Formaldehyd

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Holzwerkstoffe sind eine der Hauptquellen für Formaldehyd in der Innenraumluft.
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Holzwerkstoffe und folglich auch Möbel sowie Bauprodukte aus diesen können Formaldehyd als Klebstoffbestandteil enthalten. Formaldehyd gilt als krebserzeugend. Wir beantworten die wichtigsten Fragen aus Sicht der Innenraumhygiene.

Inhaltsverzeichnis

 

Wie ist Formaldehyd in der EU eingestuft?

Formaldehyd ist ein seit langem industriell eingesetzter ⁠Stoff⁠ und diente ursprünglich hauptsächlich zur Haltbarmachung von Produkten (Einsatz als Konservierungsmittel). Später wurde es zunehmend als Bindemittel und Klebstoffbestandteil in Holzwerkstoffen, zum Beispiel für Möbel, beim Innenausbau und bei Fertighäusern, eingesetzt. Gemäß CLP-Verordnung gelten für Formaldehyd folgende Gefahren- und Sicherheitshinweise: giftig beim Verschlucken, giftig bei Berührung mit der Haut, verursacht schwere Verätzungen der Haut und Augenschäden, giftig beim Einatmen, steht im Verdacht, genetische Defekte zu verursachen und kann eine allergische Hautreaktion hervorrufen. Seit Juni 2014 wird Formaldehyd durch die EU aufgrund neuer Erkenntnisse als „kann Krebs erzeugen“ (Kategorie 1B) eingestuft.

 

Was bedeutet krebserzeugend?

Als krebserzeugend werden Stoffe eingestuft, die Krebs hervorrufen oder die Krebshäufigkeit erhöhen können. Gemäß ⁠CLP⁠-Verordnung werden krebserzeugende Stoffe wie folgt klassifiziert: Kategorie 1A (Stoffe, die bekanntermaßen beim Menschen krebserzeugend sind), Kategorie 1B (Stoffe, die wahrscheinlich beim Menschen krebserzeugend sind) und Kategorie 2 (Stoffe mit Verdacht auf krebserzeugende Wirkung bei Menschen). Eine Einstufung in die Kategorie 2 erfolgt, wenn tierexperimentelle oder am Menschen ermittelte Daten nicht hinreichend überzeugend sind, um eine Einstufung in Kategorie 1(B) zu rechtfertigen. Eine Einstufung in die Kategorie 1B erfolgt, wenn ausgehend von tierexperimentellen Daten und Erfahrungen am Menschen angenommen werden kann, dass eine Substanz beim Menschen Krebs erzeugen kann. Verwendungsbeschränkungen können die Folge sein.

Mit Formaldehyd exponierte Ratten, die wiederholt hohe Konzentrationen des Stoffes eingeatmet hatten, entwickelten im Laufe ihres Lebens Tumoren in der Nasenhöhle. Einige wissenschaftliche Studien, die die Auswirkungen von hohen Formaldehyd-Belastungen am Arbeitsplatz untersucht haben, fanden bei den exponierten Personen im weiteren Verlauf ihres Lebens mehr Fälle von Krebs in der Nasenhöhle und im Nasenrachenraum als (ohne Formaldehyd) erwartet wurde. Andere Studien an Arbeitnehmern wiederum konnten diese Befunde nicht bestätigen. Daher erfolgte keine Einstufung in die höchste Kategorie 1A.

 

Wie kann Formaldehyd meine Gesundheit gefährden?

Eine Wirkung von Formaldehyd auf die menschliche Gesundheit wurde von vielen nationalen und internationalen Gremien anhand vorliegender umfangreicher wissenschaftlicher Daten bewertet. Danach ist für eine krebserzeugende Wirkung das Zusammenwirken mehrerer Faktoren notwendig. In tierexperimentellen Studien konnte gezeigt werden, dass Tumoren in der Nasenhöhle nur dann auftraten, wenn die Konzentration so hoch war, dass sie zuvor eine Schleimhautschädigung und erhöhte Zellteilungsrate verursachte. Die genannten, letztendlich krebserzeugenden Wirkungen sind somit unterhalb einer bestimmten Formaldehydkonzentration im Allgemeinen nicht zu erwarten.

Neben der genannten Wirkung auf die Schleimhäute beim Einatmen können höhere Formaldehydkonzentrationen in der Raumluft auf die Augen reizend wirken. Ein belastbarer Zusammenhang zwischen inhalativ aufgenommenem Formaldehyd und der Entwicklung oder Verschlechterung von Asthmaerkrankungen kann auf Basis der bisher vorliegenden epidemiologischen Studien nicht bestätigt werden.

 

Was sind die Quellen für Formaldehyd im Innenraum?

