Starkregen

Eine Frau mit einer Regenjacke steht im Wasser.zum Vergrößern anklicken
Extreme Wetterereignisse werden durch den Klimawandel heftiger und häufiger.
Quelle: Jürgen Flächle / Fotolia.com

Aufgrund der Erderhitzung werden extreme Wetterereignisse häufiger und heftiger auftreten. Neben konsequentem Klimaschutz ist es daher wichtig, dass wir uns anpassen. Wir zeigen, wie Kommunen und Privatpersonen gegen Starkregen vorsorgen können.

Bei einem ungebremsten ⁠Klimawandel⁠ würden die Risiken durch Hitze, Trockenheit und ⁠Starkregen⁠ im gesamten Bundesgebiet künftig stark ansteigen. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Klimawirkungs- und Risikoanalyse (KWRA) des Bundes. Wir zeigen hier Beispiele dafür, wie sich Kommunen besser an Starkregenereignisse anpassen können.

⁠UBA⁠-Projekt Regen//Sicher

Um Städte und Gemeinden wirksam vor den Folgen von ⁠Starkregen⁠ zu schützen, benötigt es vor Ort gemeinsame Anstrengungen von Kommune und Bürger*innen. Im Vorhaben „Regen//Sicher“ im Auftrag des Umweltbundesamts wurde deshalb ein breites Spektrum an Kommunikations- und Aktivierungsformaten in den Modellkommunen Worms, Lübeck sowie Bad Liebenwerda und Elsterwerda entwickelt und erprobt. Kommunen können durch gezielte Kommunikationsinstrumente wie Nachbarschaftsberatungen oder Stadteilworkshops Bürger*innen motivieren, Vorkehrungen für ⁠Starkregen⁠ (zum Beispiel Einbau von Rückstauklappen, Schaffung von Versickerungsflächen) zu treffen. Zudem wurden im Projekt diverse Materialien, Konzepte und Leitfäden für Kommunen entwickelt, die Bürger*innen bei der Starkregenvorsorge beteiligen wollen. Die Materialien sind auf der Projektwebseite des UBA zu finden.

Solingen: „Kommunale Überflutungsvorsorge in Zeiten des Klimawandels“

Wegen der zunehmenden Überflutungsgefahr haben die Technischen Betriebe Solingen (TBS) ihre klassische Entwässerungsplanung zu einer "integralen Entwässerungsplanung" zusammengefasst. Nunmehr werden Kanalnetzbewirtschaftung, Grundstücksentwässerung, Wasserbewirtschaftung und Überflutungsschutz in einem einzigen Sachgebiet umgesetzt, welches den Überflutungsschutz als Kümmerer für die Stadt koordiniert. Damit veränderten die TBS nicht nur Inhaltliches sondern auch Organisatorisches. Im Ergebnis wird das Kanalnetz nicht mehr als alleinige Entwässerungs-Option angesehen. So kommt die Kommune beim Überflutungsschutz zu neuen, auch „oberflächigen“ Lösungen: Entsiegelungs- sowie Begrünungsmaßnahmen vermindern und Retention drosselt den ⁠Abfluss⁠. Neue Notwasserwege ermöglichen nun den schadlosen ⁠Abfluss⁠ durch Siedlungsgebiete. Zusätzlich wurden durch Analyse- und Simulationsverfahren Überflutungsschwerpunkte identifiziert und angepasst. Die Stadt kennt jetzt das Risikopotential für einzelne Infrastrukturen. Bei Infrastrukturplanungen wird der Beitrag jeder Maßnahme zum Überflutungsschutz ämterübergreifend abgestimmt. Um Private mit in die Pflicht zu nehmen, baute die TBS ein Beratungs-, Warn- und Informationskonzept auf, welches neben Flyern, eine Webseite, Beratung, eine Online-Selbsteinschätzung und eine StarkregenwarnApp umfasst. Mit dem Aufbau der „integralen Entwässerungsplanung“, für die es 2018 vom UBA den Preis des „Blauen Kompass“ gab, ist die Stadt Solingen gut aufgestellt, um Starkregenrisiken wirtschaftlich zu begegnen.

