Obwohl die verschiedenen Gewässernutzungen und andere Aktivitäten am und im Gewässer unterschiedlichen Zwecken dienen, sind die dafür vorgenommen Eingriffe am Gewässer oft ähnlich. Zum Beispiel wird Wasser möglichst gleichmäßig im Jahr benötigt, um für die Energiegewinnung, die Bewässerung oder die Trinkwassergewinnung Wasser zu entnehmen oder Schifffahrt zu ermöglichen. Dafür werden Gewässer durch Querbauwerke aufgestaut und der Rückstau zwischen Deichen oder anderen Längsbauwerken eingefasst. Diese Art von Eingriffen, die sich auf den Wasserhaushalt, die Durchgängigkeit von Gewässern und die Gewässerstruktur auswirken und in der Folge Lebensräume und Gewässerorganismen beeinträchtigen, werden als Belastungen der Hydromorphologie zusammengefasst.
Hydromorphologische Belastungen – gestern und heute
Belastungen der Hydromorphologie gehen mit der menschlichen Siedlungsgeschichte Hand in Hand. So lässt sich der Beginn landwirtschaftlicher Aktivitäten zu Zeiten der Jungsteinzeit vor über 6000 Jahren bereits vereinzelt durch Ablagerungen von Auelehm in den Flussauen belegen. Waldrodungen für Landwirtschaft und Holzgewinnung erreichten im Mittelalter ihren Höhepunkt. Infolgedessen wurden nahezu flächendeckend Böden erodiert und führten zu Auelehmablagerungen, die mehrere Meter erreichen können. Unmittelbare Eingriffe am Gewässer fanden aus Gründen der Landgewinnung für die Landwirtschaft, für den Mühlenbetrieb oder den Schutz vor Hochwasser ebenfalls frühzeitig statt. Diese Eingriffe wurden spätestens im 19. Jahrhundert systematisch an ganzen Flussläufen durchgeführt und führten zur Regulierung der großen Ströme, wie Rhein oder Elbe.
Heute sind Belastungen der Hydromorphologie daher allgegenwärtig. 86 Prozent der untersuchten Gewässerabschnitte in Deutschland sind so stark von Abflussregulierungen oder Veränderungen der Gewässerstruktur betroffen, dass die Lebensgemeinschaften keinen guten ökologische Zustand erreichen können.
Gewässerausbau und Gewässerstruktur
Zu den hydromorphologischen Belastungen zählen zahlreiche Baumaßnahmen am Gewässer, wie
- Begradigungen
- Ausbaggerungen
- Abtrennung von Auen durch den Deichbau
- Festlegung der Ufer mit Steinschüttungen oder Spundwänden
- Verlegung von Bächen in Rohre oder Betonschalen.
81 Prozent unserer Gewässer sind auf Grund der Verschlechterung der Gewässerstruktur hydromorphologisch belastet mit negativen Folgen für die Arten der Gewässer und Auen.