Es gibt eine Vielzahl von Produkten, die Formaldehyd enthalten und an die Raumluft abgeben können. Trotz stetiger Verbesserung der Produkte in den letzten Jahrzehnten gelten Holzwerkstoffe, Bodenbeläge, Möbel, und bestimmte Dämmstoffe (z.B. Harnstoff (Urea)-Formaldehyd-Ortschäume [UF-Ortschäume]) weiterhin als Hauptquellen für Formaldehyd. In Tabakrauch ist Formaldehyd in vergleichsweiser großer Menge enthalten und selbst brennende Kerzen können eine Quelle für Formaldehyd darstellen. Formaldehyd kann darüber hinaus in Desinfektionsmitteln, Kosmetikartikeln und Textilien enthalten sein.

 

Was wird getan, um meine Gesundheit zu schützen?

Um die Gesundheit der Allgemeinbevölkerung zu schützen, sollen festgelegte Formaldehydkonzentration in der Raumluft nicht überschritten werden.

Der Ausschuss für Innenraumrichtwerte (AIR) bestehend aus Expertinnen und Experten des Bundes und der einzelnen Bundesländer in Deutschland erarbeitet Richtwerte für die gesundheitliche Beurteilung der Innenraumluft. Für Formaldehyd gibt es seit 2016 einen Richtwert von 100 µg/m3. Dieser Wert sollte auch kurzzeitig (30 Minuten) nicht überschritten werden und entspricht ebenso der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (⁠WHO⁠).

Der Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB) hat bereits seit vielen Jahren Begrenzungen für die Ausgasung von Stoffen (auch von Formaldehyd) aus Bauprodukten in den Innenraum definiert und regelmäßig aktualisiert. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) setzt diese Bewertungsgrundlagen für innenraumrelevante Bauprodukte im Zulassungsverfahren um.

In Deutschland regelt bisher die Chemikalien-Verbotsverordnung, dass beschichtete und unbeschichtete Holzwerkstoffe (Spanplatten, Tischlerplatten, Furnierplatten und Faserplatten) vor Inverkehrbringen geprüft werden müssen. Dabei gilt, dass die durch den Holzwerkstoff verursachte Ausgleichskonzentration des Formaldehyds in der Luft eines Prüfraums 0,1 ml/m3 (entspricht 0,1 ⁠ppm⁠ bzw. 124 µg/m3) nicht überschreiten soll. In der Chemikalien-Verbotsverordnung ist auch festgelegt, dass Wasch-, Reinigungs- und Pflegemittel mit einem Massengehalt von mehr als 0,2% Formaldehyd nicht in den Verkehr gebracht werden dürfen (Ausnahme: Industriereiniger). Weitere Details siehe Chemikalien-Verbotsverordnung.

Seit 2020 wird in Deutschland ein neues Prüfverfahren für formaldehydhaltige Holzwerkstoffe in Bezug genommen, mit dem die Prüfbedingungen an die heutigen baulichen Gegebenheiten und realen Beladungsraten angepasst wurden.

Vor kurzen wurde eine EU-weite neue „Formaldehydverordnung“ veröffentlicht. Diese neue Verordnung ist insofern ein großer Fortschritt, als dass es mit deren Inkrafttreten am 06. August 2026 erstmals eine EU-weite Regelung für Formaldehydemissionen aus Holzwerkstoffen und anderen Produkten geben wird. Für die Innenausstattung von Straßenfahrzeugen tritt die Regelung erst am 06. August 2027 in Kraft. Die neue Verordnung legt folgende Grenzwerte fest:

  • 0,062 mg/m³ für Gegenstände und Möbel auf Holzbasis und die Innenausstattung von Straßenfahrzeugen
  • 0,080 mg/m³ für andere Artikel

Als Ergänzung zur Verordnung wird es ein europäisches Guidance-Dokument geben, welches im Detail die erforderlichen Prüfbedingungen beschreibt.

Die nationalen Regelungen in der Chemikalien-Verbotsverordnung zur Marktfähigkeit von Holzwerkstoffen und Möbeln, die diese enthalten, werden mit Inkrafttreten der EU-Verordnung obsolet.

 

Was kann ich selbst tun, um mich zu schützen?

Wir empfehlen, mit dem Blauen Engel ausgezeichnete Produkte zu verwenden. Diese sind besonders emissionsarm und weisen im Hinblick auf Gesundheits- und Umweltgefährdungen deutlich geringere Risiken auf als vergleichbare Produkte. Die Vergabekriterien für durch den Blauen Engel-ausgezeichnete Produkte sind auf der Website "Blauer Engel" einsehbar.

Bei Produkten, die nicht mit dem Blauen Engel ausgezeichnet sind, empfehlen wir Nutzerinnen und Nutzern im Zweifelsfall bei den Herstellern Belege und Hinweise für die Unbedenklichkeit der Produkte einzufordern. In einigen Fällen sind entsprechende Informationen (Prüfnachweise) bereits auf den Verpackungen angegeben.

Neben der Wahl emissionsarmer Produkte und Materialien kann in Wohngebäuden und am Büroarbeitsplatz allgemein durch regelmäßiges Lüften und feuchtes Wischen von Oberflächen für eine gesundheitsverträglichere Raumluft gesorgt werden. Das gilt auch für die Verringerung möglicher Raumluftbelastungen mit Formaldehyd.

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