Die Sieger des Wettbewerbs 2016

Gewinner des Blauer Kompass Wettbewerbs 2016zum Vergrößern anklicken
Gewinner Blauer Kompass 2016
Quelle: Umweltbundesamt/Susanne Kambor

Ein renaturierter Flusslauf als grün-blauer Klimakorridor, ein Quartier mit engagierten Anwohnern, eine Weiterbildung im Handwerk für klimarobustes Bauen sowie ein Begrünungsprojekt mit Unternehmen in Innenstädten – das sind vier herausragende Lösungen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Deutschland, die vom Umweltbundesamt 2016 beim Wettbewerb "Blauer Kompass" ausgezeichnet wurden.

Inhaltsverzeichnis

 

Umweltbundesamt ehrt die Sieger im Wettbewerb „Blauer Kompass“

Unter dem Motto „Blauer Kompass – Anpassungspioniere gesucht“ zeichnete das Umweltbundesamt am 21. Juni 2016 vier lokale Anpassungsmaßnahmen aus, mit denen klimawandelbedingte Risiken gemindert und Chancen des Klimawandels genutzt werden. Die Beteiligungsprojekte „Future Cities – Grün-blauer Klimakorridor Kamen“, „Natur in graue Zonen“ aus Bonn und „KiezKlima“ in Berlin zeigen, wie Extremwetterereignissen wie ⁠Starkregen⁠ oder Hitzeperioden begegnet werden kann. In Kamen wurde ein Flusslauf renaturiert und Anwohner entkoppelten ihre Grundstücke von der Kanalisation, um gegen Überflutung vorzusorgen und ihr Wohnumfeld zu verbessern. Die Bonner Initiative „Natur in graue Zonen“ entsiegelte und begrünte in Pilotmodellen mit Unternehmen aus Duisburg, Erfurt und Wiesloch innerstädtische Flächen. Im Berliner Brunnenviertel gilt es, die Quartiersbewohnerinnen und -bewohner für die Entwicklung von Klimaanpassungsmaßnahmen an ihrem Wohnort zu begeistern. Aus der Region Frankfurt-Rhein-Main kommt mit dem Weiterbildungskonzept „Klaro: Klimarobust Planen und Bauen“ eine Sensibilisierungs- und Qualifizierungsmaßnahme, die mit der Zielgruppe Handwerk auf die Anpassungserfordernisse im Baugewerbe aufmerksam macht.

„Die Gewinner des Wettbewerbs handeln schon heute vorbildlich und ihre Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels sind richtungsweisend. Alle vier Projekte zeichnet insbesondere die Einbindung unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure aus“, so Dr. Thomas Holzmann, Vizepräsident des Umweltbundesamts, in seiner Laudatio an die Sieger. Da der ⁠Klimawandel⁠ sich auf viele Bereiche des Lebens auswirkt, wie beispielsweise die Gesundheitsvorsorge, die Landwirtschaft oder die Energieversorgung, rückt die Beteiligung von Akteuren immer mehr in den Fokus. Die Förderung von Beteiligungsprozessen und selbstständig getroffenen Vorsorgemaßnahmen bewertete die Jury des „Blauen Kompass“ daher bei allen vier Gewinnerprojekten als besonders auszeichnungswürdig.

Der Jury gehörten in 2016 an: Prof. Dr. Andrea Heilmann, Hochschule Harz; Susanne Hempen, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit; Jörg Sommer, Deutsche Umweltstiftung; Nadine Steinbach, Verband Kommunaler Unternehmen e.V. sowie Petra Mahrenholz vom ⁠KomPass⁠-Team des Umweltbundesamtes.

 

Future Cities – Grün-blauer Klimakorridor Kamen

Lippeverband

Der Lippeverband gestaltete unter dem Titel „Future Cities – Grün-blauer Klimakorridor Kamen“ mit Beteiligung der Bevölkerung den Heerener Mühlbach ökologisch um, so dass der Wasserabfluss verlangsamt und die Versickerung erhöht wurde. Das reduziert die Überschwemmungsgefahr durch Starkniederschläge. Zudem koppelten etwa 80 private Anwesen mit insgesamt 11.000 qm Dachfläche und gepflasterten Flächen das Regenwasser von der Kanalisation ab, damit die Rückstaugefahr aus dem Kanalnetz geringer wird. Die jetzt offene Ableitung des Regenwassers führt zu einer ausgeglichenen Wasserführung im Bach, die entstehende ⁠Verdunstung⁠ schafft ein besseres Mikroklima, was insgesamt die ökologischen Funktionen des Gewässersystems stärkt und die Qualität des Wohnumfelds steigert. 

Das sagt die Jury:

„‚Future Cities – Grün-blauer Klimakorridor Kamen‘ ist eine attraktive und breit angelegte Maßnahme im Hochwasserschutz, die sich insbesondere durch ihre vielen positiven Nebeneffekte auszeichnet. Der Lippeverband hat sich mit diesem Projekt frühzeitig getraut, innovative Anpassungsmaßnahmen trotz hoher Kosten in die Praxis umzusetzen. Besonders beachtenswert ist der breit angelegte Beteiligungsprozess der Maßnahme. Anwohnerinnen und Anwohner wurden in der gesamten Projektlaufzeit konsequent einbezogen und konnten so für das Thema Überflutungsgefahr sensibilisiert werden.”

