Akteure und Handlungsfelder
Mobilitätsmanagement setzt auf unterschiedlichen Ebenen an. Die Kommunen sind ein zentraler Akteur zur Gestaltung nachhaltiger Verkehrsangebote. Auf der operativen Ebene können sowohl kommunale Einrichtungen, Betriebe, Verwaltungen und Schulen konkrete Maßnahmen umsetzen. Dabei werden unterschiedliche Zielgruppen (Neubürgerinnen und Neubürger, Beschäftigte, Mieterinnen und Mieter) angesprochen.
Besonders das betriebliche Mobilitätsmanagement gewinnt durch gezielte Fördermaßnahmen sowohl auf Bundes- und Länderebene als auch auf kommunaler Ebene an Bedeutung. Handlungsfelder sind die Mobilität der Beschäftigten auf ihren täglichen Arbeitswegen, Geschäfts- und Dienstreisen und das Flottenmanagement des Fuhrparks. Häufig werden auch Gäste- und Kundenverkehre einbezogen.
Notwendige Voraussetzungen auf der Angebotsseite sind leistungsfähige Infrastruktureinrichtungen wie bspw. attraktive Fuß- und Radverkehrsnetze, geeignete Fahrradabstellanlagen an Schnittstellen zum öffentlichen Verkehr und in Betrieben vor Ort. Dazu gehören auch ein leistungsfähiger ÖPNV, der auch zu Zeiten geringer Nachfrage ein Angebot bereithält und alternative Mobilitätsangebote wie Bike- und Carsharing. Zu einem erfolgreichen Mobilitätsmanagement gehört aber auch ein professionelles Marketing, das sich sowohl an die politischen Entscheidungsträger als auch an die Nutzerinnen und Nutzer richtet.
Die von öffentlichen Einrichtungen und Betrieben verursachten Umweltbelastungen sind zu einem erheblichen Anteil auf betriebliche und berufsbedingte Verkehre zurückzuführen. Laut Statischem Bundesamt nutzen 68 Prozent der Erwerbstätigen den Pkw für den Weg zur Arbeit. Selbst auf Kurzstrecken bis unter fünf Kilometer ist für rund 40 Prozent der Erwerbstätigen das Auto das bevorzugte Verkehrsmittel für den Weg zur Arbeit. Ein systematisches Mobilitätsmanagement, das mit dem kommunalen Angebot gut verzahnt ist, kann einen wesentlichen Beitrag zur Verkehrsverlagerung und effizienteren Gestaltung des Verkehrs leisten. Hierzu gehören auch verkehrsvermeidende Maßnahmen wie mobiles Arbeiten sowie Telefon- und Videokonferenzen auf betrieblicher Ebene.
Darüber hinaus fördert die Nutzung des Fahrrades oder das zu Fuß Gehen nicht nur auf dem Weg zur Arbeit die Gesundheit der Beschäftigten. Und jeder nicht hergestellte Pkw-Stellplatz spart dem Unternehmen oder der Verwaltung Herstellungskosten zwischen 1.500 Euro (oberirdisch) und 25.000 Euro für einen Stellplatz in einer Tiefgarage.
Auch Beschäftigte können Kosten sparen. Wer zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV anstatt dem eigenen Pkw zur Arbeit kommt, kann sein Haushaltseinkommen entlasten.
Mobilitätsmanagement in Unternehmen
Im Rahmen der Verbändeförderung des Umweltbundesamtes (UBA) und Bundesumweltministeriums hat der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M. e.V.) gemeinsam mit dem UBA und weiteren Expertinnen und Experten einen Leitfaden zur nachhaltigen Ausgestaltung von Mobilitätsrichtlinien in Unternehmen erarbeitetet. Dieser soll Unternehmen dabei unterstützen, ihre betriebliche Mobilität umweltverträglicher und klimaschonender zu gestalten.
Der Leitfaden umfasst die Bereiche Verkehrsvermeidung, Geschäftsreisen, Fahrradnutzung, öffentliche Verkehrsmittel, Parkraummanagement sowie Fuhrparknutzung und -ausstattung. Er bietet konkrete Handlungsempfehlungen und Formulierungshilfen zur Ausgestaltung von nachhaltigen Mobilitätsrichtlinien. Indem Unternehmen ihr Handeln im Bereich Mobilität an klaren Zielen zur Erreichung unserer Umwelt- und Klimaschutzziele ausrichten, verbessern diese ihre Zukunftsfähigkeit und erhöhen zudem ihre Attraktivität als Arbeitgeber.
Der „Leitfaden zur nachhaltigen Ausgestaltung von Mobilitätsrichtlinien in Unternehmen“ steht auf der Website www.MobilityPolicy.de kostenfrei als Download zur Verfügung oder kann dort alternativ auch als Druckexemplar bestellt werden.
Fördermöglichkeiten
Im Rahmen einer Förderrichtlinie zum Betrieblichen Mobilitätsmanagement förderte das Bundesverkehrsministeriums (BMVI) Modellprojekte zur Umsetzung von Maßnahmen in Betrieben und kommunalen Unternehmen. Ziel war die Einführung oder Verstetigung eines Mobilitätsmanagements im betrieblichen Umfeld und die Umsetzung geeigneter Maßnahmen zur Beeinflussung der betriebsbedingten Mobilität im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung.
Gefördert wurden Maßnahmenbündel, die dazu beitragen Personenverkehre zu vermeiden, zu reduzieren, zu verlagern und zu optimieren. Damit sollten Beiträge zur Einsparung umwelt- und klimaschädlicher Emissionen, zum Lärm- und Ressourcenschutz sowie Flächenverbrauch und Luftschadstoffen ermöglicht werden. Die Förderprojekte sollten Vorbildcharakter haben und weitere Betriebe zur Konzipierung und Umsetzung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements aktivieren. Weitere Informationen und Ansprechpartner zu den Projekten sind auf der Projektseite „mobil gewinnt“ zu finden.
Studiengang Mobilitätsmanagement
Die Hochschule Rhein Main in Wiesbaden hat im Jahr 2017 als erste deutsche Hochschule den Bachelor-Studiengang „Mobilitätsmanagement“ eingeführt. Dort können Studierende das Handwerkszeug zur Gestaltung nachhaltiger Mobilitätskonzepte in Städten und Regionen sowie in ländlichen Räumen während eines sechs Semester umfassenden Studiums erlernen.
Basis des Studiums ist die praxisorientierte Vermittlung von ingenieurwissenschaftlichen Grundlagen des Verkehrswesens zur Planung und zum Entwurf von Verkehrsangeboten und zur Verkehrsmodellierung. Des Weiteren werden in dem interdisziplinären Studium sozial-, kommunikationswissenschaftliche und betriebswirtschaftliche Inhalte vermittelt.
Vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten für Absolventinnen und Absolventen gibt es bspw. in kommunalen und regionalen Einrichtungen der Stadt- und Verkehrsplanung, in Planungs- und Ingenieurbüros sowie bei Mobilitäts- und Verkehrsdienstleistern des öffentlichen Verkehrs.