FW-I-2: Holzzuwachs

Das Bild zeigt aufgestapelte Holzstämme.zum Vergrößern anklicken
Wenn der Holzzuwachs nachlässt, kann aus Nachhaltigkeitsgründen weniger Holz geerntet werden.
Quelle: Ansario / stock.adobe.com

Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

FW-I-2: Holzzuwachs

Die Zuwachsraten bei Buche, Eiche und Kiefer sind seit 2002 deutlich zurückgegangen. Es wird davon ausgegangen, dass trockene Jahre und deren Nachwirkungen auf die Waldökosysteme die Zuwächse negativ beeinflussen. Bei der Fichte ist die höherer Zuwachsrate im Zeitraum 2012 bis 2017 wohl darauf zurückzuführen, dass in dieser Periode überregionale Schadereignisse ausgeblieben sind und die Niederschläge durchschnittlich waren.

Das Punktdiagramm zeigt den jährlichen Grundflächenzuwachs (Zuwachs an Derbholz mit Rinde) in Quadratmeter pro Hektar und Jahr differenziert nach den Baumarten Fichte, Buche, Eiche und Kiefer für die Zeiträume 2002 bis 2008, 2008 bis 2012 sowie 2012 bis 2017
FW-I-2: Holzzuwachs
Quelle: TI für Waldökosysteme (Auswertungen auf Basis der BWI und der Kohlenstoffinventur

Veränderungen im Zuwachs

Wie schnell Bäume wachsen und wie viel Holzvolumen je Zeiteinheit gebildet wird, ist wesentlich von der Nährstoff- und Wasserversorgung ihrer Standorte sowie von den vorherrschenden Temperaturen abhängig. In Berglagen oder kalten Senken, die bisher wärmelimitiert sind, können sich Temperaturerhöhungen positiv auf den Zuwachs der dort stockenden Bäume auswirken. In Bereichen wie der Oberrheinebene, in denen das Wachstum schon heute vielerorts durch Hitze- und Trockenheit begrenzt ist, werden sich weitere Temperaturerhöhungen und zunehmende Trockenheit infolge des Klimawandels dagegen nachteilig auf die Holzzuwächse auswirken. Insgesamt wird erwartet, dass sich die mit dem ⁠Klimawandel⁠ einhergehenden Witterungsveränderungen standorts- und bestandsspezifisch unterschiedlich auf den Holzzuwachs auswirken werden.

Viel diskutiert wird neben den Witterungseinflüssen auch der düngende Effekt erhöhter CO2-Konzentrationen in der ⁠Atmosphäre⁠. Er kann sich grundsätzlich produktivitätssteigernd auswirken, wenn nicht gleichzeitig andere Faktoren die Kohlenstoffaufnahme begrenzen. Ein weiterer bedeutender Einflussfaktor ist die Altersstruktur der Bestände: Junge Bäume mit einem Alter von unter 20 Jahren weisen einen geringen Volumenzuwachs auf. Dieser steigt dann in den Folgejahren stark an und sinkt im Alter in Abhängigkeit von der Baumart wieder ab. Analysen von Zuwachsdaten müssen daher stets das Alter berücksichtigen. Die Werte des dargestellten Indikators wurden aus diesen Gründen altersklassenbereinigt.

Das Zusammenwirken aller Einflussfaktoren ist komplex und lässt sich in seinen Auswirkungen für den künftigen Zuwachs nur schwer voraussagen. Klar ist aber bereits, dass es im Wald in Abhängigkeit von den jeweiligen Standortverhältnissen Gewinner und Verlierer des Klimawandels geben wird. Grundsätzlich ist der produktive Holzzuwachs neben der Qualität des Holzes für die Forstwirtschaft eine relevante Größe, denn er entscheidet letztendlich über die Höhe der erzielbaren Holzerträge. Sinken in Wirtschaftswäldern unter anderem infolge ungünstigerer Witterungsverhältnisse die Zuwächse beständig in erheblichem Umfang, können gezielte forstliche Managementmaßnahmen wie die Verminderung der Bestandsdichte und -konkurrenz einem weiteren Absinken des Waldwachstums entgegenwirken. Der Holzzuwachs ist außerdem insofern von Bedeutung, als er Voraussetzung für die Funktion des Waldes als Kohlenstoffspeicher ist. Je mehr Holz in einem Bestand zuwächst, desto mehr Kohlendioxid wird der Atmosphäre entzogen und in Form von Kohlenstoff im Holz festgelegt (siehe ⁠IndikatorFW-R-4). Man geht davon aus, dass in jedem Kubikmeter Holz rund 250 kg Kohlenstoff gebunden sind. Damit leisten Wälder mit positiver Kohlenstoffbilanz auch einen bedeutenden Beitrag zum ⁠Klimaschutz⁠.

Die bisher verfügbaren Ergebnisse der Bundeswaldinventur stellen Startpunkte für den Aufbau einer längeren Zeitreihe zum Holzzuwachs dar. Ab 2002 stehen bundesweite Inventurdaten zur Verfügung. Die Daten lassen vor allem Schlussfolgerungen zu den Wirkungen extremer Witterungssituationen im jeweiligen Beobachtungszeitraum zu. So ließen sich die hohen durchschnittlichen Holzzuwächse der Wälder, die bis zum Ende des 20. Jahrhunderts ermittelt wurden, im Zeitraum 2002 bis 2008 in den alten Bundesländern vor allem für die Fichte nicht mehr in diesem Umfang ermitteln. Es wird davon ausgegangen, dass insbesondere die heißen und trockenen Jahre 2003 und 2006 zu Produktivitätseinbußen geführt haben. Aber auch im Folgezeitraum 2008 bis 2012 ohne Trockenjahre sind die Holzzuwächse im bundesweiten Mittel bei den vier Hauptbaumarten weiter zurückgegangen, am stärksten bei der Kiefer, gefolgt von der Buche. Eine Rolle dürfte dabei das zunehmende Durchschnittsalter aller Hauptbaumarten sein, das zu sinkenden Zuwachsleistungen führt.

Im Beobachtungszeitraum 2012 bis 2017 gingen bei Buche, Eiche und Kiefer die Zuwachsraten weiter zurück. Es überrascht in diesen Jahren aber der Zuwachs der Fichte, der wieder höher lag als in den beiden vorangegangenen Zeiträumen. Die Fichte profitierte mehr als die anderen Hauptbaumarten vom Ausbleiben überregionaler Schadereignisse (durch Sturm, Trockenheit und Insekten) und von durchschnittlichen Niederschlägen in dieser Periode. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Erhebungen noch vor dem Hitze- und Dürrejahren 2018 bis 2020 abgeschlossen waren. Die aktuelle Situation dürfte sich deutlich anders darstellen.

Mit einer längeren Zeitreihe werden sich künftig die längerfristig wirkenden Effekten des Klimawandels auf den Holzzuwachs abbilden lassen.

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