Ziel von BALTWRECK
Das BALTWRECK Projekt befasst sich mit der Bekämpfung gefährlicher Stoffe in der Ostsee, die aus Wracks und Munitionsaltlasten stammen. Ziel ist, die Sicherheit und die Wasserqualität zu verbessern.
Auf dem Grund der Ostsee liegen rund 20 000 bekannte militärische und zivile Schiffswracks, von denen etwa 10 % durch Treibstoffe oder Rückstände versenkter Munition verunreinigt sind. Mehr als 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg verlieren einige der rostigen Wracks ihren gefährlichen Treibstoff (z. B. das krebserregende Pyrolyseöl). Andere Wracks stehen kurz vor ihrer Zersetzung und bedürfen einer gründlichen Inspektion, um das Risiko und die Bedrohung für die Meeresfauna und -flora sowie eine Behinderung von Forschungs- und wirtschaftlichen Aktivitäten auf dem Meeresgrund zu bewerten und Maßnahmen zu ergreifen. Entscheidungen über die Überwachung, die Gefahrenbeseitigung oder den Ausschluss von anthropogenen Aktivitäten in der Nähe von Schiffswracks sind langwierig, da in jedem einzelnen Fall teure und forschungsintensive Studien erforderlich sind.
Das BALTWRECK Konsortium empfiehlt, die Kräfte aller relevanten Meeresforschungseinrichtungen, Meeresverwaltungen und politischen Entscheidungsträgern in der Region zu bündeln, um diese grenzüberschreitende Herausforderung methodisch, effizient und international abgestimmt anzugehen. Das Ziel des BALTWRECK- Projekts ist es, zur Verringerung der Verschmutzung der Ostsee durch Munition, gefährliche Treibstoffe und andere gefährliche Überreste von Schiffswracks beizutragen. Dazu werden gemeinsam nationale Wrackmanagementprogramme die entwickelt und umgesetzt. Dies umfasst die Entwicklung von (1) effizienten Diagnoseverfahren für Wracks, (2) In-situ- und Ex-situ-Sanierungstechnologien für gefährliche Kraftstoffe aus Wracks sowie Munition/Waffen und Sprengstoffe, (3) die Erprobung der entwickelten Lösungen an mindestens drei Pilotstandorten und (4) Untersuchung des toxikologischen Risikos für marine Ökosysteme durch versenkte Munition und Ölablagerungen. Es werden Empfehlungen für politische Entscheidungsträger, lokale Meeres- und Stadtverwaltungen formuliert.
Das Projekt beteiligt Gemeinden in der Nähe von Wracks in den Entscheidungsprozess durch eine Reihe von Workshops und Konferenzen sowie eine öffentliche Kampagne.
Das BALTWRECK-Projekt konzentriert sich auf vier Schlüsselbereiche:
1. Politik
Überprüfung bestehender Managementstrategien für Wracks in der Ostsee und Entwicklung einer gemeinsamen Strategie, die den Regierungen der Ostseeanrainerstaaten vorgelegt werden soll. Das Projekt wird die Umweltschutzbehörden, die Schifffahrtsverwaltung, die Tourismusinstitutionen sowie Institutionen des kulturellen Erbes einbeziehen, um das Problem aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und Synergien und bewährte Verfahren zu erarbeiten.
2. Risikobewertung und Entscheidungsfindung
Bereitstellung einer Reihe von Methoden zur Untersuchung von Wrackfundorten und von Mitteln zur verständlichen Interpretation der Ergebnisse. Dazu gehört die Entwicklung von Technologien für die nicht-invasive Wrackinspektion, die 3D-Objektrekonstruktion und präzise Probenahme sowie eine Reihe von chemischen und toxikologischen Methoden zur Erfassung von Kontaminationsrisiken. Ein Online-Werkzeug zur Entscheidungsunterstützung wird entwickelt, um die gesammelten Daten mit Hilfe von künstlicher Intelligenz zu interpretieren und Risikostufen zu berechnen.
3. Sanierung
Sowohl in-situ- als auch ex-situ-Biosanierungstechnologien werden unter Verwendung spezieller externer und autochthoner Mikroben zur Bekämpfung von Verunreinigungen durch Brennstoffe und Munition entwickelt. Bei diesen Technologien werden sowohl aerobe (unter Verwendung von Sauerstoff) als auch anaerobe (ohne Sauerstoff) Mikroben eingesetzt.
