Entwicklung einer Zukunftsvision für eine klimaangepasste Kommune
Die Entwicklung von Zukunftsbildern ist eine Methode, um Planungsprozesse partizipativ zu gestalten und Akteure für notwendige Veränderungen zu mobilisieren. Im Projekt „Stralsund im Klimawandel“ wurde diese Methode eingesetzt, um auf Basis gemeinsamer Zukunftsvorstellungen Ideen für Klimaanpassungsmaßnahmen zu entwickeln und verschiedene Akteure für deren Umsetzung zu gewinnen.
Stralsund im Klimawandel – Zukunft gemeinsam gestalten
Im Projekt „Stralsund im Klimawandel“ wurde gemeinsam mit verschiedenen Akteuren der Stadtgesellschaft eine Zukunftsvision für eine grüne, klimaangepasste Stadt entwickelt. Ziel war es, auf Basis gemeinsamer Zukunftsvorstellungen Ideen für Klimaanpassungsmaßnahmen zu entwickeln und Akteure für deren Umsetzung zu gewinnen. Der Visionsprozess bestand aus einer dreiteiligen Online-Veranstaltungsreihe und war eingebettet in das Klimamanagement der Hansestadt Stralsund im Amt für Schule und Sport. Die Veranstaltungen wurden evaluiert hinsichtlich der Frage, ob die Motivation der Teilnehmenden zur Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen gestärkt werden konnte.
Die Vision beschreibt einen wünschenswerten Zustand, der in Zukunft erreicht werden soll. Mit dem wünschenswerten Ziel vor Augen lassen sich Menschen leichter für notwendige Veränderungen gewinnen. Zudem zeigen Zukunftsvisionen Möglichkeiten zur Gestaltung der Zukunft auf und schaffen Handlungsspielraum für eine vorausschauende Planung.
Aufbau der Online-Veranstaltungsreihe
Bei der Visionsentwicklung wurde nach der Methode des Appreciative Inquiry - Wertschätzendes Erkunden - vorgegangen. Zentral bei dieser Methode ist, dass sie den Fokus konsequent auf positive Erlebnisse, Erfahrungen und Beispiele lenkt. Es wird geschaut auf Stärken und auf das, was bereits gut funktioniert. Bei der Umsetzung der Veranstaltungen wurden psychologische Einflussfaktoren berücksichtigt, die im Projekt Regen//Sicher für die Aktivierung der Bevölkerung zur Klimaanpassung als zentral ermittelt wurden. Diese sind:
Schadenserfahrungen und Emotionen vermitteln
Persönliche Risikowahrnehmung stärken
Selbstwirksamkeitsüberzeugungen erhöhen
Kollektive Wirksamkeitsüberzeugungen fördern
Gemeinsame Vorsorgeverantwortung von Staat und Bevölkerung aufbauen
Lokale Identität und soziale Eingebundenheit ausbauen
1. Vorgespräche: Ermittlung Status quo Es wurden sieben Interviews mit Personen aus der Stadtverwaltung und von Umweltverbänden geführt. Die Vorgespräche dienten dazu, die Betroffenheiten und Aktivitäten in ausgewählten Handlungsfeldern kennenzulernen sowie Interessenslagen und Handlungsmöglichkeiten auszuloten.
2. Auftaktveranstaltung: Klimawandel in Stralsund Die Auftaktveranstaltung hatte das Ziel, Informationen zum Klimawandel in Stralsund und der Bedeutung des Stadtgrüns für die Anpassung an den Klimawandel zu vermitteln. Dr. Insa Meinke vom Norddeutschen Küsten- und Klimabüros im Helmholtz-Zentrum Geesthacht gab als externe Referentin einen umfassenden Einblick in vergangene und zukünftige Änderungen des Klimas in der Region Stralsund. Vertreter der Stadtverwaltung erläuterten, welche Rolle Klimaanpassung bereits heute in der Hansestadt spielt und zukünftig spielen wird. Gute Beispiele aus Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft zeigten auf, wie in der Stadt bereits heute mit den Folgen des Klimawandels im Bereich Stadtgrün, Waldwirtschaft und Stadtplanung umgegangen wird. Dokumentation der Auftaktveranstaltung
3. Visionsworkshop: Der Blick in die Zukunft Ziel des Visionsworkshops war es, Ideen und Vorstellungen der unterschiedlichen Akteure für ein klimaangepasstes und grünes Stralsund zu sammeln und damit die Grundlage für die Formulierung einer Vision zu schaffen. In Arbeitsgruppen wurden Ideen zu den Themen Gebäudebegrünung, Pocket Parks, Parks und Wälder sowie Straßen- und Freiräume gesammelt. Die Ideen wurden mit der Methode des Graphic Recording live von Zeichnerinnen in Visionsbilder überführt. Die Teilnehmenden konnten die Entstehung der Bilder gemeinsam begleiten und weiterentwickeln. Dokumentation des Visionsworkshops
4. Zwischenschritt: Formulierung der Vision Auf Grundlage der Ergebnisse des Visionsworkshops wurden durch das Projektteam Zukunftsaussagen formuliert, die die Vision für die Hansestadt Stralsund bilden. Der Entwurf der Vision wurde zur Kommentierung an die Teilnehmenden verschickt sowie auf der Internetseite der Stadt veröffentlicht. Die Rückmeldungen sind in die Finalisierung der Vision eingeflossen.
