4.1 Wie erstellen Sie eine Klimaanpassungsstrategie?
Eine Anpassungsstrategie bildet den Rahmen für einen erfolgreichen Anpassungsprozess. Die Bestandteile dieser Strategie sind abhängig vom Kontext und von der Zielsetzung. Übergeordnete strategische Ziele, eine Übersicht über die wichtigsten Betroffenheiten sowie Beschreibungen und Bewertungen einzuleitender Maßnahmen sind die zentralen Bausteine einer Anpassungsstrategie.
Nachdem Sie die Klimarisiken Ihrer Kommune und Anpassungsoptionen identifiziert und ausgewählt haben, können Sie einen Rahmen für die Maßnahmenumsetzung festlegen. Dieser wird in der Regel von einer Klimaanpassungsstrategie oder einem Klimaanpassungskonzept mit einem integrierten Maßnahmenkatalog (siehe Kapitel 3.7) geleitet. Dabei handelt es um ein zentrales Referenzdokument, das die identifizierten Klimarisiken, formulierten Anpassungsziele und priorisierten Anpassungsoptionen beschreibt. Sie können auch den Weg einiger Kommunen gehen, die sowohl eine Klimaanpassungsstrategie als auch einen Aktionsplan als separate Dokumente erarbeiten und veröffentlichen.
Schließlich können Sie die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen auch in bestehende sektorale Politiken und Strategien (z. B. Gesundheit, Stadtplanung, Verkehr) integrieren. In diesem Fall ist es dennoch ratsam, ein Strategiedokument zu erstellen, das die wichtigsten Auswirkungen, Sektoren und politischen Handlungsfelder für die Integration von Anpassungsmaßnahmen beschreibt. Schließlich ist es denkbar, dass Sie Anpassungsstrategien für ausgewählte Klimarisiken entwickeln, z. B. Strategien zum Regenwassermanagement gegen urbane Sturzfluten oder ein Klimaanpassungskonzept gegen überhitzte Städte.
"Die Entwicklung einer lokalen Klimaanpassungsstrategie war bei uns eine logische Konsequenz aus den bisherigen kommunalen Klimaschutzaktivitäten."
Hans-Joachim Kosubek, Bürgermeister von Worms
Die Koordination der Ausarbeitung der Klimaanpassungsstrategie und des Aktionsplans ist die Aufgabe der Leitung des Projektteams. Mit der konkreten Ausarbeitung und redaktionellen Bearbeitung sollten Sie das Projektteam beauftragen, ggfs. mit Unterstützung eines externen Fachbüros. Sie führen die Elemente der Anpassungsstrategie und des Aktionsplans in einem größeren Dokument zusammen oder Sie haben sich entschieden, Strategie und Aktionsplan einzeln zu dokumentieren und zu veröffentlichen.
Klimawandel: Bestandsaufnahme zur lokalklimatischen Ausgangssituation; Klimaveränderungen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; Beschreibung klimatischer Einflüsse (Klimaparameter, Extremwetterereignisse)
Klimawirkungen und -risiken: Darstellung und Beschreibung der aktuellen und zukünftigen direkten und indirekten Klimawirkungen sowie deren Risiken und Chancen; Auswirkungen auf relevante kommunale Handlungsfelder
Prioritäten/„Hot spots“: Darstellung und Beschreibung besonders relevanter Klimarisiken sowie besonders betroffener Gebiete, Sektoren und Personengruppen einschließlich der angewandten Priorisierungsprozesse und Auswahlkriterien
Akteursbeteiligung: Beschreibung der Zusammenarbeit von Behörden innerhalb und außerhalb der Kommune sowie der Beteiligung anderer öffentlicher und privater Akteur*innen, einschließlich Bürger*innen
Anpassungskapazität: Hinweise darauf, wie sich die Kommune auf den zukünftigen Klimawandel anpassen wird, z.B. personell, institutionell, finanziell
Anpassungsziele: Kernziele der Anpassung in Ihrer Kommune sowie strategischer Ausrichtungen ggfs. Leitbild oder Leitprinzipien
