Ökologischer Zustand in den Küstengewässern der Ostsee
Für die Bewirtschaftungspläne der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wurde der ökologische Zustand der Küstengewässer der Ostsee anhand der biologischen Qualitätskomponenten Phytoplankton, Makrophyten und Makrozoobenthos bewertet. Keiner der 48 Wasserkörper erreichte 2021 den „guten Zustand“. Hohe Nährstoffbelastungen werden dafür als Hauptursache angesehen.
Nach vorläufigen Einschätzungen des ökologischen Zustandes der deutschen Übergangs- und Küstengewässer der Landesbehörden von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern wurden im Jahr 2008 erstmals in der Europäischen Union (EU) abgestimmte Bewertungsverfahren angewendet. In den Jahren 2015 und 2021 folgten weitere Bewertungen nach abgestimmten und verbesserten Verfahren. Die letzte Bewertung stufte von den 48 Wasserkörpern 16 als „mäßig“, 19 als „unbefriedigend“ und 13 als „schlecht“ ein (siehe Karte „Karte: Ökologischer Zustand/Ökologisches Potenzial in den Küstengewässern der Ostsee“). Keiner der Wasserkörper erreichte den guten oder sehr guten Zustand.
Insgesamt wird der „gute ökologische Zustand“ der Ostsee weiterhin verfehlt. Dies resultiert überwiegend aus dem übermäßigen Eintrag von Nährstoffen über die Flüsse, der küstennah zu Eutrophierungseffekten führt. Hinzu kommt, dass die Ostsee aufgrund ihres Binnenmeercharakters und des geringen Wasseraustausches mit der Nordsee empfindlich gegenüber Eutrophierung ist. Aus diesem Grund ist der ökologische Zustand der Küstengewässer der Ostsee auch insgesamt schlechter als der der Nordsee. Die inneren Küstengewässer der Ostsee, die zum Meer hin durch vorgelagerte Landmassen abgeschlossen sind bzw. in den Flussmündungen liegen, weisen einen schlechteren ökologischen Zustand als die äußeren Küstengewässer auf.
Die Auswirkungen auf die Mikroalgen (Phytoplankton), Großalgen und Blütenpflanzen (Makrophyten) und auf wirbellose Bodentiere (Makrozoobenthos) waren der Hauptgrund für das Verfehlen des “guten Zustands“ (siehe Abb. „Ökologische Zustandsbewertung der Wasserkörper in den Küstengewässern der Ostsee“). Bei der Bewertung für das Phytoplankton erreichten zwar 23% der Wasserkörper den „guten Zustand“, jedoch wurde eine große Anzahl an Wasserkörpern mit „mäßig“, „unbefriedigend“ oder sogar „schlecht“ bewertet. Bei den Makrophyten fiel die Bewertung mit nur 6% der Wasserkörpern in „gutem Zustand“ insgesamt am Schlechtesten aus. 8% der Wasserkörper erreichten bei der Bewertung des Makrozoobenthos einen „guten Zustand“ und 23% der Wasserkörper erreichten einen guten Zustand des Phytoplanktons.
Die Ergebnisse der Folgebewertung gemäß Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) aus dem Jahr 2021 zeigen, dass sich gegenüber der letzten Bewertung aus dem Jahr 2015 der ökologische Zustand der Küstengewässer der Ostsee nicht verbessert hat. Weiterhin hat kein Wasserkörper den „guten Zustand“ erreicht. Die Ursachen liegen zum einen darin begründet, dass die Küstengewässer nur mit Zeitverzögerung auf eine Reduktion der Nährstoffeinträge reagieren. Zum anderen reichen die ergriffenen Maßnahmen zur Reduktion der Nährstoffeinträge nicht aus. Insbesondere im landwirtschaftlichen Sektor sind weitere Anstrengungen erforderlich, um die Nährstoffüberschüsse zu senken. Laut WRRL sollten bis zum Jahr 2015 alle Gewässer mindestens in einem „guten Zustand“ sein. Da dieses Ziel verfehlt wurde gilt es nun den guten ökologischen Zustand der Nordsee bis zum Jahr 2027 mit Hilfe geeigneter Maßnahmen zu erreichen.
Bewertungsmethode
Der ökologische Zustand der Küstengewässer der Ostsee wird in erster Linie an der Ausprägung der biologischen Elemente - den Qualitätskomponenten aus Fauna und Flora - bemessen. So gibt es für Mikroalgen (Phytoplankton), für Großalgen und Blütenpflanzen (Makrophyten) sowie für wirbellose Bodentiere (Makrozoobenthos) Bewertungsverfahren, die den Zustand der jeweiligen Qualitätskomponente im Vergleich zu einem vom Menschen unbeeinflussten Referenzzustand auf einer fünfstufigen Skala bewerten. Die biologische Qualitätskomponente mit dem schlechtesten Bewertungsergebnis bestimmt die ökologische Zustandsklasse. Bei den biologischen Komponenten geht es in erster Linie um die Untersuchung der Zusammensetzung von Lebensgemeinschaften. Besondere Aufmerksamkeit erhalten dabei empfindliche Arten und Störungsanzeiger.
Zusätzlich zieht die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) die Hydromorphologie, flussgebietsspezifische Schadstoffe (zum Beispiel Chlorbenzol, Arsen, Zink) und physikalisch-chemische Parameter (insbesondere Nährstoffe, Sauerstoff, Salzgehalt, Temperatur, pH-Wert) unterstützend für die Bewertung heran. Hinsichtlich der Hydromorphologie werden Tiefenvariation, Substrat, Strömung und Wellenbelastung bewertet. Nur wenn auch diese Hilfsparameter den „guten“ oder „sehr guten“ Zustand bestätigen, kann diese Bewertung für den ökologischen Zustand übernommen werden.
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