Steinobst: Obstbäume nachhaltig anbauen

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Sauerkirschen sind vom Befall durch die Kirschfruchtfliege weniger stark betroffen als Süßkirschen.
Quelle: CC Vision

Inhaltsverzeichnis

 

So gehen Sie den Weg zum klimafreundlichen Steinobstgarten

  • Pflanzen Sie resistente und weniger anfällige Sorten.
  • Verwenden Sie engmaschige Kulturschutznetze.
  • Kontrollieren Sie die Obstbäume regelmäßig und entfernen befallene Früchte umgehend.
  • Sorgen Sie für einen sonnigen Standort und lichten Sie die Bäume regelmäßig aus.
 

Gewusst wie

Es gibt zahlreiche umweltfreundliche Maßnahmen, um Steinobst vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen. Generell gilt:

  • Ein geringer Schädlingsbefall ist meist unbedenklich.
  • Vielen Pilzkrankheiten lässt sich mit dem Anbau robuster Sorten vorbeugen.
  • Prüfen Sie, ob der Anbau bestimmter Obstsorten zum ⁠Klima⁠ in Ihrer Region passt.

Mit Netzen gegen die Kirschfruchtfliege: Die beiden Arten der Kirschfruchtfliege, die bei uns vorkommen, werden etwa vier Millimeter groß und sind schwarz-gelb gefärbt. Sie legen ihre Eier in die heranreifenden Kirschen. Meist passiert das, bevor die Farbe der Früchte von grün zu gelb springt. Süßkirschen sind mit Abstand am häufigsten betroffen, Sauerkirschen verhältnismäßig selten.

  • Bauen Sie Süßkirschen an, die früh reifen, zum Beispiel "Burlat" oder "Celeste".
  • Lassen Sie keine reifen oder befallenen Kirschen im Baum hängen und sammeln Sie abgefallene Früchte möglichst rasch auf.
  • Hängen Sie Gelbtafeln in die Baumkronen. An diesen Leimfallen bleiben die Kirschfruchtfliegen kleben. Da Gelbtafeln durch ihre Farbe anlocken und zusätzlich mit Lockstoffen versehen werden können, dienen sie, neben der reinen Überprüfung eines Befalls, zusätzlich als Kirschfruchtfliegenfalle mit einer mäßigen Fangwirkung.
  • Ist die Zeit des Fluges der Kirschfruchtfliege vorbei, sollten die Gelbtafeln abgenommen werden, um weiteren Beifang anderer Insekten zu vermeiden.
  • Umspannen Sie die Baumkrone mit einem Kulturschutznetz. Die Maschen dürfen maximal 1,4 mal 1,4 Millimeter groß sein. So können Sie die erwachsenen Fliegen von der Eiablage in Ihrem Baum abhalten.
  • Ein Netz hält auch einige blattlausvertilgende Nützlinge vom Baum fern. Sammeln Sie deshalb einige Marienkäfer ein und setzen sie in den Baum.
  • Sie können auch den Boden unterhalb des Kirschbaums mit einem Netz mit einer maximalen Maschenweite von 0,8 mal 0,8 Millimetern bedecken. Es sollte bis Ende Mai ausgebracht sein. So sinkt der Befall im nächsten Jahr rapide, weil sich die Tiere nicht im Boden verpuppen können.
  • Hühner picken die im Boden eingegrabenen Puppen der Kirschfruchtfliegen auf. Achten Sie auf eine artgerechte Haltung.
  • Großer Schaden durch die Kirschessigfliege: Die Kirschessigfliege ist etwa drei Millimeter groß. Sie befällt nicht nur Kirschen, sondern auch andere Steinobstarten und einige Beerenfrüchte.
  • Nutzen Sie Kulturschutznetze mit einer Maschenweite von maximal 0,8 mal 0,8 Millimeter.
  • Pflücken Sie regelmäßig alle reifen Früchte und auch solche, die von Krankheiten und Schädlingen befallen sind.
  • Kirschessigfliegen mögen Wind und Sonne nicht. Sorgen Sie also dafür, dass die Obstarten in der vollen Sonne stehen und fachgerecht geschnitten sind.

Keine Vogelschutznetze gegen Stare! Stare und andere Vögel können sich in den Netzen verfangen und qualvoll sterben.

Schrotschusskrankheit und Sprühfleckenkrankheit: Um Schäden durch Pilze und Bakterien vorzubeugen, sollten Sie resistente oder tolerante Obstsorten wählen. Das gilt auch für die Schrotschuss- und die Sprühfleckenkrankheit. Beide Krankheiten äußern sich ähnlich und sie können bei allen Steinobstarten auftreten. Sind Blätter von der Schrotschusskrankheit befallen, sehen sie aus, als wären sie von Schrotkugeln durchlöchert. Die burgunderroten Blattflecken der Sprühfleckenkrankheit sind etwas kleiner. Die Blätter werden kurz nach der Infektion gelb und fallen ab. Beiden Krankheiten können Sie mit denselben Maßnahmen vorbeugen.

  • Ein regelmäßiger fachgerechter Schnitt beugt der Infektion vor. So gelangen Wind und Sonne gut ins Kroneninnere und Feuchtigkeit entweicht.
  • Kontrollieren Sie insbesondere die unteren Triebe regelmäßig und pflücken Sie befallene Blätter ab.
  • Schneiden Sie erkrankte Triebe bis ins gesunde Holz zurück.
  • Entfernen Sie Laub und abgefallene Früchte umgehend und entsorgen Sie sie über den Kompost oder den Haus- und Biomüll.
  • Pflücken und entsorgen Sie vertrocknete, im Baum hängengebliebene Früchte, sonst können Schaderreger überwintern und den Baum im nächsten Jahr erneut infizieren.

Widerstandsfähige Sorten gegen das Scharka-Virus: Das Scharka-Virus tritt vorwiegend an ⁠Pflaumen⁠ auf, kann aber auch Aprikosen, Pfirsiche und Nektarinen betreffen. Die befallenen Früchte sind an manchen Stellen pockenartig eingesunken oder verformt, die Blätter sind unregelmäßig aufgehellt. Das Fruchtfleisch der Pflaumen ist an einigen Stellen rötlich verfärbt, es ist gummiartig zäh und nahezu geschmacklos.

  • Das Scharka-Virus ist meldepflichtig. Übermitteln Sie jeden Verdachtsfall an den in Ihrem Bundesland zuständigen Pflanzenschutzdienst.
  • Sie können das Virus nicht direkt bekämpfen, sondern vorbeugen, indem Sie resistente und widerstandsfähige Sorten anbauen.
  • Sie sollten vom Virus befallene Bäume roden und durch robustere Sorten ersetzen.
  • