BS-R-2: Vorsorge in der Bevölkerung
Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Bis 2016 ist der Anteil der Befragten, die sich über die sie betreffenden Klimawandelrisiken ausreichend informiert fühlen, gesunken. In der Befragung des Jahres 2021 ist der entsprechende Anteil wieder auf über zwei Drittel gestiegen. Die Einschätzung, selbst genügend Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen, teilen in allen Befragungen mehr als die Hälfte der Befragten.
Für den Selbstschutz ist nicht nur die Fähigkeit wichtig, sich und anderen im Ereignisfall schnell und zielgerichtet helfen zu können. Die Bürger*innen können durch geeignete Maßnahmen in ihrem persönlichen Umfeld auch in vielfältiger Weise Vorsorge gegen die Folgen von Wetter- und Witterungssituationen wie Hitzeperioden, Stürmen oder Starkregen treffen und dadurch Schlimmerem vorbeugen. Hierfür ist es wesentlich, dass Bürger*innen sich über die Risiken, die mit den Folgen des Klimawandels verbunden sind, ausreichend informiert fühlen (siehe Indikator BS-R-1). Manche der an Extremwetter angepassten Verhaltensweisen erfolgen mehr oder weniger unbewusst als Teil der täglichen Lebensführung. Hierzu gehört unter anderem, sportliche Anstrengungen bei übermäßiger Hitze zu vermeiden, temperaturangepasste Kleidung am Arbeitsplatz und zu Hause zu tragen, ausreichend Flüssigkeit an heißen Tagen zu sich zu nehmen oder auch unnötige Fahrten bei Risikowetterlagen zu vermeiden.
Während diese Maßnahmen noch sehr selbstverständlich sind, ist es die darüber hinaus gehende Vorsorge für Notlagen in deutlich geringerem Maße. In Deutschland funktioniert die Versorgung mit den grundlegenden Gütern und Dienstleistungen wie Lebensmitteln, Wasser, Strom und Telekommunikation auf einem hohen Niveau. Die Bürger*innen können sich in aller Regel auf die zugrunde liegende Logistik und Infrastruktur verlassen. Die Kehrseite der Medaille: Da schlechte Erfahrungen mit der Versorgung in Deutschland glücklicherweise selten sind, ist die Bevölkerung insgesamt weniger auf Ausnahmesituationen vorbereitet. Notvorräte von Wasser, Lebensmitteln, Kerzen oder Batterien, die vor wenigen Jahrzehnten noch selbstverständlich waren, legen heute nur noch vergleichsweise wenige Haushalte an. Schon durch diese zumeist einfachen Vorsorgemaßnahmen können Bürger*innen aber dazu beitragen, dass extreme Situationen für sie persönlich keinen katastrophalen Verlauf nehmen. Möglicherweise wird die aktuelle Situation im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg eine Wende einleiten und die Vorsorgebereitschaft der Bevölkerung erhöhen.
Neben der allgemeinen Vorsorge durch die Notbevorratung spielt auch die bauliche Vorsorge beim Schutz gegenüber Extremwetterereignissen eine große Rolle. Hauseigentümer*innen können durch eine Reihe zum Teil einfacher baulicher Maßnahmen, beispielsweise durch den Einbau von Rückstauklappen, die eigenen vier Wände vor wetter- und witterungsbedingten Risiken schützen. Das BBK informiert Hausbesitzer*innen hierzu außer mit Informationsbroschüren auch durch Videos auf einem YouTube-Kanal (https://m.youtube.com/@BBKBund), um eine möglichst breite Bevölkerungsgruppe zu erreichen. Über die unter anderem auch im Fernsehen ausgestrahlte Informationskampagne „Für alle Fälle vorbereitet“ (siehe Indikator BS-R-1) wird die Bevölkerung nochmals über andere Wege auf die Bedeutung des Selbstschutzes hingewiesen.
Für den operativen Bevölkerungsschutz spielen die Vorsorge- und Selbsthilfefähigkeiten von Bürger*innen mit ihren verschiedenen Facetten eine wichtige Rolle: Wer Vorsorge getroffen hat und / oder in der Lage ist, sich selbst und womöglich noch anderen zu helfen, benötigt weniger Hilfeleistung und kann möglicherweise die Einsatzkräfte bei deren Arbeit entlasten.
Im Vergleich der Ergebnisse der Umweltbewusstseinsstudien 2012, 2014 und 2016 sowie der Erhebung im Jahr 2021 wird deutlich, dass der Anteil der Befragten, die sich ausreichend über die sie betreffenden Folgen des Klimawandels informiert fühlt, bis 2016 zunächst um 11 % gesunken ist. Waren es 2012 noch 59 %, so lag der Wert 2016 nur noch bei 48 %. Von 2016 bis zur Befragung im Jahr 2021 ist der entsprechende Anteil dagegen wieder gestiegen: Zuletzt gaben mit 67 % rund zwei Drittel der Befragten an, über einen ausreichenden Informationsstand über Klimawandelrisiken zu verfügen. Beim Blick darauf, ob selbst in ausreichendem Maß Vorsorgemaßnahmen getroffen werden, haben in allen Befragungen mehr als die Hälfte der Teilnehmenden den Eindruck, dass sie ausreichend vorsorgen. Zum Jahr 2021 stieg ihr Anteil auf 71 %.
Die Befragung zum Themenkomplex „Klimaanpassung“ der Umweltbewusstseinsstudie fand im Herbst 2021 erstmalig im Rahmen einer künftig nur noch 4-jährlichen Sondererhebung zur Umweltbewusstseinsstudie statt. Zu dieser Zeit waren die Auswirkungen der folgenschweren Flutkatastrophe, die sich wenige Monate zuvor in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ereignet hatte, in den Medien noch immer stark präsent. Es ist möglich, dass die Ereignisse im Ahrtal dazu beigetragen haben, den Informationsstand der Bevölkerung über Klimawandelrisiken bis zum Zeitpunkt der Befragung weiter zu erhöhen. In Anbetracht der hohen Verluste und schweren Schäden infolge der Flut, könnte die Katastrophe zudem Anlass dazu gegeben haben, die eigenen Vorsorgemaßnahmen zu prüfen und aktiv umzusetzen.
Die Ergebnisse aus 2021 bedeuten aber auch, dass rund 30 % der Befragten ihren Informationsstand sowie die eigenen Vorsorgemaßnahmen als nicht ausreichend erachten. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist einschränkend zu berücksichtigen, dass dem ein subjektives Verständnis von Risikoinformation und Vorsorge zugrunde liegt und nicht eingeschätzt werden kann, ob es nicht auch bei den Befragten, die ihres Erachtens ausreichend Vorsorge treffen, erhebliche Vorsorgelücken für Notlagen gibt.