FW-I-8: Waldbrandgefährdung und Waldbrand

Das Bild zeigt einen ausgedehnten Waldbrand. Grau-weißer Rauch steigt von den Brandherden empor. Im Hintergrund abgebrannte Waldflächen zu sehen.zum Vergrößern anklicken
Bei der trocken-heißen Witterung in 2018 und 2019 kam es vermehrt zu Waldbränden.
Quelle: Rico Löb / stock.adobe.com

Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

FW-I-8: Waldbrandgefährdung und Waldbrand

Zwischen 1991 und 2017 haben die Flächen von Waldbränden signifikant abgenommen. Die witterungsbedingte Waldbrandgefährdung ist in diesem Zeitraum hingegen gleichgeblieben, in einzelnen Gebieten aber auch gestiegen. In 2018 und 2019 schlug sich die extrem trocken-heiße ⁠Witterung⁠ aber deutlich im Waldbrandgeschehen nieder. Es kam zu deutlich mehr Waldbränden und in den nordöstlichen Bundesländern auch zu Großflächenbränden.

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FW-I-8: Waldbrandgefährdung und Waldbrand

In dem Liniendiagramm sind mit zwei Linien die Entwicklung der Waldbrandfläche in Hektar und die mittlere Anzahl der Meldetage der Gefährdungsklassen (FWI 4 + 5) an Stationen in Gebieten mit sehr hoher bis mittlerer Waldbrandgefährdung dargestellt. Die Waldbrandfläche hatte von 1991 bis 2021 mehrere auffällige Peaks: Im Jahr 1992 betrug sie knapp 5.000 Hektar. In den Jahren 1996 und 2003 rund 1.500 Hektar. In den Jahren 2018 und 2019 lag sie bei etwa 2.500 Hektar. Die mittlere Anzahl der Meldetage zeigt zwischen 1977 und 2021 jährliche Schwankungen mit einem deutlichen Ausschlag im Zeitraum 2018 bis 2020. In diesen Jahren kam es zu 80 bis 120 Meldetagen.

Quelle: BLE (Waldbrandstatistik der Bundesrepublik Deutschland)/ DWD (regionalisierter kanadischer FWI)

Waldbrandgefahr steigt, Waldbrände nehmen wieder zu

Gegenüber Schäden durch Sturmwurf, Bruch und Schädlinge spielten jene durch Waldbrände in den meisten Regionen Deutschlands bislang eine eher untergeordnete Rolle. In Brandenburg sowie den klimatisch stärker kontinental geprägten Regionen Mecklenburg-Vorpommerns, Sachsens, Sachsen-Anhalts und Niedersachsens, die zu den klassischen Anbaugebieten der Kiefer gehören und vor allem bei längeren sommerlichen Trockenperioden zu hoher Brandgefährdung neigen können, sind Waldbrände allerdings relevante Gefährdungsfaktoren. Mit den vermehrten Waldbränden in den besonders trockenen und heißen Jahren 2018 und 2019 hat die Waldbrandgefahr wieder größere Aufmerksamkeit erlangt.

Für die Entstehung von Waldbränden sind zahlreiche Faktoren verantwortlich. Wichtige Zündursachen sind vor allem fahrlässiges Handeln und Brandstiftung. Ob es nach erfolgter Anfangszündung zu einem Waldbrand kommt, hängt im Wesentlichen von der Menge trockenen, brennbaren Materials und damit von der ⁠Witterung⁠ und Bestandsstruktur ab. Für die Feuerausbreitung sind dagegen die Windgeschwindigkeit sowie die Feuerüberwachungs- und Feuerlöschkapazitäten entscheidend, also die Zeitdauer bis zur ersten Bekämpfung und deren Intensität. Mit Ausnahme der Witterung verändern sich alle genannten Ursachenfaktoren in der Regel eher kontinuierlich. Kommt es dagegen in einzelnen Jahren zu sprunghaften Veränderungen, wie im Jahr 2003 und zuletzt in den Jahren 2018 und 2019, in denen es besonders häufig auch großflächig zu Waldbränden kam, dann lässt sich das insbesondere auf extreme Witterungsverhältnisse mit starker Trockenheit in den Frühjahrs-, Sommer- und Herbstmonaten und großer Hitze zurückführen. In Kombination mit starken, trockenen Winden breiten sich diese Flächenbrände besonders schnell aus.