Renaturierung von Bächen in Arnsberg

Arnsberg hat Konsequenzen gezogen aus zwei verheerenden Starkregen, die im Sommer 2007 mehrere Ortsteile überflutet haben. Zum Schutz vor zukünftigen Extremwetterereignissen hat die Stadt ein Hochwasserschutzkonzept geplant und innerhalb kurzer Zeit Maßnahmen umgesetzt wie die Renaturierung und Verbreiterung mehrerer Bäche im Stadtgebiet. Bei einem erneuten Starkregen im Jahr 2010 konnten Schäden verhindert werden, die ohne die Maßnahmen eingetreten wären. Maßgeblich für den schnellen Erfolg des Projektes war die systematische Einbindung der Betroffenen. Die Beteiligten aus Verwaltung und Bevölkerung arbeiteten engagiert mit den Ingenieurbüros zusammen, die die Maßnahmen durchführten. Mehr Informationen in diesem Video.

UBA-Portal zur Renaturierung von Fließgewässern

Durch Gewässerrenaturierungen können Überschwemmungsflächen zurückgewonnen und Hochwasserrisiken verringert werden. Die online Plattform „Renaturierung von Fließgewässern“ des UBA stellt Informationen für potenzielle Maßnahmenträger von Renaturierungsprojekten zusammen. Ziel der Fließgewässerrenaturierung ist es, Flüsse und Bäche wieder naturnäher zu gestalten und ihren ökologischen Zustand zu verbessern.

Tatenbank und klivo.de

Praktische Leitfäden für Planer, Kommunen und Private, die aufzeigen, wie Starkregenvorsorge gelingt, finden sich im Klimavorsorge-Portal des Bundes www.klivo.de. In der Tatenbank sammelt das Umweltbundesamt Maßnahmen und Projekte zur ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ in Deutschland. Über 200 Maßnahmen zu verschiedenen Themenfeldern – u.a. auch zur Starkregenvorsorge - sind in der Tatenbank recherchierbar: www.tatenbank.anpassung.net

Publikationen und weitere Informationen

Die UBA-Broschüre „Klimaanpassung in der räumlichen Planung“ zeigt an unterschiedlichen Fällen, wie Anpassungsmaßnahmen in der ⁠Raumordnung⁠ und ⁠Bauleitplanung⁠ umgesetzt und mit den vielfältigen anderen städtebaulichen und Umweltschutzbelangen der Siedlungsplanung in Einklang gebracht werden können. Die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (⁠LAWA⁠) hat 2018 eine Strategie für ein Starkregenrisikomanagement erarbeitet. Ziele sind die Verbesserung der ⁠Vorhersage⁠- und Frühwarnsysteme, der Risikobewertung und -kommunikation, der Aufklärung der Bevölkerung über Verhaltensweisen im Krisenfall sowie Aspekte der vorsorgenden Raum- und Stadtplanung sowie Flächennutzung. Die Studie „Vorsorge gegen Starkregenereignisse und Maßnahmen zur wassersensiblen Stadtentwicklung – Analyse des Standes der Starkregenvorsorge in Deutschland und Ableitung zukünftigen Handlungsbedarfs“ im Auftrag des UBA gibt umfangreiche Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Starkregenvorsorge in Deutschland. Dazu wurden zunächst zahlreiche Projekte recherchiert und beispielhafte Maßnahmen und Instrumente zur Starkregenvorsorge aus den Bereichen Multifunktionale Flächennutzung, Starkregengefahrenkarten sowie Warnung und Kommunikation näher analysiert. Herauszuheben ist die Rolle der Starkregengefahrenkarten als wichtiges Instrument der Risikokommunikation. Ein Forschungsprojekt des Gesamtverbands der Versicherer (GDV) untersuchte die Häufigkeit und Schadenspotentiale von Starkregenereignissen. Es konnte aufgezeigt werden, dass kurze (1 - 9 Stunden) im Vergleich zu längeren Starkregen (12 - 72 Stunden) die meisten Schäden verursachen. Zusätzlich konnte festgestellt werden, dass die Häufigkeit der kurzen Starkregenereignisse seit 2001 bis 2018 nicht abgenommen hat und jeder Ort in Deutschland betroffen sein kann (siehe Abbildung 1).

Grafik Zahl der Starkregenereignisse 2001 -2018
Abbildung 1: Zahl der Starkregenereignisse 2001 -2018
Quelle: DWD/GDV