LW-R-4: Anbau wärmeliebender Ackerkulturen
Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Die Anbauflächen der wärmeliebenden Kulturen Soja und Hartweizen (Durum) nehmen zu. Ausschlaggebend hierfür sind die agrarpolitischen Rahmenbedingungen. Vor allem der Sojaanbau wird als pflanzliche Eiweißalternative stark gefördert. Eine wichtige Voraussetzung für die Ausweitung des Anbaus sind aber die günstigeren Klimaverhältnisse. Der Körnermaisanbau wird bei höheren Wärmesummen grundsätzlich wirtschaftlicher.
Mit wärmeren Witterungsbedingungen und einem zunehmenden Angebot geeigneter Sorten (siehe Indikator LW-R-2) sowie der steigenden Nachfrage am Markt wird der Anbau von Soja, Hartweizen und auch Mais in Deutschlands zunehmend interessant. Im Falle der Sojabohne hat sich die Anbaufläche seit Beginn der statistischen Erfassung in 2016 mehr als verdoppelt. 2021 wurden auf rund 34.200 ha Sojabohnen angebaut, 2022 waren es bereits 51.500 ha. Die Anbauschwerpunkte liegen in Bayern und Baden-Württemberg, wo die Sojabohne vor Erbsen, Ackerbohnen und Lupinen inzwischen zur wichtigsten Körnerleguminose im Anbau geworden ist. Trotzdem lassen sich mit der inländischen Produktion bisher nur rund 3 % des jährlichen Bedarfs decken. Im Rahmen der Eiweißpflanzenstrategie des BMEL wird der Anbau von Leguminosen in Deutschland umfangreich gefördert. Zuletzt wurden die Mittel der Eiweißpflanzenstrategie für 2023 um 3 Mio. Euro auf insgesamt 8,6 Mio. Euro erhöht. Ziel der aktuellen Bundesregierung ist es, pflanzliche Ernährungsalternativen zu stärken. Aufgrund attraktiver Absatzwege und hoher Erzeugerpreise besteht speziell am Sojaanbau und -saatgut sowohl im konventionellen als auch im ökologischen Landbau ein großes und schon in naher Zukunft weiter steigendes Interesse. Die günstigen marktpolitischen Bedingungen sind entscheidend für die Ausweitung der Sojaanbaufläche, aber die für den Anbau günstigeren Witterungsbedingungen tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei, dass der Anbau in Deutschland attraktiver wird.
Die europäischen Anbauschwerpunkte des wärmeliebenden und relativ trockenheitstoleranten Hartweizens liegen vor allem in Spanien, Frankreich und Italien. In Deutschland wird er als Nischenkultur schon seit vielen Jahren kultiviert. Heute befinden sich die größten Anbauflächen in Sachsen-Anhalt und Thüringen. Es wird aber inzwischen auch in wärmebegünstigten Regionen Bayerns und Baden-Württembergs sowie in Rheinland-Pfalz Hartweizen kultiviert. Im Anbau ist Durum eine anspruchsvolle und risikoreiche Kultur, denn seine Verwertbarkeit ist stark abhängig von der Freiheit von Pilzen und Krankheiten. Da Durum primär als Grieß für die Nudelherstellung verarbeitet und vermarktet wird, sind Fehler im Erntegut deutlich als schwarze Punkte sichtbar und gelten als Ausschlusskriterium für die Vermarktung. Die Witterungsbedingungen – insbesondere zur Erntezeit – sind also sehr bedeutsam und waren in vielen Regionen bisher noch zu unsicher für eine erfolgreiche Anbauprognose. Bei stärkerer Sommertrockenheit könnten sich langfristig die Bedingungen für den Anbau hierzulande verbessern. Im Jahr 2022 wurde Durum auf 40.800 ha Fläche angebaut, was gerade einmal 0,37 % der Anbauflächen von Getreide, Pflanzen zur Grünernte, Hülsenfrüchten, Hackfrüchten und Handelsgewächsen entspricht. Mit der vermehrten Sortenzulassung und Vermehrung von Saatgut für Winter-Durum ist eine Ausweitung des Anbaus zu erwarten, da Winter-Durum deutlich ertragreicher als Sommer-Durum ist.