Monitoring und Evaluation: Angaben zum Controllingkonzept mit Hinweisen auf das Klimawandel-, Klimafolgen- und Anpassungs-Monitoring sowie auf die Evaluation der Maßnahmenumsetzung
Öffentlichkeitarbeit: Hinweise auf Informations- und Sensibilisierungsmaßnahmen
Zukunftsperspektiven/Empfehlungen: Angaben zur Geltungsdauer der Klimaanpassungsstrategie und zur Weiterentwicklung der Strategie; Praktische Handlungsempfehlungen für kommunale Akteure
Zentrale Elemente des Aktionsplans:
Einführung: Bezug zur Klimaanpassungsstrategie
Übersichten: Zusammenstellung aller Anpassungsmaßnahmen in einer tabellarischen Übersicht mit Kennung und Titel der Maßnahme; Kategorisierungsoptionen: Handlungsfelder, Anpassungsziele, übergeordnete/gesamtstädtische und quartiersbezogene/lokale Maßnahmen
Maßnahmen-Steckbriefe: Beschreibung der priorisierten Anpassungsmaßnahmen bzw. Schlüsselmaßnahmen in Form von Steckbriefen
Evaluation: Hinweise zur Evaluation zur Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen
Sobald ein erster Entwurf der Anpassungsstrategie vorliegt, sollte dieser der verwaltungsübergreifenden Arbeitsgruppe zur Überprüfung, Kommentierung und Bearbeitung weitergeleitet werden. Indem Sie einen Entwurf an ein breiteres Publikum als die Redaktionsgruppe verteilen, erstellen Sie ein auf Konsens ausgerichtetes Dokument, anstatt eines, das einer kleinen Gruppe „gehört“.
Querschnittsthema: Partizipation
Eine Klimaanpassungsstrategie kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie gemeinsam mit vielen kommunalen Akteur*innen entwickelt, geplant und umgesetzt wird. Sie sollten deshalb Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung, Unternehmen, Vereinen und Verbänden sowie Bürger*innen aktiv in die Erstellung einer Anpassungstrategie einbinden (siehe Kapitel 1.5). Die Einbindung der Akteur*innen können Sie über verschiedene Beteilungsformate organisieren, z. B. Akteursworkshops mit Arbeitsgruppen, Fachwerkstätten, Konferenzen, Bürger*innenversammlungen, Auftakt- und Abschlussveranstaltungen, Ideen- und Kooperationsbörsen sowie Befragungen. Auch eine Online-Beteiligung über Videokonferenzen und –workshops sowie Online-Plattformen, auf denen die Akteur*innen, insbesondere Bürger*innen über eine interaktive Karte ihre Anregungen, Beobachtungen und Hinweise eintragen können, sind denkbar. Diese Formen der Beteiligung sind zwar unerlässlich für die Bewusstseinsbildung, es kann hier jedoch noch nicht von direkter Partizipation gesprochen werden. Diese ist gegeben, wenn die Akteur*innen in Ihrer Kommune als gleichberechtigte Partner oder zumindest als teilnehmende Außenstehende in Entscheidungsprozesse bezüglich der Strategieentwicklung und Maßnahmenumsetzung direkt eingebunden sind und somit Einfluss auf das Ergebnis nehmen können. Unabdingbar ist die politische Zustimmung, d. h. die formelle Anerkennung der entwickelten Strategie, um auch langfristig die Nachhaltigkeit der Anpassungsmaßnahmen sicherzustellen (siehe Kapitel 1.2)
Aufgabe: Entwicklung einer Klimaanpassungsstrategie
Führen Sie die bisher gesammelten Informationen zu Anpassungszielen, Betroffenheiten und möglichen Anpassungsmaßnahmen in einer Anpassungsstrategie zusammen.
Achten Sie bei der Strategieentwicklung auf mögliche Synergien und Konflikte zwischen verschiedenen Anpassungsmaßnahmen oder zwischen Maßnahmen zur Anpassung und Maßnahmen in anderen Bereichen.
Beziehen Sie bei der Strategieentwicklung verwaltungsinterne und -externe Akteur*innen ein.
Ein Vorwort der Bürgermeisterin oder des Bürgermeisters kann der Strategie zusätzliches Gewicht verleihen.
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
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