Belastungen der Hydromorphologie

Blick auf die unterste Staustufe in der Mosel in Koblenzzum Vergrößern anklicken
Blick auf die unterste Staustufe in der Mosel in Koblenz
Quelle: Stephan Naumann / UBA

In und am Gewässer bilden Auen, Mäander, Inseln, Sand- und Kiesbänke, Kolke und Furten wertvolle Lebensräume für Auen- und Gewässerorganismen. Gewässerausbaumaßnahmen, intensive Nutzungen der Flusseinzugsgebiete und Eingriffe in den Wasserhaushalt führen zum Verlust dieser Lebensräume und zu umfänglichen hydromorphologischen Belastungen der Bäche und Flüsse.

Inhaltsverzeichnis

Obwohl die verschiedenen Gewässernutzungen und andere Aktivitäten am und im Gewässer unterschiedlichen Zwecken dienen, sind die dafür vorgenommen Eingriffe am Gewässer oft ähnlich. Zum Beispiel wird Wasser möglichst gleichmäßig im Jahr benötigt, um für die Energiegewinnung, die Bewässerung oder die Trinkwassergewinnung Wasser zu entnehmen oder Schifffahrt zu ermöglichen. Dafür werden Gewässer durch Querbauwerke aufgestaut und der Rückstau zwischen Deichen oder anderen Längsbauwerken eingefasst. Diese Art von Eingriffen, die sich auf den Wasserhaushalt, die Durchgängigkeit von Gewässern und die ⁠Gewässerstruktur⁠ auswirken und in der Folge Lebensräume und Gewässerorganismen beeinträchtigen, werden als Belastungen der ⁠Hydromorphologie⁠ zusammengefasst.

 

Hydromorphologische Belastungen – gestern und heute

Belastungen der ⁠Hydromorphologie⁠ gehen mit der menschlichen Siedlungsgeschichte Hand in Hand. So lässt sich der Beginn landwirtschaftlicher Aktivitäten zu Zeiten der Jungsteinzeit vor über 6000 Jahren bereits vereinzelt durch Ablagerungen von Auelehm in den Flussauen belegen. Waldrodungen für Landwirtschaft und Holzgewinnung erreichten im Mittelalter ihren Höhepunkt. Infolgedessen wurden nahezu flächendeckend Böden erodiert und führten zu Auelehmablagerungen, die mehrere Meter erreichen können. Unmittelbare Eingriffe am Gewässer fanden aus Gründen der Landgewinnung für die Landwirtschaft, für den Mühlenbetrieb oder den Schutz vor Hochwasser ebenfalls frühzeitig statt. Diese Eingriffe wurden spätestens im 19. Jahrhundert systematisch an ganzen Flussläufen durchgeführt und führten zur Regulierung der großen Ströme, wie Rhein oder Elbe.

Heute sind Belastungen der Hydromorphologie daher allgegenwärtig. 86 Prozent der untersuchten Gewässerabschnitte in Deutschland sind so stark von Abflussregulierungen oder Veränderungen der ⁠Gewässerstruktur⁠ betroffen, dass die Lebensgemeinschaften keinen guten ökologische Zustand erreichen können.

 

Gewässerausbau und Gewässerstruktur

Zu den hydromorphologischen Belastungen zählen zahlreiche Baumaßnahmen am Gewässer, wie

  • Begradigungen
  • Ausbaggerungen
  • Abtrennung von Auen durch den Deichbau
  • Festlegung der Ufer mit Steinschüttungen oder Spundwänden
  • Verlegung von Bächen in Rohre oder Betonschalen.

81 Prozent unserer Gewässer sind auf Grund der Verschlechterung der ⁠Gewässerstruktur⁠ hydromorphologisch belastet mit negativen Folgen für die Arten der Gewässer und Auen.

 

Querbauwerke – Auswirkungen auf Wasserhaushalt und Durchgängigkeit

Der Wasserhaushalt und die Durchgängigkeit von Flüssen und Bächen werden in Deutschland beispielsweise durch mehr als 215.000 künstliche Querbauwerke beeinträchtigt. Bezogen auf das gesamte deutsche Fließgewässernetz, findet sich an fast jedem zweiten Fließkilometer ein technisches ⁠Querbauwerk⁠. Nicht jedes davon beeinträchtigt die Durchgängigkeit wesentlich. Vor allem solche Bauwerke sind problematisch, die über die gesamte Breite des Gewässers reichen, permanent betrieben werden und durch ihre Höhe die Wanderung von Gewässerorganismen oder den Geschiebetransport zum Erliegen bringen. Dies betrifft vor allem Staudämme und Wehre für die Schifffahrt, die Wasserkraftnutzung und die Trinkwassergewinnung. In 22 Prozent der Flussabschnitte wurden der Wasserhaushalt und in 55 Prozent der Flussabschnitte die Durchgängigkeit als „signifikant negativ beeinträchtigt" bewertet. „Signifikant“ bedeutet, dass die Umweltziele der ⁠Wasserrahmenrichtlinie⁠ mit hoher wahrscheinlich verfehlt werden.

Beispiele, wie Belastungen gemindert oder vollständig beseitigt werden können, kann auf den Seiten zu Verbesserungsmaßnahmen nachgelesen werden.

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