1.3 Wie organisieren Sie Anpassung in Ihrer Kommune?
Anpassung an den Klimawandel ist ein komplexer, sektor- und themenübergreifender und mehrstufiger Entscheidungsprozess und erfordert den Aufbau einer verwaltungsinternen Organisationsstruktur, um den Erfolg und die Kontinuität eines kommunalen Anpassungsprozesses sicherzustellen. Diese Struktur muss auf die Größe und die Kapazitäten der jeweiligen Kommune zugeschnitten sein.
Bei der Vorbereitung Ihrer Organisationsstrukturen sollten Sie eine Reihe von Aspekten berücksichtigen, um den Prozess der Anpassungsplanung strukturiert anzugehen. Dazu gehören die Benennung eines Projektteams oder eines/einer Klimaanpassungsbeauftragten, die Einrichtung einer verwaltungsinternen Arbeitsgruppe und die Zusammenarbeit mit für die Klimaanpassung relevanten Verwaltungsbereichen.
Kernteam benennen
Um einen Anpassungsprozess langfristig aufrechtzuerhalten, sollte ein Kernteam oder eine Einzelperson innerhalb der Verwaltung benannt werden, die die Anpassungsplanung Ihrer Kommune koordiniert. Je nach den vorgegebenen Rahmenbedingungen haben Sie folgende Möglichkeiten:
die Einrichtung einer zentralen übergeordneten Organisationseinheit innerhalb der Verwaltung (z. B. als Stabstelle, Klimaanpassungsbeauftragte*r),
die Einbindung in bestehende Behörden (z. B. Umweltbehörde) oder
die Zuordnung zu einer bestimmten Abteilung oder eines Referats (z. B. Klimaschutz).
Um in all diesen Fällen eine erhöhte Akzeptanz und die besten Ergebnisse zu erzielen, sind das Projektteam oder die Beauftragten mit einem politischen Mandat für die Organisation und Umsetzung des Anpassungsprozesses auszustatten. Sie sollten dazu befugt sein, Entscheidungen im Rahmen des Vorbereitungs- und Planungsprozesses zur Klimaanpassung zu treffen, organisatorische Strukturen für die Zusammenarbeit und Art der Kommunikation festzulegen (z. B. Häufigkeit der Besprechungen, Erstellung eines Zeitplans), die Verantwortlichkeit für die Formulierung des kommunalen Anpassungsplans zu übernehmen sowie andere kommunale Akteure bei der Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen zu unterstützen. Im Idealfall sollten Sie den/die Bürgermeister*in in das Projektteam miteinbeziehen oder zumindest regelmäßig berichten.
Verwaltungsübergreifende Arbeitsgruppe einrichten
Die Anpassung an den Klimawandel ist ein klassisches Querschnittsthema, d. h. Anpassungsaktivitäten sind in unterschiedlichen Handlungsfeldern Ihrer Kommune notwendig und somit auf eine Vielzahl von Akteur*innen in unterschiedlichen Fachbereichen und -abteilungen verteilt. Bei der Umsetzung von Maßnahmen können zwischen den verschiedenen Bereichen Wechselwirkungen auftreten, sodass der Nutzen in einem Bereich zu unerwünschten Folgen in einem anderen Bereich führen kann. Das Fehlen von Kooperation und Abstimmung führt dann oft zu Konflikten oder lässt mögliche Synergien ungenutzt. Daher ist die Koordinierung aller betroffenen Kolleg*innen innerhalb Ihrer Kommune von großer Bedeutung.
