Human-Biomonitoring in Europa

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Die Gestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik gehört zu den wichtigsten Aufgabenfeldern der EU
Quelle: CC Vision

Die europäische Umwelt- und Gesundheitspolitik misst diesem Werkzeug Human-Biomonitoring (HBM) für die Bestimmung der Umweltbelastung der Bevölkerung eine große Bedeutung bei. Die bisherigen oder noch andauernden HBM-Studien mehrerer europäischer Länder behandeln dabei durchaus unterschiedliche Fragestellungen.

Inhaltsverzeichnis

 

Human-Biomonitoring: Ein Werkzeug der europäischen Umwelt- und Gesundheitspolitik

Human-Biomonitoring (HBM) dient als Werkzeug zur Erfassung der Belastung des Menschen mit Schadstoffen, das in der Umwelt- und der Arbeitsmedizin verwendet wird. Im Human-Biomonitoring werden menschliche Gewebe und Körperflüssigkeiten untersucht, um ihre Belastung mit Schadstoffen zu bestimmen. So wird zum Beispiel analysiert, wie viel Blei bei Einzelpersonen oder Bevölkerungsgruppen im Blut vorhanden ist.

Umweltchemikalien finden sich in einer breiten Palette von Produkten, einschließlich Lebensmittel, Kosmetika, medizinischer und veterinärmedizinischer Produkte, sowie in der Landwirtschaft und Schädlingsbekämpfung und bieten zahlreiche Vorteile für die Gesellschaft. Gleichzeitig verursacht die menschliche und die Umwelt-⁠Exposition⁠ gegenüber gefährlichen Umweltchemikalien Kosten in Bezug auf die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umweltqualität. In Anerkennung dessen benennt das 7. Umweltaktionsprogramm der Europäischen Union das Ziel Nr. 3, bis zum Jahr 2020 den „Schutz der Unionsbürger vor umweltbedingten Belastungen, Gesundheitsrisiken und Risiken für die Lebensqualität“ zu erreichen sowie eine „Verbesserung der Wissens- und Faktengrundlage für die Umweltpolitik der Union“ (Ziel Nr. 5).

 

Aktuell: Die europäische Human-Biomonitoring Initiative (HBM4EU)

Um das Ziel aus dem 7. Umweltaktionsprogramm zu erreichen, förderte die EU-Kommission das Projekt „European Human Biomonitoring Initiative“ (HBM4EU). Ein Ziel des Projekts war die Zusammenführung bereits vorhandener Daten und die Durchführung gemeinsamer Studien. Die Leitung des Konsortiums lag beim Umweltbundesamt (⁠UBA⁠). Im Projekt arbeiteten 120 Partner aus 30 Ländern - 24 EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen, Island, Israel, Großbritannien, Nord Mazedonien und die Schweiz. HBM4EU hat den Fokus auf die Bildung eines gesamteuropäischen Netzwerks gelegt, um die Wissens- und Faktengrundlage für die Umwelt- und Chemikalienpolitik der Union zu verbessern. Dazu wurden auch in jedem Land so genannte „National Hubs“ eingerichtet, die die Aktivitäten koordinierten, um langfristig eine robuste Human-Biomonitoring-Plattform auf europäischer Ebene zu schaffen.

Die Initiative sollte direkt zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens aller Bürger beitragen, indem sie untersucht hat, wie die ⁠Exposition⁠ gegenüber Umweltchemikalien die Gesundheit von verschiedenen Gruppen der Bevölkerung beeinflusst – z. B. von Kindern, Schwangeren, Föten und Arbeitnehmern. Es wurde auch untersucht, inwieweit Faktoren wie Verhalten, Lebensstil und sozioökonomischer Status die interne Exposition gegenüber Umweltchemikalien in der EU-Bevölkerung beeinflussen. Dieses Wissen wurde (und wird immer noch) direkt an die Politik weitergegeben, um die Faktengrundlage für die Umwelt- und Chemikalienpolitik der Union zu verbessern und so die gesundheitsrelevante chemische Belastung zu verringern und die menschliche Gesundheit zu schützen.

Das Projekt HBM4EU hatte eine Laufzeit von fünfeinhalb Jahren - von 2017 bis 2022 - mit dem Ziel der Einführung eines nachhaltigen Programms.

  • Weitere Informationen zu HBM4EU finden Sie unter: www.hbm4eu.eu (nur in Englisch)
  • Das HBM4EU Informationsblatt kann hier heruntergeladen werden.
 