Bis zum Jahr 2017 nahmen in Deutschland gemäß der bundesweiten Waldbrandstatistik sowohl die Anzahl der Waldbrände als auch die von Bränden betroffene Fläche signifikant ab. Die Tatsache, dass die Brandfläche stärker zurückging als die Anzahl der Brände, deutete darauf hin, dass es zunehmend besser gelang, Waldbrände bereits in einem frühen Stadium zu erkennen und erfolgreich einzudämmen. In der Tat haben die Bundesländer in den zurückliegenden Jahren mit finanzieller Unterstützung der EU in erheblichem Umfang in die Waldbrandverhütung und Verbesserung der Infrastruktur zur Früherkennung und Bekämpfung von Waldbränden investiert. So sind beispielsweise die alten Feuerwachtürme in den besonders waldbrandgefährdeten östlichen Bundesländern und im waldbrandgefährdeten Osten Niedersachsens durch digitale und funkgesteuerte optische Sensoren ersetzt worden, die eine unmittelbare Informationsweiterleitung an die Waldbrandzentralen ermöglichen. Ferner wurden klassische Vorsorgemaßnahmen wie die Anlage von Wundstreifen und Wasserentnahmestellen weiter vorangetrieben sowie die Information der Öffentlichkeit verbessert. Letztere ist nicht nur mit Blick auf fahrlässiges Handeln von Bedeutung, sondern unterstützt auch die Bereitschaft von Erholungssuchenden im Wald, im Brandfall frühzeitig (in der Regel über das eigene Mobiltelefon) die Feuerwehr zu alarmieren und damit ein schnelles Eingreifen zu ermöglichen.

Mit der zunehmenden Erderwärmung steigt die Waldbrandgefahr, denn in den kritischen Monaten wird es wärmer und trockener. Die witterungsbedingte Waldbrandgefährdung wird in Deutschland mit einem Indexwert ausgedrückt. Je höher dieser Wert auf der 5-stufigen Skala ist, desto höher ist die Waldbrandgefährdung. Die Zeitreihe zur Anzahl jener Tage, für die in den letzten Jahren hohe Indexwerte der Stufen 4 und 5 gemeldet wurden, zeigt signifikant steigende Werte. Im besonders heißen und trockenen Jahr 2018 wurden für Gebiete, die generell stark waldbrandgefährdet sind, an durchschnittlich 124 Tagen die Gefahrenstufen 4 und 5 gemeldet.

Nachdem in den 1990er-Jahren die Waldbrandprävention und -bekämpfung in den östlichen Bundesländern umstrukturiert wurde, bestehen fortentwickelte und gut funktionierende Strukturen, sodass im Beobachtungszeitraum bis 2017 deutlich geringere Schäden durch Waldbrand zu beklagen waren. In den trockenen Jahren 2003, 2006, 2015 und 2016 wurde aber mit einer höheren Waldbrandgefährdung auch eine im Vergleich zu feuchten Jahren größere Waldbrandfläche beobachtet. Im extrem trockenen Jahr 2018 sind bei bundesweit 1.708 Waldbränden insgesamt 2.349 ha Wald abgebrannt oder stark beschädigt worden. In Brandenburg war die Waldbrandsaison mit 512 Waldbränden und 1.674 ha Fläche besonders katastrophal. Die größte Brandfläche entstand mit 573,72 ha um die Stadt Jüterbog; am stärksten war hier der Privatwald betroffen. Die höchste mediale Aufmerksamkeit erreichte ein Waldbrand bei Treuenbrietzen im August, der sich angetrieben durch böige Winde und Löschprobleme wegen der im Boden verbliebenen Weltkriegsmunition schnell auf 300 ha ausbreitete. Mehrere Dörfer mussten evakuiert werden. Auch die Zahl der Waldbrände und die davon betroffene Fläche im Bundeswald hat sich 2018 gegenüber dem letzten eher heißen Sommer 2016 nahezu verdoppelt.

Im Jahr 2019 war die Zahl der Brände mit 1.523 zwar etwas niedriger als im Vorjahr, aber es brannten 2.711 ha. Auch in diesem Jahr war der brandenburgische Staatswald mit 1.353 ha der Spitzenreiter. Zum größten Brand kam es Ende Juni auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern. Der Brand erreichte eine Ausdehnung von 944 ha. Der Landkreis Ludwigslust-Parchim rief den Katastrophenfall aus. Zeitweise waren mehr als 3.000 Einsatzkräfte aus mehreren Bundesländern im Einsatz. Mehrere angrenzende Dörfer mit insgesamt mehr als 700 Einwohnern wurden evakuiert. Auch auf dem Truppenübungsplatz Lübtheen erschwerten Munitionsaltlasten die Löscharbeiten.

Mit der Zunahme waldbrandbegünstigender Witterungsverhältnisse werden die Herausforderungen in der Waldbrandprävention und -bekämpfung eher zu- als abnehmen. Die kontinuierliche Verbesserung der Systeme sowie der Ausbildung und Organisation derjenigen, die die Brände bekämpfen, sind daher eine Daueraufgabe. Außerdem wird es vor dem Hintergrund der Erfahrungen unter anderem in Treuenbrietzen, Lieberose und Lübtheen immer vordringlicher, gezielt Kampfmittelräumungen vorzunehmen, um im Brandfall Löscheinsätze im erforderlichen Umfang zu ermöglichen.

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