Vor diesem Hintergrund sollten Sie mit Unterstützung durch die Kommunalpolitik neben dem Projektteam eine fachübergreifende Arbeitsgruppe Klimaanpassung etablieren. Sie besteht im Idealfall aus Personen aus verschiedenen für die Klimaanpassung relevante Fachbereiche (z. B. Stadtplanung, Grünflächenplanung, Wasserwirtschaft, Stadtentwässerung, Gesundheit, Katastrophenschutz, Naturschutz, Wirtschafts- und Sozialressort). Die Arbeitsgruppe begleitet die kommunalen Anpassungsaktivitäten moderierend, koordinierend und kooperierend und trifft sich regelmäßig (z. B. 4-6 Mal pro Jahr). Die Koordination kann durch eine aus dem Projektteam zu bestimmende Person erfolgen. Zu den wesentlichen Aufgaben der Arbeitsgruppe zählen:
Aufstellen eines Arbeitsprogramms für den gesamten Prozess zur Anpassungsplanung
Bereitstellung notwendiger Informationen, Erkenntnisse und Dokumente, die zur Unterstützung des Planungsprozesses erforderlich sind
Identifizierung von Problemen und neuen Herausforderungen, die sich im Planungsprozess ergeben haben und das Suchen nach adäquaten Lösungen
Berichterstattung zu den Planungsfortschritten an das Kernteam
Vorbereitung von relevanten Entscheidungen
Förderung der Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen relevanten kommunalen Akteur*innen
Einschätzung der Bewertung der ermittelten Klimarisiken, Anpassungskapazitäten und möglichen Anpassungsmaßnahmen
Erstellung einer kommunalen Anpassungsstrategie bzw. eines Anpassungsplans und Abstimmung von Anpassungszielen
Beobachtung (Monitoring) und Bewertung (Evaluation) des Prozesses zur Anpassungsplanung sowie der Umsetzung von Maßnahmen und deren Wirkungen
Bildergalerie: Interne und kommunenübergreifende Arbeitsgruppen
Mit dem Ziel, die Legitimität, Unterstützung und die Breite des Wissens und der Fachkenntnisse zu erhöhen, sollten Sie neben dem Projektteam und der verwaltungsinternen Arbeitsgruppe weitere Strukturen schaffen, um relevante kommunale Akteur*innen bzw. Akteursgruppen sowie Bürger*innen mit in Ihren Anpassungsprozess einzubinden. Auch hier können Sie mehrere Wege verfolgen:
Sie binden die Akteur*innen in die verwaltungsinterne Arbeitsgruppe von vornherein mit ein, in dem diese sich zusätzlich zwei bis viermal im Jahr mit diesen Interessengruppen trifft.
Sie richten einen zusätzlichen Runden Tisch ein, zu dem sich alle kommunalen Akteur*innen treffen.
Eine weitere Möglichkeit besteht in der kontinuierlichen Einbindung der kommunalen Akteur*innen über alle Phasen des Anpassungsprozesses hinweg (z. B. über eine Workshopreihe).
In jedem Fall gilt, dass Sie frühzeitig die interessierten Akteur*innen identifizieren, die den Anpassungsprozess unterstützen können. Dies schließt insbesondere die Personen und Akteursgruppen mit ein, die von den Klimarisiken und Anpassungsmaßnahmen besonders betroffen sein werden sowie diejenigen Personen, die über den Prozess zur Anpassungsplanung informieren können (z. B. Medienvertreter*innen). Erstellen Sie einen Plan zur Einbeziehung der interessierten Akteur*innen über den gesamten Prozess der Anpassungsplanung, aus dem hervorgeht, wer, wie und wann einbezogen werden sollte (siehe auch Kapitel 1.5).
Personelle, finanzielle und technische Ressourcen einplanen
Ein kritischer Faktor für diejenigen, die Klimaanpassung in Ihrer Kommune einleiten möchten, ist oftmals die Finanzierung der Planung und kontinuierlichen Begleitung der Anpassungsaktivitäten. Um die Unterstützung von Entscheidungsträger*innen in Ihrer Kommune sicherzustellen, ist deshalb ein klares Verständnis über die notwendigen personellen, technischen und finanzielle Ressourcen wichtig und notwendig. Möglichkeiten, den eignen Aufwand und die Kosten zu senken, bestehen in der Zusammenarbeit mit Hochschulen und dem Privatsektor sowie die Verknüpfung mit anderen kommunalen Prozessen, wie beispielsweise die Umsetzung eines nachhaltigen integrierten Stadtentwicklungskonzepts. Auch der Austausch von Erfahrungen und praktischen Beispielen aus anderen Kommunen oder Partnerstädten, die bereits einen Anpassungsprozess eingeleitet haben, kann hilfreich sein, um den Ressourcenbedarf zu senken.
