Englisch als „Intergovernmental Science-Policy Panel on Chemicals, Waste and Pollution“ (ISPCWP) bezeichnet, ist der Weltchemikalienrat neben Weltklimarat (IPCC) und Weltbiodiversitätsrat (IPBES) das dritte wissenschaftsbasierte Gremium, das mit globaler Ausrichtung arbeiten wird - seit längerer Zeit war klar, dass es auch im Bereich Chemikalien, Abfälle und Umweltverschmutzung einer weltweit anerkannten Politikberatung durch die Wissenschaft bedarf. Dies brachte schließlich UNEA-Resolution 5/8 zum Ausdruck, mit der im März 2022 die Verhandlungen zur Einrichtung eines Weltchemikalienrates auf den Weg gebracht wurden. In zweieinhalb Jahren Verhandlungsprozess diskutierten dann die Staatengemeinschaft und Stakeholder aus Nichtregierungsorganisationen, Industrie, Gewerkschaften und der Wissenschaft die Ausgestaltung des künftigen Rates. Die Verhandlungsergebnisse sind Bestandteile des Gründungsdokumentes, das die zwischenstaatliche Konferenz am 20. Juni 2025 in Punta Del Este annahm.
Gemäß Gründungsdokument wird der Weltchemikalienrat
- Wissenschaftliche Bestandsaufnahmen zur Chemikalienverschmutzung vornehmen,
- Lösungsoptionen erarbeiten,
- Forschungslücken und -bedarfe identifizieren,
- relevante neue Themen aufspüren (engl. „horizon scanning“), um bestehende und künftige Risiken durch Chemikalien, Abfall und Verschmutzung solide beurteilen und geeignete politische Handlungsoptionen entwickeln zu können,
- Kommunikation und Informationsweitergabe stärken,
- Kapazitätsaufbau in allen Arbeiten des Rates berücksichtigen.
Das Gründungsdokument enthält außerdem die wichtigsten Bestimmungen zum institutionellen Aufbau, zur Mitgliedschaft sowie zu Arbeits- und Abstimmungsprozessen.
Insgesamt wird der Weltchemikalienrat ISPCWP nach den Vorbildern von Weltklimarat (IPCC) und Weltbiodiversitätsrat (IPBES) arbeiten. Zentral für seine Arbeitsweise sind die Unabhängigkeit der wissenschaftlichen Arbeiten sowie die Politikrelevanz seiner Ergebnisse.
Eine Zusammenfassung der Verhandlungen bietet der einschlägige Bericht im Earth Negotiations Bulletin (ENB).
Wie geht es weiter?
Eine erste Sitzung des Weltchemikalienrates ISPCWP ist für 2026 geplant. Dort sollen auch Einzelheiten der prozeduralen Regeln verhandelt und diese verabschiedet werden; zudem soll der Sitz des Ratssekretariats bestimmt werden.
Auf deutscher Ebene koordiniert das Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) zusammen mit dem Umweltbundesamt die Vorbereitung der ersten Sitzung.
Mehr aktuelle Informationen
Das Earth Negotiations Bulletin (ENB) berichtet unabhängig und zeitnah über die Verhandlungen der Vereinten Nationen zu Umwelt und Entwicklung. Aktuelle Informationen zu Chemikalien und Abfällen sind auf der spezifischen Themenseite des ENB zu finden.