Blattläuse: Unbeliebte Gartenbesucher

Ein Marienkäfer vertilgt eine grüne Blattlaus.zum Vergrößern anklicken
Nützlinge im Garten: Marienkäfer und ihre Larven sind auf Blattläuse spezialisiert.
Quelle: Valentin Bouvet / Pixabay

Inhaltsverzeichnis

 

So bekämpfen Sie Blattläuse ohne Chemie

  • Gestalten Sie Ihren Garten naturnah, um Fressfeinde anzulocken.
  • Wählen Sie Pflanzensorten, die bei Blattläusen unbeliebt sind.
  • Kontrollieren Sie Ihre Pflanzen regelmäßig, damit sich Läuse nicht massenhaft vermehren.
  • Tolerieren Sie einen geringfügigen Befall.
  • Entfernen Sie Blattläuse notfalls per Wasserstrahl.
 

Gewusst wie

Blattläuse (Aphidina) zählen zu den bekanntesten Schädlingen im Garten. Allein in Mitteleuropa sind rund 850 Blattlausarten bekannt. Sie stechen die Pflanzen an und saugen den zuckerhaltigen Pflanzensaft. Meist ist der Befall harmlos und kann toleriert werden. Insbesondere an Ziergehölzen sind Blattläuse nur ein optisches Problem. Wenn sie jedoch über einen längeren Zeitraum in großer Zahl an einer Pflanze saugen, schwächen sie diese. Die zuckerhaltigen Ausscheidungen der Blattläuse, der sogenannte Honigtau, sind außerdem ein idealer Nährboden für Rußtaupilze. Diese Pilze bilden einen schwarzen Belag, wodurch die Photosyntheseleistung der Pflanze sinkt. In einzelnen Fällen können Blattläuse auch Viruskrankheiten übertragen. Sie geben zum Beispiel Tabakmosaikviren an Tomaten, Gurken und Paprika sowie das Scharkavirus an Steinobst weiter. Gegen Viren gibt es keine ⁠Pflanzenschutzmittel⁠.

Blattläuse in der Nahrungskette: Viele Vogelarten, Spinnen und Insekten ernähren sich von Blattläusen und deren Ausscheidungen. Insbesondere der Marienkäfer ist ein fleißiger Blattlausräuber. Ein ausgewachsener Käfer vertilgt in seinem etwa einjährigen Leben bis zu 5.000 Blattläuse. Die Käfer werden durch bestimmte Düfte (Pheromone) angelockt, welche befallene Pflanzen abgeben. Die Weibchen legen ihre Eier in die Blattlauskolonie und nach wenigen Tagen schlüpfen die ersten Larven, welche umgehend mit der Vertilgung der Blattläuse beginnen. Damit Marienkäfer nach ihrer Winterruhe gute Startbedingungen haben, brauchen sie schnell Nahrung. Diese besteht im Frühjahr, neben Blattläusen, auch aus Pollen von Rosengewächsen. Deshalb sollten Sie insbesondere im Frühjahr auf Insektizide verzichten, wenn Ihre Rosen von Blattläusen befallen sind. Die Rosen überstehen den Befall und blühen trotzdem. Marienkäfer und Meisenbrut danken es Ihnen.

Locken Sie Fressfeinde an: Gestalten Sie Ihren Garten abwechslungsreich und naturnah und errichten Sie Versteck- und Nistmöglichkeiten für Blattlaus-Räuber.

