen Sie konkret in die Umsetzung gehen wollen.
Die Umsetzung einer einzelnen Maßnahme ist generell ein guter Einstieg in das Anpassungsthema, übrigens auch ohne eine vorhandene Anpassungsstrategie. Sie können im Rahmen der Maßnahmenumsetzung Mitarbeitende Ihrer Kommune wie auch Bürger*innen an die Themen Klimawandel und Anpassung heranführen und das Bewusstsein für die Bedeutung und Notwendigkeit von Anpassungsmaßnahmen stärken. Zudem ist die Umsetzung einer Einzelmaßnahme für Ihre Kommune geeignet, wenn in vielen Sektoren ein eher geringes Klimarisiko besteht, sich stärkere Klimarisiken auf einen Bereich konzentrieren oder die Verknüpfung mit bereits geplanten Maßnahmen möglich ist.
Für den Anfang können Sie sowohl eine Maßnahme wählen, die die Sensitivität Ihrer Kommune verringert als auch eine, die die Anpassungsfähigkeit verbessert – oder eine Kombination von beidem. Maßnahmen zur Steigerung der Anpassungsfähigkeit (vgl. Kapitel 3.4) lassen sich häufig kostengünstiger umsetzen und können breite Teile der Bevölkerung erreichen. Eine Informationskampagne zur Hitzebelastung im Sommer kann beispielsweise große Wirkungen erzielen, selbst wenn Sie lediglich aus einem Flyer mit Verhaltenshinweisen besteht. Maßnahmen zur Senkung der Sensitivität bieten sich vor allem dann an, wenn sie sich mit anderen, bereits geplanten Maßnahmen verknüpfen lassen. Auf diese Weise können Sie Synergieeffekt nutzen (siehe Schattenspender: Die Mitmach-Kampagne des UBA).
Die folgenden Überlegungen stellen weitere Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung von einzelnen Anpassungsmaßnahmen dar:
Voraussetzungen prüfen: Einige Maßnahmen, wie Dachbegrünungen oder die Pflanzung von Straßenbäumen, ergeben keinen Sinn, wenn Sie nicht vorher die Dachstatik bzw. den Verlauf von Leitungstrassen und Kanälen im Straßenbereich geprüft haben. Prüfen Sie auch die rechtlichen und normativen Vorgaben im Zusammenhang mit der Umsetzung der gewählten Maßnahme.
Wissenschaftlich absichern: Sichern Sie die Einzelmaßnahme je nach Umfang und Notwendigkeit wissenschaftlich ab. Suchen Sie den Kontakt zu Hochschulen und Fachbüros mit Ortskenntnissen.
„Hot Spots“ berücksichtigen: Konzentrieren Sie sich mit Ihrer Einzelmaßnahme auf Gebiete und Bereiche in Ihrer Kommune, in denen sich bestimmte Klimarisiken konzentrieren und ein hoher Handlungsbedarf besteht, z. B. auf innerstädtische Bereiche mit wenig Stadtgrün, einem hohen Versiegelungsgrad und einer generellen Hitzebelastung in den Sommermonaten.
No-regret-Maßnahmen wählen: Entscheiden Sie sich auch für eine sogenannte no-regret Maßnahme, eine Maßnahme ohne Bedauern, die in jedem Fall für Ihre Kommune von Nutzen ist, egal wie sich der Klimawandel in Ihrer Region entwickelt. z. B. die Aufrechterhaltung der Funktion von Entwässerungsgräben. Dieser Maßnahmentyp lässt sich in der Regel schnell umsetzen.
Gelegenheitsfenster nutzen: Bedenken Sie, dass die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen einfacher und kostengünstiger wird, wenn Sie Gelegenheitsfenster, wie etwa ohnehin geplante Maßnahmen, nutzen. So bietet eine Maßnahme zur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden ein Gelegenheitsfenster, Klimaanpassungsmaßnahmen im Wohnungsbestand zu realisieren. Bei einer Straßenneuplanung können bei der klimaanpassten Wahl des geeigneten Baumaterials hitzebeständige Materialien oder die Aufhellung von Straßenflächen mitgedacht werden. Bedenken Sie auch, dass die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen einfacher und kostengünstiger wird, wenn Sie Gelegenheitsfenster wie etwa ohnehin geplante Umbaumaßnahmen nutzen. Dadurch, dass derzeit Umsetzungsprozesse zur Hochwasserrisikomanagementrichtlinie (HWRM-RL) oder zur Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) laufen, können Sie beispielsweise Hochwasserschutzmaßnahmen sehr gut in laufende Prozesse integrieren und umfangreiche Synergieeffekte nutzen.
Querschnittsthema: Partizipation
Bei der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen ist die Zusammenarbeit verschiedener Bereiche innerhalb der Kommune ein entscheidender und das Ergebnis beeinflussender Faktor. Binden Sie daher für die Planung und Umsetzung der Einzelmaßnahme relevante Verwaltungsbereiche, Träger öffentlicher Belange und betroffene Bürger*innen frühzeitig ein. Neben der Schaffung von Akzeptanz für die Maßnahme können Sie mögliche Zielkonflikte entschärfen sowie Synergien mit anderen Aktivitäten Ihrer Kommune aufdecken und nutzen. Durch die Beteiligung kann der Abstimmungsbedarf zwar anwachsen, letztlich wird die Planungsarbeit durch frühzeitige Absprachen aber erleichtert und qualitativ verbessert. Informieren Sie beteiligte und betroffene Einrichtungen und Personen regelmäßig über die Planungs- und Umsetzungsschritte Ihrer Maßnahme.