Vorangegangene Studien der EU zum Human-Biomonitoring

Die europäische Umwelt- und Gesundheitspolitik misst dem Werkzeug Human-Biomonitoring (HBM) für die Bestimmung der Umweltbelastung der Bevölkerung eine große Bedeutung bei. Die bisherigen HBM-Studien mehrerer europäischer Länder behandelten jedoch unterschiedliche Fragestellungen; die angewandten Verfahren waren nicht einheitlich und die erstellten Daten daher oft nicht vergleichbar. Aus diesem Grund hat die Europäische Kommission im Jahr 2004 in ihrem Aktionsplan „Umwelt und Gesundheit 2004 – 2010” die „Entwicklung eines kohärenten Vorgehens zum Biomonitoring in Europa” als ein Ziel benannt.

Seit dem Frühjahr 2005 ließ sich die Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission von einer Expertengruppe unterschiedlicher Disziplinen aus 17 Staaten der europäischen Gemeinschaft und Kroatien fachlich beraten. Diese Gruppe, die „Implementation Group on HBM” (IG-HBM), wurde technisch unterstützt durch das EU-Projekt ESBIO („Expert team to Support BIOmonitoring in Europe”). IG-HBM und ESBIO entwickelten Vorschläge für Richtlinien und Verfahrensprotokolle zur harmonisierten Durchführung eines gesamteuropäischen HBM-Programms. Die Implementation Group hatte darüber hinaus den Auftrag, die Kommunikation zwischen nationalstaatlicher Politik und Europäischer Kommission zu unterstützen. Das ⁠UBA⁠ hat sich an beiden Arbeitsgruppen aktiv beteiligt.

 

COPHES und DEMOCOPHES

Im Dezember 2009 wurde diese Arbeit durch COPHES (Consortium to Perform Human Biomonitoring on a European Scale) übernommen und fortgeführt. COPHES war eine Arbeitsgruppe, die aus 35 Forschungsteams aus 24 EU-Mitgliedsstaaten sowie Kroatien, Norwegen und der Schweiz bestand. Das Konsortium hat die Fortführung der Harmonisierung des Human-Biomonitoring in Europa dadurch erreicht, dass es konkrete einheitliche Arbeitsanweisungen für die Durchführung von HBM-Studien in Europa ausgearbeitet hat. Die einzelnen Mitgliedsstaaten müssen diese Arbeitsanweisungen dann nur noch übersetzen und an länderspezifische Gegebenheiten anpassen.

Ein weiterer Schritt in Richtung Harmonisierung erfolgte durch die Erstellung von Verfahrensanweisungen für die Durchführung eines ersten Europa weiten Pilotprojektes (DEMOCOPHES). In dieser Pilotstudie wurden in 16 Mitgliedsstaaten jeweils 120 Kinder zwischen 6 und 11 Jahren und ihre Mütter auf verschiedene Umweltschadstoffe untersucht. Im Urin wurde der Gehalt des Schwermetalls Cadmium und des Nikotinabbauprodukts Cotinin gemessen. Außerdem wurden ⁠Metabolite⁠ (Stoffwechselprodukte) der wichtigsten Weichmacher von Kunststoffen, der Phthalate, bestimmt. Zusätzlich wurde in einer Probe des Kopfhaares der Quecksilbergehalt ermittelt.

Die Pilotstudie lieferte Erfahrungen zur Durchführung von harmonisierten HBM-Studien in vielen europäischen Ländern und bereitete Entscheidungen zur Machbarkeit einer komplexeren europäischen HBM-Studie vor.

Das Projekt endete im November 2012. Bis dahin hatten die beteiligten Länder die harmonisierten Arbeitsanweisungen (Instrumente) getestet und eine Perspektive für eine EU-weite Implementierung des HBM als Instrument des Umwelt- und Gesundheitsschutzes erarbeitet.

 

Beteiligung des Umweltbundesamtes

Wie auch in der Implementation-Group und im ESBIO-Projekt, wirkten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Umweltbundesamtes im COPHES- und DEMOCOPHES-Projekt mit. Dabei konnten sie auf langjährige, umfangreiche Erfahrungen mit bevölkerungsbezogenem Human-Biomonitoring zurückgreifen: In Deutschland gab es in den vergangenen 30 Jahren wiederholt Umwelt-Surveys, also repräsentative Studien zur Belastung der Bevölkerung mit Umweltschadstoffen. Zusätzliche Beiträge, insbesondere zur Lagerung der Humanproben, konnte die ⁠UBA⁠-Arbeitsgruppe aus den Erfahrungen mit der Umweltprobenbank einbringen, dem zweiten groß angelegten Instrument zur Bewertung von Schadstoffbelastungen von Mensch und Umwelt in Deutschland.

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