Regionale Netzwerke schaffen und nutzen
Viele Kommunen stehen am Anfang ihrer Bemühungen zur Erarbeitung einer Klimaanpassungsstrategie oder konkreter Maßnahmen. Hier kann eine Vernetzung mit Kommunen ähnlicher Größe aus der Region helfen, um sich über bestehende Erfahrungen auszutauschen und voneinander, beziehungsweise miteinander zu lernen. Aber auch für weiter fortgeschrittene Kommunen kann ein regionaler Austausch neue Anregungen vermitteln, sowie gemeinsame Initiativen anstoßen. Insbesondere bei kleineren Kommunen können Kooperationen (bspw. bei Kommunikationskampagnen) und gemeinsame Projekte (inkl. Anträge) zu einer Bündelung knapper Ressourcen beitragen.
Ein wichtiger Punkt ist der Zugang zu Förderprogrammen, mit denen Sie Anpassungsaktivitäten in Ihrer Kommune finanzieren können, beispielsweise die Erstellung eines Anpassungskonzeptes, die Einrichtung einer Koordinationsstelle oder die Umsetzung von konkreten Anpassungsmaßnahmen. Auf Bundes-, Landes- und EU-Ebene bestehen inzwischen verschiedene Förderprogramme, um die Anpassung an den Klimawandel in Kommunen zu finanzieren. Dabei gibt es Programme, bei denen die Klimafolgenanpassung im Vordergrund steht, aber es stehen auch Programme für einzelne Handlungsfelder der Klimafolgenanpassung zur Verfügung.
Förderung von Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels
Städte, Landkreise und Gemeinden erhalten über die Deutsche Anpassungsstrategie Fördermittel aus dem Programm „Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“. Gefördert werden insbesondere Kommunen und kommunale Einrichtungen in den beiden Förderschwerpunkten „Einstieg in das kommunale Anpassungsmanagement“ und „Innovative Modellprojekte für die Klimawandelanpassung“ Nähere Informationen zum Förderprogramm erhalten Sie auf der Website des Projektträgers Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG). Gute Hinweise bieten Ihnen die Übersichten zu den aktuellen Förderprogrammen des Zentrums KlimaAnpassung und von der Kommunalberatung Klimafolgenanpassung Nordrhein-Westfalen.
Aufgabe: Zusammenstellung Ihres Anpassungs-Teams
Überlegen Sie mit Ihrer Vorgesetzten oder Ihrem Vorgesetzten, welche Kolleg*innen mit regelmäßigen Inputs zu den Aktivitäten rund um die Folgen des Klimawandels in Ihrer Kommune beitragen sollten. Versuchen Sie möglichst viele unterschiedliche Kompetenzen in diese Gruppe von Expert*innen aufzunehmen. Wenn festgelegt wurde, auf welche Personen Sie zählen können, senden Sie (oder Ihr*e Chef*in) eine kurze E-Mail an die Betreffenden. Schildern Sie, dass die Verwaltung die Relevanz der Folgen des Klimawandels für die Kommune untersucht und gegebenenfalls Aktivitäten zur Anpassung an Veränderungen umsetzen wird. Hierfür werden über die nächsten Monate immer wieder Erfahrungen und Expertise von vielen Abteilungen gebraucht. Skizzieren Sie kurz die Kernergebnisse der Recherchen zu bisherigen Extremwetterereignissen und kommenden Klimaveränderungen, oder hängen Sie die entsprechenden Dokumente an.
Wenn Sie die Zeit haben, tragen Sie die Mitglieder Ihres Projektteams in die Vorlage Übersicht der Teammitglieder ein und geben Sie dem „Team“ einen Namen – das stärkt den Zusammenhalt.
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
Umweltbundesamt
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