Das Versuchsfeld Marienfelde hat eine lange Tradition. Mit dem Kriegsende und der deutschen Teilung konnte das damalige Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene (WaBoLu) das Versuchsfeld auf der Kläranlage in Stahnsdorf nicht mehr nutzen. Das WaBoLu entwickelte daraufhin ab Mitte der 1960er-Jahre ein übergreifendes Konzept für die Wasserforschung am Standort Berlin. Ziel war es, den sogenannten kleinen Wasserkreislauf versuchstechnisch abzubilden. Zu den Versuchseinrichtungen, die teilweise bis heute modernisiert fortbestehen, gehörten unter anderem ein Wasserwerk, Negativ- und Positivbrunnen, eine Lysimeteranlage zur Untersuchung von Verlagerung von Stoffen in das Grundwasser sowie Teiche und eine erste Fließgewässersimulationsanlage. Die Gesundheit stand bei der Forschung zum Trinkwasser und zur Abwassertechnik im Vordergrund. Nach dreijähriger Bauzeit wurde das Versuchsfeld im Jahr 1979 eingeweiht.
1994 wurde das Versuchsfeld zusammen mit dem WaBoLu in das Umweltbundesamt integriert. Ab Mitte der 1990er-Jahre wurde es um- und ausgebaut: Ein neues Laborgebäude entstand. Zusätzlich wurden großtechnische Simulationsanlagen mit Speicherteich, Langsamsandfilter und Uferfiltrationsstrecke (SIMULAF) errichtet. An ihnen wird geprüft, unter welchen Bedingungen eine natürliche, chemikalienfreie Trinkwasseraufbereitung ausreicht, um gesundheitlich unbedenkliches, einwandfreies Trinkwasser zu erzeugen. Hinzu kamen ein Teststand zur Prüfung der Wirksamkeit von Trinkwasserdesinfektionsmitteln sowie eine Anlage zur Anzucht von Cyanobakterien in großen Mengen für Experimente zu Rückhalt und Abbau ihrer Toxine, zum Beispiel in der Uferfiltration. In großen Fischteichen erfolgt die Anzucht von Referenzfischen, die als Vergleichsmaßstab für unbelastete Fische herangezogen werden, unter anderem für die Umweltprobenbank. Die Demonstrationsanlagen der Abwassertechnikforschung trugen dazu bei, die Membranfiltration zur Praxisreife zu bringen.
Das alte Fließgerinne wurde durch eine moderne Anlage ersetzt, die Fließ- und Stillgewässersimulationsanlage (FSA), die aus einer Halle und einer Außenanlage besteht. Aus Kunststoffrinnensegmenten und großen Teichen lassen sich je nach Anforderung fließende, stehende und durchströmte Gewässer mit ihren jeweiligen aquatischen Lebensgemeinschaften simulieren. Wichtige Messungen zur chemisch-physikalischen Charakterisierung der simulierten Gewässer können kontinuierlich mit der fest installierten Online-Messtechnik durchgeführt werden. Mit der Anlage lassen sich Untersuchungen unter naturnahen und kontrollierten Bedingungen bei gleichzeitig laborähnlichen Beprobungsmöglichkeiten durchführen. Diese künstlichen Ökosysteme, auch Mesokosmen genannt, werden unter anderem für die Chemikalienforschung im UBA eingesetzt.
Die versuchsbegleitende Analytik von Spurenstoffen erfolgt in den Laboren des Fachbereiches Chemikaliensicherheit am Standort, wie auch weitergehende Untersuchungen zur Wirkung von Stoffen, zum Beispiel im GLP-akkreditierten Ökotoxikologielabor.