5. Abschlussveranstaltung: Von der Vision zu konkreten Maßnahmen Ziel der Abschlussveranstaltung waren die finale Abstimmung der Vision „Stralsund – die grüne Stadt am Wasser 2045“ sowie die Entwicklung von ersten Vorschlägen für Maßnahmen und Instrumente zur Umsetzung der Vision. Auf der Veranstaltung wurden die Vision und die eingegangenen Rückmeldungen präsentiert und diskutiert. Zur Entwicklung erster Ideen für Maßnahmen und Instrumente wurden zwei Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit den Themen der Vision befassten. Während sich eine Arbeitsgruppe eher mit kleinräumigen Grünstrukturen, wie Begrünte Bauwerke und Produktives Grün in der Stadt, befasste, wurden in der zweiten Arbeitsgruppe übergeordnete Grünstrukturen thematisiert, wie z. B. Frei- und Straßenräume, Schwammstadt Stralsund und Grünvernetzung. Dokumentation der Abschlussveranstaltung
6. Finalisierung der Vision Alle Rückmeldungen wurden durch das Projektteam in einen erweiterten Entwurf der Vision eingearbeitet. Die final gestaltete Vision und die Dokumentation der Maßnahmen wurde auf der Webseite des Klimaschutzmanagements der Hansestadt Stralsund veröffentlicht sowie an die Teilnehmenden der Veranstaltungsreihe versendet.
Zur Umsetzung der Vision wurde im Februar 2022 der „Masterplan Stadtgrün“ veröffentlicht, der alle geplanten Strategien, Einzelprojekte und Maßnahmen für die Entwicklung des Stralsunder Stadtgrüns zusammenführt und ständig fortgeschrieben wird. Zudem ist geplant, die Vision in die Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts aus dem Jahr 2015 zu integrieren. Der Visionsprozess in der Hansestadt Stralsund hat dazu beigetragen, das Thema Klimaanpassung auf die Agenda zu setzen sowie in bestehende und geplante Planungsprozesse zu integrieren bzw. diese zu unterstützen.
Die begleitende Evaluation zeigte, dass die Veranstaltungsreihe zur Visionsentwicklung bei den meisten der psychologischen Einflussfaktoren, die die Motivation zur Klimavorsorge fördern, eine Steigerung bei den Teilnehmenden bewirken konnte, u.a. Risiko- und Anpassungswissen, Risikowahrnehmungen, kollektive Wirksamkeitsüberzeugungen, Verantwortungswahrnehmungen sowie Motivation zur Mitwirkung am weiteren Visionsentwicklungsprozess und zur Beteiligung an der Umsetzung der Vision. Daher kann davon ausgegangen werden, dass die partizipative Entwicklung einer Zukunftsvision ein geeigneter Ansatz ist, um die Motivation zur Klimavorsorge auf kommunaler Ebene zu fördern.
Der Visionsprozess hat weiterhin gezeigt, dass zu Beginn der Veranstaltungsreihe eine ausführliche Einführung in das Thema Klimaanpassung sowie in Ziel und Methode der Visionsentwicklung nötig ist, damit die Teilnehmenden eine klare Vorstellung von Inhalt und Zielsetzung der Veranstaltungsreihe bekommen. Aufgrund der dafür benötigten Zeit und um die Interaktion der Teilnehmenden stärker zu fördern, ist eine Durchführung als Präsenzveranstaltung zu empfehlen. Die Methode “Appreciative Inquiry” sowie der Einsatz von Bildern mit Hilfe des Graphic Recordings haben sich als hilfreiche Methoden erwiesen, um den Prozess des Visionierens bei den Teilnehmenden zu unterstützen. Um möglichst viele Teilnehmende zu gewinnen, ist eine frühzeitige und intensive Öffentlichkeitsarbeit nötig. Die Unterstützung der Kommune ist dabei eine wichtige Voraussetzung.
Projektteam
ecolo – Agentur für Ökologie und Kommunikation, Bremen | www.ecolo-bremen.de Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH, gemeinnützig, Berlin | www.ioew.de Dr. Torsten Grothmann, Berlin
Das Projekt ist Teil des Forschungsvorhabens „Vorschlag und Erprobung eines Partizipationsportfolios zur Optimierung von Beteiligungsprozessen zur Weiterentwicklung der deutschen Klimaanpassungsstrategie (DAS)“ (FKZ 3718 48 199 0).
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
Umweltbundesamt
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