  • Bieten Sie beispielsweise Marienkäfern (Coccinellidae) geeignete Plätze für die Winterruhe an: Laubhaufen, ⁠Totholz⁠, Steinhaufen, kleine trockene Hohlräume oder spezielle Nistkästen.
  • Mit der Anlage von Blühflächen können sie gezielt Schwebfliegen (Syrphidae) anlocken. Die erwachsenen Tiere sind wichtige Bestäuber und ernähren sich von Nektar und Pollen folgender Pflanzen: Kamille, Kornblume, Phacelia, Nachtkerze, Margerite, Rainfarn und Vogelmiere. Die Larven vieler Schwebfliegenarten leben dagegen räuberisch. Eine Larve vertilgt bis zu 1.000 Blattläuse. Sie gehören im Frühling zu den ersten aktiven Blattlausvertilgern. Zum Überwintern brauchen Sie Verstecke in Baumstümpfen, Steinhaufen oder dichten Hecken.
  • Auch Grabwespen der Gattungen Pemphredon und Passaloecus sind auf Blattläuse spezialisiert. Sie erbeuten diese in großer Anzahl und tragen sie in ihre Nester als Nahrung für die Larven. Die erwachsenen Tiere nähren sich an den Blüten von z.B. Wilder Möhre und Wiesen-Bärenklau und nisten in markhaltigen Stängeln von z.B. Holunder und Brombeeren. Als Nistplatz-Ersatz können Sie einfach ein paar Holunderäste (Markdurchmesser ca. 1 cm, Länge mindestens 30 cm) bündeln und aufrecht (vertikal) an einen sonnigen Platz hängen.

Sortenwahl: Es gibt einige Pflanzensorten, die gegen den Befall von Blattläusen resistent bzw. weniger anfällig sind. Allerdings wurden in Versuchen regionale Unterschiede nachgewiesen. In einigen Regionen Deutschlands sind zudem in den letzten Jahren die Blattlausresistenzen zusammengebrochen. Die Sauger befallen nun also auch Sorten, die sie vorher verschmäht haben. Informieren Sie sich zu passenden Sorten in Fachmedien und lassen Sie sich im Fachhandel (z.B. Gärtnereien, Baumschulen) dazu beraten.

Übrigens: Pflanzen mit einer intensiven grünen Farbe haben eine hohe Anziehungskraft auf Blattläuse. In einzelnen Kulturen kann es daher auch hilfreich sein, auf Sorten mit anderer Blattfarbe zurückzugreifen, z.B. rotblättriger Salat statt grünblättriger.

Blattläuse im Gewächshaus: Im Gewächshaus ist es möglich, gezielt Nützlinge aus dem Fachhandel gegen Blattläuse auszubringen. Da die Tiere unter Umständen aus dem Gewächshaus entweichen können, sollten Sie nur einheimische Arten und Unterarten verwenden. Das ist sehr wichtig, damit natürlich vorkommende Arten nicht beeinträchtigt oder verdrängt werden. Kaufen Sie z.B. nur heimische Marienkäferarten wie den Zweipunkt (Adalia bipunctata) oder den Siebenpunkt (Coccinella septempunctata). Kaufen Sie keine Asiatischen Marienkäfer (Harmonia axyridis, auch Harlekin-Marienkäfer) und keine Australischen Marienkäfer (Cryptolaemus montrouzieri). Mehr dazu lesen Sie HIER.

Infografik dazu, wie man Nützlinge gezielt gegen Schaderreger einsetzen kann
Im Gewächshaus können zahlreiche Nützlinge eingesetzt werden.
Quelle: Umweltbundesamt (2025 überarbeitet)

Blattläuse meiden starke Pflanzen: Achten Sie schon beim Kauf eines Gewächses darauf, dass es zu den Standortverhältnissen in Ihrem Garten passt. Kümmernde Pflanzen sind ein gefundenes Fressen für Blattläuse. Dasselbe gilt für überdüngte Pflanzen, weil sie ein weiches Gewebe haben.

  • Setzen Sie Pflanzenstärkungsmittel⁠ ein, z.B. Ackerschachtelhalm-Extrakt. Gefestigtes Gewebe und Abwehrstoffe schrecken Blattläuse ab.
  • Verwenden Sie Pflanzenextrakte, die für den Einsatz als Grundstoff genehmigt sind, z.B. Zwiebeln, Brennnesseln.
  • Pflanzen Sie Blattlaus-abwehrende Gewächse zwischen anfällige Gewächse. Abwehrende Gewächse sind z.B. Knoblauch, Oregano, Thymian, Lavendel.
  • Achten Sie auf eine bedarfsgerechte Nährstoffversorgung. Verwenden Sie organische Düngemittel anstatt von chemisch-synthetischen Düngemitteln. Vor allem synthetischer Stickstoff macht das Gewebe weich und anfällig für Krankheitserreger.
  • Mulchen Sie die Gemüsepflanzen. Blattläuse finden ihre Wirtspflanzen über visuelle Anreize. Mulch verändert den Farbkontrast zwischen Boden und Pflanze, dadurch fliegen weniger Blattläuse die gemulchten Flächen an.