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KiezKlima

Partizipative Entwicklung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen am Beispiel des Berliner Brunnenviertels // L.I.S.T. GmbH

Die L.I.S.T. GmbH und ihre Partner bündeln im Projekt „KiezKlima“ das Know-how von Akteuren aus Forschung, Beratung, Verwaltung und Stadtteilarbeit, um Quartiersbewohnern im Pilotgebiet Brunnenviertel Berlin-Wedding die Vermittlung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen nahe zu bringen. Es zielt auf die Stärkung von Beteiligung und Eigeninitiative der betroffenen Bevölkerung ab und bedient mit dem Thema ⁠Hitzestress⁠ ein dringliches ⁠Extremereignis⁠. Auf der Grundlage einer umfassenden Evaluation der Projektprozesse und -ergebnisse werden übertragbare Empfehlungen für andere Stadtquartiere in Deutschland erstellt. Dabei stehen Fragen wie die Ansprache- und Beteiligungsform der Bevölkerung im Vordergrund. 

Das sagt die Jury:

„Das Projekt ‚KiezKlima‘ ist etwas wirklich Neues. So geht Stadtplanung, denn hier geht es nicht nur um ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠. Vielmehr wird das Thema genutzt, um Quartiersmanagement zu gestalten. Hervorzuheben ist der partizipative Ansatz, in dem unterschiedlichste Formate der Bürgerbeteiligung innovativ eingesetzt werden. Die soziale Komponente geht weit über den Aspekt der Anpassung hinaus und legt so sozio-ökomische und demographische Herausforderungen der Stadtentwicklung offen.“

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Klaro: Klimarobust Planen und Bauen

Weiterbildungskonzept für Berater der Handwerksorganisation // Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main

Die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main entwickelt mit „Klaro: Klimarobust Planen und Bauen“ ein Weiterbildungskonzept im Bauhandwerk, welches Betriebsberater zu den Anpassungserfordernissen an den ⁠Klimawandel⁠ ansprechen und schulen soll. Der Klimawandel wirkt sich im Baugewerbe beispielsweise auf die Arbeitsorganisation, im Arbeitsschutz und bei der Produktentwicklung aus. In Blockseminaren werden unter Einbindung von Fachverbänden und Experten Lösungsansätze erarbeitet, es entsteht ein Leitfaden als Lehrgangs- und Beratungsunterlage sowie ein Kurzfilm zur Sensibilisierung, der sich an Unternehmen des Baugewerbes und deren Endkunden richtet. Alle Unterlagen werden rechtefrei zur Verfügung gestellt. 

Das sagt die Jury:

„Das Projekt ‚Klaro‘ kombiniert mit den Schwerpunkten Bildung und Beratung sowie dem Themenfeld Baugewerbe zwei Aspekte, die bisher noch nicht ausreichend in der ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ berücksichtigt sind. Das breit aufgestellte Projektkonsortium eröffnet gute Möglichkeiten zur Verstetigung der Maßnahme.“

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Natur in graue Zonen

Wissenschaftsladen Bonn e.V.

Das Projekt „Natur in graue Zonen“ des Wissenschaftsladen Bonn e.V. bindet kleine Unternehmen in innenstadtnaher Nachbarschaft ein, um versiegelte Flächen in der Stadt ohne Funktionseinbußen aufzubrechen und zu begrünen. In den drei Pilotstädten Erfurt, Wiesloch und Duisburg entsiegelten jeweils zehn Unternehmen exemplarische Flächen rund um den Eingangs- oder Parkbereich, denn im dicht besiedelten Raum wirkt sich das positiv auf das Mikroklima und damit auf die Aufenthaltsqualität aus. Zudem nehmen die unversiegelten Böden Niederschlagswasser auf und tragen zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei. Dafür wurden kleine Flächen von 50 bis 100 qm zusammen mit Anwohnerinnen und Anwohnern oder auch der Belegschaft umgestaltet. Das Projekt bietet sich zur Nachahmung sowohl im privaten wie auch öffentlichen Raum an.

Das sagt die Jury:

„Die Maßnahme ‚Natur in graue Zonen‘ zeichnet sich durch ihren klaren Fokus auf die lokale Umsetzung kleiner und praktikabler Maßnahmen aus. Das Ziel, lokale Akteure in die ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ einzubeziehen, ist in diesem Projekt besonders vorbildlich umgesetzt. Hervorzuheben ist dabei insbesondere die konsequente Mitnahme von lokalen Unternehmen, wodurch sich für das Projekt eine hervorragende Perspektive für eine dauerhafte und nachhaltige Verstetigung ergibt.”

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 Klimafolgen  Klimaanpassung  Klimawandel  Blauer Kompass  Anpassungswettbewerb