Wirkstrang – Beispiel aus dem Handlungsfeld Tourismuswirtschaft
Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Die globale Klimaerwärmung drückt sich auch in Deutschland in einer steigenden mittleren Lufttemperatur aus. Im Flächenmittel nahm das Jahresmittel der Lufttemperatur von 1881 bis 2022 um 1,7 °C zu. Die Erwärmung beschleunigt sich dabei zusehends. In den letzten fünf Jahrzehnten betrug der Temperaturanstieg je Dekade 0,38 °C und lag damit mehr als dreimal über dem Wert von 0,12 °C je Dekade, der sich für den gesamten Zeitraum seit 1881 ergibt. Seit den 1960er-Jahren war in Deutschland jedes Jahrzehnt deutlich wärmer als das Jahrzehnt davor. Neun der zehn wärmsten Jahre in Deutschland wurden nach der Jahrtausendwende gemessen (siehe Abschnitt "Mittlere Klimaänderungen").
Auch die Meerwassertemperatur ist in den vergangenen Jahrzehnten angestiegen (siehe Indikator KM-I-1). An der deutschen Nord- und Ostseeküste wirkt sich das positiv auf die Dauer der potenziellen Badeperiode aus, also die Zeitspanne, in der die Meerwassertemperatur einen Badeurlaub oder Badeaktivitäten potenziell ermöglicht. In der Regel stellen sich geeignete Temperaturbedingungen im Laufe des Juni ein und dauern bis in den Oktober hinein an. Seit Ende der 1980er-Jahre treten die ersten potenziellen Badetage dabei immer früher im Jahr auf, die letzten dieser Tage verschieben sich immer später in den Herbst. Auch wenn es zwischen den Jahren starke Schwankungen gibt, nimmt die Länge der potenziellen Badeperiode an Nord- und Ostsee signifikant zu.
Für viele touristische Destinationen in Deutschland können günstiger werdende klimatische Bedingungen eine Chance bieten, ihr touristisches Angebot zu erweitern und die Nachfrage saisonübergreifend zu erhöhen. Vor allem Destinationen mit einem bislang starken saisonalen Fokus können sich dadurch unabhängiger von einer Kernsaison machen, die an einzelne touristische Aktivitäten oder Attraktionen gebunden ist. Dies gilt in Deutschland besonders für den touristischen Großraum Küste, in dem die Saisonalität – gemessen als Verhältnis der Übernachtungen im nachfragestärksten zum nachfrageschwächsten Monat eines Kalenderjahres –am stärksten ausgeprägt ist. Im Jahr 2019 reichte die Spanne der Übernachtungszahlen von knapp 2 Mio. Übernachtungen im Januar bis zu über 12 Mio. Übernachtungen im Juli. Im Sommerhalbjahr der Tourismusstatistik (Mai bis Oktober) wurden hier beinahe drei Viertel (73 %) der Übernachtungen verbucht.
In der Küstenregion hat, wie auch in allen anderen touristischen Großräumen in Deutschland, die Saisonalität der Übernachtungsnachfrage signifikant abgenommen. Dies deutet auf eine steigende Auslastung in Monaten hin, in denen bislang wenig Übernachtungen verzeichnet wurden. Sofern damit eine wachsende Unabhängigkeit von einzelnen besonders nachfragestarken Monaten verbunden ist, kann dies als eine chancenorientierte Anpassung an den Klimawandel gewertet werden.