Mit Handarbeit gegen Lausbefall:

  • Kontrollieren Sie Ihre Pflanzen regelmäßig, damit sich Läuse nicht massenhaft vermehren.
  • Streifen Sie befallene Triebe mit der Hand ab oder schneiden Sie diese einfach ab.
  • Bei Gehölzen und robusten Stauden können Sie Blattläuse mit einem harten Wasserstrahl entfernen. Steigern Sie den Wasserdruck langsam und vorsichtig.

Blattlausarten in Obstgehölzen, im Gemüsebau und an Zierpflanzen: Oft treten an einer Pflanze mehrere unterschiedliche Blattlausarten auf. Zur Orientierung erhalten Sie in der Bildergalerie einen Überblick über wichtige Blattlausarten sowie einige artspezifische Tipps. Für Hobbygärtner*innen ist es allerdings nicht zwingend notwendig, die einzelnen Arten unterscheiden zu können. Die vorbeugenden Maßnahmen und die allgemeinen Strategien zur Befallsminderung treffen weitgehend auf alle Arten gleichermaßen zu.

Blattlausarten im Obst, im Gemüse und an Zierpflanzen

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  1. Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae)
  2. Mehlige Apfelblattlaus (Dysaphis plantaginea)
  3. Apfelfaltenlaus (Dysaphis anthrisci, Dysaphis derecta)
  4. Grüne Apfelblattlaus (Aphis pomi)
  5. Apfelgraslaus (Rhopalosiphum insertum)
  6. Schwarze Kirschenblattlaus (Myzus cerasi, Myzus prunavium)
  7. Große Rosenblattlaus (Macrosiphum rosae)
  8. Blutlaus (Eriosoma lanigerum)
  9. Schwarze Bohnenblattlaus (Aphis fabae)
  10. Grüne Salatblattlaus (Nasonovia ribisnigri)
  11. Möhrenwurzellaus (Dysaphis crataegi)
  12. Grüne Gurkenblattlaus (Aphis frangulae ssp. gossypii)
  13. Grüne Erbsenblattlaus (Arctosiphon pisum)
  14. Mehlige Kohlblattlaus (Brevicoryne brassicae)
 

Pflanzenschutzmittel nur im Notfall: Damit eine Bekämpfung von Blattläusen mit Pflanzenschutzmitteln erfolgreich ist, müssen die Spritzungen genau zum richtigen Zeitpunkt erfolgen. Häufig sind mehrere Spritzungen innerhalb weniger Wochen notwendig, bei denen sämtliche Pflanzenteile benetzt werden müssen. Trotzdem entwischen manche Läuse, die sich an den Triebspitzen, an Blattunterseiten und Wurzeln verstecken. Einige Pflanzenschutzmittel schaden auch Nützlingen. Wer sie trotzdem verwendet, gefährdet das Gleichgewicht zwischen Schädlingen und ihren natürlichen Feinden. Wer Blattläuse mit Pflanzenschutzmitteln bekämpfen will, muss sich deshalb vorher genau informieren.

  • Verwenden Sie nur Produkte, die für den Haus- und Kleingarten (HuK) zugelassen und mit der Kennzeichnung „Anwendung durch nichtberufliche Anwender zulässig“ versehen sind. In der Datenbank des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) können Sie danach suchen.
  • Vergleichsweise umweltverträgliche Wirkstoffe gegen Blattläuse sind z.B. Rapsöl oder Kali-Seife.
  • Beachten Sie genau die Packungsbeilage, zum Schutz der Umwelt und Ihrer eigenen Gesundheit.
  • Behandeln Sie die Pflanzen abends oder an einem bedeckten Tag, da die Tröpfchen wie winzige Linsen wirken und Sonnenbrand an den Pflanzen verursachen können.
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