Da das Durum-Korn sehr fest ist, sind für das Vermahlen spezielle Walzen notwendig, über die nicht jede Mühle verfügt. Die gute räumliche Erreichbarkeit geeigneter Mühlen ist aber eine wichtige Voraussetzung für die Ausweitung des Durum-Anbaus. In Deutschland gibt es bisher nur sechs Hartweizenmühlen, die auch Hartweizengrieß herstellen können112. Auch im Falle von Durum spielt damit die Klimaveränderung eine wichtige, aber nicht allein ausschlaggebende Rolle für die weitere Entwicklung der Anbaufläche.
Mais ist eine schon lang in Deutschland kultivierte Fruchtart. Im Gegensatz zur Nutzung der gesamten Maispflanze als Silomais für Tierernährung und Energieerzeugnung ist der Körnermais, bei dem nur der Kolben für die Tierernährung oder Lebensmittelerzeugung genutzt wird, zum Ausreifen auf vergleichsweise hohe Wärmesummen angewiesen. Deshalb steht die Ausweitung des Anbaus teilweise mit der günstigeren Witterung in Zusammenhang. Beim Körnermais sind die Perspektiven der Viehhaltung zu berücksichtigen, da bei rückläufigen Viehbeständen (insbesondere von Schweinen) auch der Futtermittelbedarf sinkt. Der Energiepflanzenanbau beeinflusst die Entwicklung hingegen nicht. Weil Körnermais unmittelbar nach der Ernte auf einen Wassergehalt von rund 15 % getrocknet werden muss, sind die Trocknungskosten der entscheidende Rentabilitätsfaktor, vor allem bei steigenden Energiepreisen. Je günstiger die Witterungsverhältnisse sind und je trockener der Körnermais vom Feld kommt, desto wirtschaftlicher ist der Anbau. Die in den letzten Jahren gestiegenen Temperaturen führten außerdem zu einer früheren Abreife und Ernte von Körnermais. Die frühere Feldräumung begünstigt den anschließenden Anbau von Winterweizen und erleichtert damit die Fruchtfolgenplanung. Allerdings leidet auch der Körnermais, wenn es zu trocken wird. So war 2018 die Körnermaisernte verheerend. Im Sommer 2019 war sie hingegen unerwartet gut, da Regenfälle im Spätsommer noch Ertragszuwächse brachten.
Unschärfen bei der Interpretation der Zusammenhänge zwischen einer Ausweitung der Körnermaisanbaufläche und den Klimaverhältnissen ergeben sich dadurch, dass Körnermais zu Fütterungszwecken auch feucht siliert oder zu Corn-Cob-Mix (CCM) weiterverarbeitet werden kann. Bei der Herstellung von CCM wird neben den Körnern auch die Spindel des Maiskolbens verwendet. Für diese Nutzungen sind günstige Trocknungsbedingungen von geringerer wirtschaftlicher Bedeutung als bei der Nutzung von Körnermais zum Ausreifen. Die Statistik unterscheidet ab 2010 nicht mehr zwischen Körnermais zum Ausreifen und CCM. Allerdings war in den Jahren vor der statistischen Zusammenlegung die Körnermaisanbaufläche gleichbleibend drei- bis viermal so groß wie die CCM-Anbaufläche, sodass auch die kombinierten Körnermais-/CCM-Daten Aussagen zulassen. Generell gilt, dass sich die Entwicklung der Körnermaisanbaufläche in den vergangenen Jahren nur unter Einschränkungen mit den Witterungsbedingungen erklären lässt. Für die Zukunft dürften weiterhin die aktuellen agrarpolitischen Rahmensetzungen eine bedeutende Rolle spielen. Da der Körnermais verhältnismäßig schwach auf eine reduzierte Stickstoffdüngermenge reagiert, könnte er als Sommerkultur an Attraktivität gewinnen.
Die Anbaufläche der aus der Sahelzone stammenden Sorghum-Hirse wird in der Agrarstatistik noch nicht separat erfasst. Bisher war es in Deutschland zu kühl für den Anbau, sodass die Anbauflächen noch sehr gering sind. Nachdem es nun aber auch heimische Sortenentwicklungen gibt (siehe Indikator LW-R-2), könnte sich das Anbauinteresse künftig erhöhen.
112 - https://www.alb-gold.de/unternehmen/wir-tun-was/deutscher-durum.html.