In Kapitel 2.4 haben Sie für Ihre Kommune die Auswirkungen des Klimawandels priorisiert und ermittelt in welchen Bereichen und Gebieten („Hot Spots“) der Handlungsbedarf am höchsten und wo dieser eher gering ist. Zusätzlich haben Sie die Dringlichkeit des Handelns zur Klimaanpassung abgeleitet, um zu priorisieren, womit bei der Klimaanpassung in Ihrer Kommune begonnen werden könnte.
Am Ende der Durchführungsphase geht es um eine gemeinsame Gesamtbetrachtung und Interpretation der Ergebnisse der Klimarisikoanalyse und des priorisierten Handlungsbedarfs. Dies sollte die Betrachtung möglicher Anpassungsmaßnahmen und Verantwortlichkeiten mit einschließen.
Aus der Analyse und Einschätzung der Anpassungskapazität in Kapitel 2.5 lassen sich zu den identifizierten Klimawirkungen mit sehr dringenden Handlungserfordernissen ergänzende Aussagen treffen, beispielsweise bei welchen Anpassungsdimensionen der KWRA 2021 (Wissen, Motivation und Akzeptanz, Technologie und natürliche Ressourcen, Finanzielle Ressourcen, Institutionelle Strukturen und personelle Ressourcen, Rechtliche Rahmenbedingungen und politische Strategien) bzw. Komponenten der ISO 14091 (Organisationsbezogene Fähigkeit, technisches Vermögen, finanzielle Fähigkeit und Fähigkeit des Ökosystems) ein Potenzial für zusätzliche Anpassungsmaßnahmen gesehen wird, die zu einer wirksamen Reduktion des Klimarisikos führen.
Querschnittsthema: Partizipation
Aufgrund der Querschnittscharakters des Themas Klimaanpassung sollten Sie für diese Gesamtbetrachtung das Projektteam, Expert*innen und/oder Entscheidungsträger*innen aus den verschiedenen kommunalen Fachabteilungen sowie ggfs. externe Expertise einbinden. Dies hilft wechselseitige fachübergreifende Abhängigkeiten zu identifizieren, die bislang vorgeschlagenen Prioritäten hinsichtlich des Handlungsbedarfs zu validieren, gemeinsam zu entscheiden, welche Handlungsoptionen an welcher Stelle am geeignetsten für Ihre Kommune sind und welche externen Akteur*innen ggfs. noch hinzugezogen werden müssen.
Unsicherheiten kommunizieren
Bei der Interpretation der Ergebnisse sollten Sie informations- und datenbezogene Unsicherheiten immer mit berücksichtigen und kommunizieren, z. B. Unsicherheiten über die kleinräumige und zeitliche Verteilung der Klimaänderungen, deren Intensität und die damit verbundenen Klimarisken. So finden sich große Unsicherheiten in der Regel in der Bewertung von Klimarisiken für die ferne Zukunft sowie bei Klimarisiken mit komplexen Wirkzusammenhängen und/oder einer hohen Anzahl an sozioökonomischen Einflussfaktoren. Ziel sollte es sein, bei der Gesamtbetrachtung Klimarisken und Handlungsfelder mit besonders hoher oder geringer Gewissheit herauszustellen. Ermittelte Klimarisiken, die noch einer geringen Gewissheit unterliegen, sind dabei mit Vorsicht zu interpretieren, während bei Klimarisiken mit hoher Gewiss bessere Aussagen zu möglichen Handlungserfordernissen möglich sind.
Umwelt-, Sozial- und Geschlechtergerechtigkeit berücksichtigen
Zu berücksichtigen sind bei der Gesamtbetrachtung auch Aspekte der Umwelt-, Sozial- und Geschlechtergerechtigkeit. So kann auch in Ihrer Kommune die gesundheitliche Belastung durch Luftverschmutzung, Lärm, unzureichende wohnortnahe Ausstattung mit Grünflächen sowie bioklimatische Belastung räumlich und sozial ungleich verteilt sein. Einige Stadtgebiete zeichnen sich zudem oftmals durch eine hohe soziale Problematik aus. Umweltgerechtigkeit als Ansatz zur Reduzierung der Mehrfachbelastungen spielt vor dem Hintergrund des Klimawandels eine immer größere Rolle.
Der abgestimmte und priorisierte Handlungsbedarf stellt die wesentliche Grundlage für die Maßnahmenplanung dar (siehe Modul 3 "Ziele und Maßnahmen formulieren").