Richtigen Zeitpunkt wählen
Wann der richtige Zeitpunkt für Anpassungsmaßnahmen ist, hängt in erster Linie von der Dringlichkeit des Handelns ab. Je kurzfristiger ein Klimarisiko voraussichtlich eintreten wird und je umfangreicher dieses ist, desto schneller sollten Sie Gegenmaßnahmen definieren und umsetzen. Doch auch wenn Klimarisiken erst längerfristig relevant werden, ist es von Vorteil diesen zeitnah und aktiv zu begegnen. Ein Grund dafür ist, dass rechtzeitiges, vorausschauendes Handeln in den meisten Fällen kostengünstiger ist als abzuwarten. Zudem dauert es bei bestimmten Maßnahmen länger, sie zu planen und zu vermeiden, sodass eine kurzfristige Umsetzung nicht möglich ist. Dies gilt besonders für größere Infrastrukturvorhaben (z. B. Hochwasserschutzanlagen). Wenn Sie also den richtigen Zeitpunkt des Handelns bestimmen wollen, sollten Sie fragen, wann ein (starkes) Klimarisiko eintritt und wieviel Vorlaufzeit Sie für die Planung, Umsetzung und Wirkung einer Anpassungsmaßnahme benötigen.
Die Anpassung kann auch als Beschleuniger für Ideen oder Projekte genutzt werden, wenn durch Betroffenheiten zusätzlicher Handlungsbedarf entsteht. So dient die Anpassung als Hebel, um bisher vielleicht nicht vollständig finanzierte, aber sinnvolle Projekte umsetzen zu können.
Querschnittsthema: Kommunikation
Die Kommunikation von Anpassungsmaßnahmen ist eng mit der Kommunikation von Klimarisiken verbunden. Dabei ist zu beachten, dass negative Emotionen dazu führen können, dass eine nähere Auseinandersetzung mit diesen Klimarisiken ausbleibt und wichtige Informationen ignoriert werden. Beugen Sie Angst und Schuldgefühlen vor, indem Sie drastische Schilderungen und katastrophale Szenarien vermeiden. Aktivieren Sie stattdessen Gefühle wie Hoffnung, Neugier und Stolz, die durch das Entwickeln positiver Zukunftsbilder gezielt angesprochen werden. Die Kommunikation einer langfristigen Vision, beispielsweise die einer klimarobusten Stadt, kann hierbei hilfreich sein. Die Kommunikation sollte ein ausgewogenes Verhältnis von analytisch-wissenschaftlichen und emotionsbezogenen Elementen aufweisen. Letztere haben ein hohes Motivationspotenzial, da Emotionen ein wesentlicher Motor für menschliches Handeln sind. Allerdings sollte der emotionale Anteil der Kommunikation in angemessenem Verhältnis zu den vermittelten Fakten stehen. Für weite Kreise der Öffentlichkeit ist Anpassung immer noch ein neues und unvertrautes Thema, das eine gute Heranführung und verständliche Argumentation erfordert. Beachten Sie dies in Ihrer Kommunikation und lenken Sie im weiteren Prozess die Aufmerksamkeit entsprechend. Gleichzeitig lässt sich in der Öffentlichkeit aber auch ein zunehmendes Bewusstsein für den Klimawandel beobachten, was sich gut als Einstieg in das Thema nutzen lässt. Extremwetterereignisse, die die Zuhörer*innen selbst erfahren haben, bieten sich ebenso als Anknüpfungspunkte an wie die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
Aufgabe: Umsetzung und Kommunikation einer Anpassungsmaßnahme
Überlegen Sie gemeinsam mit dem Projektteam, welche Aktivität sich als erste Einzelmaßnahme zur Anpassung an den Klimawandel für Ihre Kommune eignet und beginnen Sie mit der Planung und Umsetzung. Beschreiben Sie zudem mit welchen Ansätzen und Kommunikationsformaten Sie die Maßnahme kommunizieren würden und ergänzen Sie damit Ihr Kommunikationskonzept, welches Sie in Kapitel 1.6 erstellt haben.
Legen Sie ein besonderes Augenmerk auf Aspekte wie Öffentlichkeitswirksamkeit und Synergieeffekte der Einzelmaßnahme mit anderen Aktivitäten in der Kommune.
Betrachten Sie eventuelle Chancen, die sich mit der Umsetzung der Einzelmaßnahme ergeben.
Versuchen Sie, den Bürgermeister oder die Bürgermeisterin oder andere Schlüsselpersonen aus Ihrer Kommune für die Unterstützung und Bewerbung der Maßnahme zu gewinnen.
Bewerben Sie die Maßnahme zur Senkung der Sensitivität, beispielsweise eine Infrastrukturmaßnahme, offensiv und laden Sie interessierte Bürger*innen zu Informationsveranstaltungen vor Ort ein.
Formulieren Sie eine Pressemittteilung zu der Maßnahme und stellen den Zusammenhang zum Thema Anpassung an den Klimawandel sowie den Nutzen der Maßnahme heraus. Integrieren Sie je nach Auswahl der Maßnahme praxisnahe, zielgruppenspezifische und handlungsmotivierende Hinweise in die Pressemitteilung.
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
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