Alpen im Wandel
Die Alpen werden seit etwa 6.000 Jahren vom Menschen fundamental beeinflusst. Sie sind ein empfindliches Ökosystem. Umweltprobleme können hier schnell zur existenziellen Bedrohung von Pflanzen, Tieren und dem Menschen führen. In jüngerer Zeit haben insbesondere die modernen Nutzungsformen wie Tourismus, Wasserkraft und Transitverkehr zu gravierenden Umgestaltungen der alpinen Natur- und Kulturlandschaften geführt. So leidet insbesondere der Bergwald unter dem Einfluss großräumiger Luftverunreinigungen und den Folgen des wachsenden Verkehrsaufkommens. Der inneralpine Verkehr bringt aber auch für viele Bewohner der Alpentäler eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität mit sich. Die Rückkehr zur traditionellen vorindustriellen Landwirtschaft als nachhaltige Nutzungsform weist keinen Weg aus der Krise. Vielmehr bedarf es neuer alternativer Entwicklungskonzepte, die ökonomische Sicherheit mit sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Tragfähigkeit verbinden. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen müssen sich grundlegend ändern. Darüber hinaus sind die Alpen in erheblichem Maße von europäischen Entwicklungen beeinflusst. Ein Beispiel dafür ist die bergbäuerliche alpine Landwirtschaft, welche der europäischen Konkurrenz der intensiven Landwirtschaft nur mit großer Mühe gewachsen ist. Nicht zu vernachlässigen ist auch der Klimawandel, der das besonders empfindliche und gefährdete Ökosystem der Alpenregion in zunehmendem Maß verändert.
Ziel einer übergreifenden Alpenpolitik
Ziel einer übergreifenden Alpenpolitik muss es sein, die Alpen für all ihre Bewohner als stabilen Lebens- und Wirtschaftsraum im Herzen Europas zu sichern. Gleichzeitig muss die einzigartige, vielfältige Natur- und Kulturlandschaft langfristig erhalten bleiben. Um diesem Ziel gerecht zu werden, haben alle acht Alpenstaaten (Frankreich, Italien, Slowenien, Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Monaco, Deutschland) und die Europäische Union (EU) 1991 gemeinsam ein politisches Rahmenprogramm vereinbart, das dem Schutz und der Entwicklung dieses Lebensraumes sowie dem Prinzip der Nachhaltigkeit Rechnung trägt: die Alpenkonvention.
Grünes Wirtschaften im Alpenraum
Der Alpenraum bietet ein großes Potential für die Entwicklung einer grünen Wirtschaft. Eine grüne Wirtschaft kann bei der Bewältigung von Herausforderungen wie dem Klimawandel, dem voranschreitenden demographischen Wandel sowie der Abwanderung aus ländlichen Gebieten helfen und gleichzeitig zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Qualifizierungsmaßnahmen für die Bewohnerinnen und Bewohner der Alpen beitragen.
Der sechste Alpenzustandsberichts informiert mithilfe von ausgewählten Indikatoren und guten Praxisbeispielen über den aktuellen Stand und die derzeitige Entwicklung der Grünen Wirtschaft im Alpenraum. Er wurde während der deutschen Präsidentschaft der Alpenkonvention 2015/16 in einer Expertengruppe unter Leitung des UBA erstellt. Der Bericht zeigt, dass es bereits viele ermutigende Initiativen, Maßnahmen und Aktive in den Alpen gibt, die sich für ein Greening der Wirtschaft einsetzen. Dennoch ist der Alpenraum von einer wahrhaft grünen, ökologisch verträglichen Wirtschaft noch weit entfernt. Daher wurde das UBA gebeten ein umfassendes und ambitioniertes Aktionsprogramm bis zur XV. Alpenkonferenz 2018 zu erarbeiten. Mit dem Aktionsprogramm „Grünes Wirtschaften im Alpenraum“ werden konkrete Vorschläge für die Umsetzung einer grünen Wirtschaft in den Alpen aufzeigt. Durch die Organisation von projektbegleitenden Stakeholderdialogen wird eine umfangreiche Beteiligung von regionalen Akteuren ermöglicht.
Darüber hinaus wurde das Thema „Grünes Wirtschaften im Alpenraum“ derzeit in den folgenden zwei von BMU und UBA geförderten Projekten bearbeitet:
- In dem Projekt „Alpenkonvention AAA+“ von CIPRA Deutschland sollen deutsche Alpengemeinden bei ihrem Bemühen um eine positive Entwicklung unterstützt und ihr Bewusstsein für Nachhaltigkeit gestärkt werden. Exemplarisch wird hierbei die Umsetzung von drei Kernthemen der Alpenkonvention -Klimawandel, Mobilität und nachhaltiger Tourismus - unterstützt.
- In dem Projekt „Alpine.Mobility.Camps“ werden Aktiv-Werkstätte für nachhaltige Mobilität in ausgewählten alpinen Tourismusdestinationen organisiert. Dabei stellt das Projekt die Einbindung und Aktivierung der lokalen touristischen Akteure und Bevölkerung in den Mittelpunkt.