Beim Gedanken an die Arktis tauchen vor dem inneren Auge automatisch Bilder von scheinbar endlosen Schnee- und Eislandschaften auf, die von einsamen Eisbären durchwandert werden. Dabei ist die Arktische Landschaft eigentlich vielfältiger als man denkt: An die Hohe Arktis im Norden schließen sich südlich Gebirge, bewachsene Hügellandschaften und Tiefebenen an, die sich über fünf Staaten verteilen.
Die Arktis als Region ist in ihren Grenzen nicht eindeutig definiert. Das Nordpolargebiet umfasst das Nordpolarmeer – auch Arktischer Ozean genannt – und die nördlichen Landesteile der Kontinente Nordamerika (Alaska und Kanada), Europa (Skandinavien) und Asien (Russland).
Für die Abgrenzung der Arktis nach Süden gibt es verschiedene Ansätze: Die Älteste und eine tatsächlich veraltete Methode ist die Eingrenzung der Arktis als Gebiet nördlich des arktischen Polarkreises – diese deckt sich jedoch nicht mit der klimatischen Zone und wird daher kaum noch benutzt. Ein vegetationsgeografischer Ansatz zur Definition der Arktisregion ist die nördliche Baumgrenze – demzufolge gehören zur Arktis diejenigen Landgebiete im hohen Norden, in denen nur noch Tundra, (also keine hochwachsenden Pflanzen) existiert. Klimatisch kann die Arktis anhand der 10° Juli-Isotherme eingegrenzt werden: einer imaginären Linie, nördlich derer selbst im wärmsten Monat des Jahres im mehrjährigen Durchschnitt die monatliche Mitteltemperatur unter 10ºC liegt. Die Juli-Isotherme stimmt übrigens relativ gut mit der Baumgrenze überein. Demnach wäre die Arktis etwa 20 Millionen Quadratkilometer groß.
Darüber hinaus gibt es anthropogene Grenzlinien, die je nach Zweck einen unterschiedlichen Verlauf nehmen. So ziehen die unterschiedlichen Arbeitsgruppen des Arktischen Rates auch unterschiedliche Grenzen. Die AMAP-Arbeitsgruppe (Arctic Monitoring and Assessment Program) bezieht sich beispielsweise in ihrer Definition der Arktisregion auf Salz- und Süßwassergebiete, die im Rahmen der Arbeitsgruppe untersucht werden. Die größte Ausdehnung hat die Arktis im Rahmen des Arctic Human Development Report: Hier wird die Grenze zur Bewertung menschlicher Entwicklungen gezogen. Demnach umfasst die Arktis eine Fläche von über 40 Millionen Quadratkilometer, was etwa acht Prozent der Erdoberfläche insgesamt ausmacht.
Der Arktische Ozean selbst ist etwa 15,5 Millionen Quadratkilometer groß und durchschnittlich 1.200 Meter tief und damit der flachste Ozean der Welt. Der geographische Nordpol liegt inmitten des Ozeans, der an dieser Stelle über 4.000 Meter tief ist. Dort ist das Meer noch ganzjährig mit einer meterdicken Packeisdecke überzogen.
Das Nordpolarmeer ist über die Beringstraße zwischen Russland und Alaska mit dem Pazifik und zwischen Grönland und Spitzbergen mit dem Atlantik verbunden. Bekannte Nebenmeere des Arktischen Ozeans sind beispielsweise die Barentssee, die Hudson Bay, die Laptewsee, das Europäische Nordmeer oder die Karasee. Die großen Festlandflüsse Ob, Lena, Yenissey, Yukon und Mackenzie speisen den Arktischen Ozean.
Teile des Nordpolarmeeres – vor allem um den Nordpol herum – sind noch ganzjährig von Eis bedeckt, dessen Ausbreitung saisonalen Schwankungen unterliegt (mehr dazu finden Sie auf der Seite „Klima der Arktis“). Ihre minimale Ausdehnung hat die Eisfläche gewöhnlich im September, das Maximum wird etwa im März erreicht. Im Zentralen Bereich erreicht das mehrjährige Eis eine durchschnittliche Dicke von 3,5 Metern. Bedingt durch die Meeresströmungen ist die Eisdecke allerdings kein starres Gebilde, sondern kann reißen oder brechen und sich zu 30 Meter hohen Pressungen auftürmen, die Packeis genannt werden.