4. Öffentliche Sensibilisierung
Die Öffentlichkeit weiß nur wenig über die Gefahren im Zusammenhang mit Wracks und deren Verschmutzung. Daher wird das Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Verwaltung durch verschiedene Treffen, Seminare und öffentliche Kampagnen gefördert, in denen auf die Gesundheits- und
Umweltrisiken im Zusammenhang mit gefährlichen und krebserregenden Brennstoffen und Munitionschemikalien (einschließlich TNT und anderen) hingewiesen wird.
Außerdem werden Dokumentationen für Ausstellungen und für Kulturerbe-Institutionen erstellt, die zur weiteren Erforschung der historischen Wracks genutzt und zur touristischen Attraktivität dieser Stätten beitragen sollen. Dazu gehört auch die Sammlung von 360°-Videomaterial für virtuelle Wrackbesichtigungen.
BALTWRECK Partner
BALTWRECK ist ein Konsortium von 14 Partnern aus vier Ländern. Das Projekt bringt Wissenschaftler*innen, Behörden, Umweltorganisationen und Unternehmen zusammen, um eine länderübergreifende Strategie zur Wracksanierung zu entwickeln. Zu den Partnern gehören:
- Deutschland: Umweltbundesamt (UBA), Leibniz-Institute für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), North.io, Helmholtz Centre for Ocean Research Kiel / Geomar
- Polen: Institute of Fluid-Flow Machinery (IMP PAN, Leitungsorganisation), Gdansk University (UG), Association of Polish Communes Euroregion Baltic (APC ERB), Gdynia Maritime University (GMU), Jagiellonian University (UJ), JT Ship Service Tomasz Jatkowski (JTSS), CLEANERGY
- Schweden: Chalmers University of Technology
- Litauen: Klaipeda University (KU), Nature Research Centre (NRC)
Die Rolle des Umweltbundesamtes in BALTWRECK
Als zentraler deutscher Partner in BALTWRECK bringt das Umweltbundesamt (UBA) seine wissenschaftliche und regulatorische Expertise aus dem Meeresumweltschutz und Risikomanagement ein. Der Schwerpunkt der UBA-Arbeit liegt auf der Entwicklung eines Wrackmanagementplans und der Ausarbeitung rechtlicher Handlungsempfehlungen zur Bergung oder Sicherung gefährlicher Wracks. Ziel ist es, fundierte Entscheidungsgrundlagen für Behörden und politische Akteur*innen zu schaffen und die internationale Zusammenarbeit in diesem Bereich zu stärken. Dazu steht das Umweltbundesamt im Austausch mit deutschen Fachbehörden wie dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) sowie der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA).
Außerdem beteiligt sich das UBA an der Definition und Harmonisierung von Kriterien zur Risikobewertung von Wracks. Dazu werden Umweltgefahren durch enthaltene Schadstoffe, der Zustand der Wracks sowie deren Lage in sensiblen marinen Gebieten berücksichtigt. Das UBA steht hierzu in engem Austausch mit anderen nationalen und internationalen Fachgremien, etwa im Rahmen der HELCOM-Arbeitsgruppe EG Submerged.
Das UBA engagiert sich darüber hinaus in internationalen Initiativen zur Standardisierung von Risikobewertungen und Sanierungsmaßnahmen. Hierzu zählen unter anderem die Teilnahme an Workshops des Tangaroa-Projekts, das globale Standards für den Umgang mit potenziell umweltgefährdenden Wracks entwickelt.
BALTWRECK als Modellprojekt für Europa
Die Ostsee ist nicht das einzige Meer, das mit Wrackaltlasten zu kämpfen hat. Die im BALTWRECK-Projekt entwickelten Methoden und Strategien könnten als Modell für andere europäische Meeresregionen dienen. Ziel ist es, langfristig einen einheitlichen europäischen Standard für die Erfassung, Bewertung und Sanierung von Wracks zu etablieren.
Parallelprojekte
Neben BALTWRECK arbeiten weitere Projekte an der Lösung von Umweltproblemen durch Altlasten in europäischen Gewässern:
- REMARCO (Remediation, Management, Monitoring and Cooperation addressing North Sea UXO) konzentriert sich auf die Nordsee und untersucht Risiken durch Schadstoffe in marinen Umgebungen. Mehr zu REMARCO
- MUNIMAP (Baltic Sea Munitions Remediation Roadmap) fokussiert auf die Kartierung von Munitionsaltlasten in der Ostsee und entwickelt Methoden zur sicheren Entsorgung. Mehr zu MUNIMAP
Mehr Informationen & Kontakt unter der Projektwebsite BALTWRECK.