Vielfalt der arktischen Landschaft
Schnee und Eis bedecken besonders in der Hohen Arktis noch ganzjährig einen Teil der Land- und Meeresgebiete, wohingegen in südlicheren Breiten das Eis während der Sommermonate taut. Die Landgebiete in der Arktis erstrecken sich über eine Küstenlänge von ca. 45.400 Kilometern.
Die arktische Landschaft ist vielfältig: Man findet Gebirge, Gletscher, weite Hügellandschaften, Sümpfe, Wiesen und Tiefebenen. Der Gunnborn Fjeld im Osten Grönlands ist mit etwa 3.700 Metern Höhe der höchste, rein arktische Gebirgszug. Der höchste Gipfel der Arktis ist gleichzeitig der höchste Berg Nordamerikas: Der Denali (bis 2015 Mount McKinley genannt) mit knapp 6.200 Metern Höhe.
Feuchtgebiete machen etwa 70 % der Landmassen aus und sind ein wichtiger Lebensraum für Zugvögel und andere Tiere.
Hell und Dunkel – im Halbjahresrhythmus
Die Arktis wird stark vom Polartag und von der Polarnacht beeinflusst. Während des Polartages in den Sommermonaten sinkt die Sonne nicht unter den Horizont. Direkt am Nordpol dauert der Polartag von April bis September. Je weiter man sich von dort dem nördlichen Polarkreis nähert, verkürzt sich die Zeit, in der die Sonne ständig zu sehen ist. Daher dauert der Polartag im norwegischen Tromsö etwa von Ende Mai bis Ende Juli. Andersherum verhält es sich mit der Polarnacht: Während dieser Zeit bleibt die Sonne stets unter dem Horizont und hüllt die Arktis mehr oder weniger in Dunkelheit.
Teilweise ungeklärter politischer Status
Die Arktis umfasst Teile der Staatsgebiete der Anrainerstaaten Dänemark (Grönland), Norwegen, Russland, Kanada und den USA. Die Küstenlinie zum Nordpolarmeer ist mehr als 45.000 km lang. Jeder Küstenstaat hat begrenzte Kontrolle über die Wasserfläche des Meeres, das an das jeweilige Küstenmeer angrenzt und übt dort souveräne Rechte aus. Dieser Bereich wird als Ausschließliche Wirtschaftszone bezeichnet und erstreckt sich über eine Breite von 200 Seemeilen (= 370km) beginnend bei der Basis-Küstenlinie. Gleiches gilt für den sogenannten Festlandsockel: Dieser erstreckt sich über die gleiche Breite über den Meeresboden und dessen Untergrund. Der Nordpol selbst ist demnach nicht „in Besitz“ eines Staates sondern befindet sich im Bereich internationaler Gewässer, da weite Teile um den Nordpol so weit vom Festland entfernt sind, dass kein Staat einen Anspruch darauf erheben kann.
Laut Seerechtsübereinkommen können die Anrainer innerhalb von zehn Jahren nach Ratifizierung des Vertrages, Ansprüche auf eine Ausweitung ihres Festlandsockels stellen. Aufgrund dieser Regelung beantragten Norwegen, Russland, Kanada und Dänemark eine solche Ausweitung ihres Gebietes (da die USA dem Seerechtsübereinkommen bisher nicht beigetreten sind, wurde von dieser Seite auch kein Antrag gestellt). Dafür ist nachzuweisen, dass der Kontinentalschelf des jeweiligen Landes über die 200-Meilen-Zone hinausgeht. Sind die Ansprüche auf die Ausweitung des Festlandsockels rechtmäßig, erhält der entsprechende Staat souveräne Rechte zur Erforschung und Ausbeutung der natürlichen Ressourcen des Meeresbodens im Bereich des Kontinentalschelfs. Die endgültigen Festlandsockelgrenzen sind derzeit noch nicht abschließend geklärt.
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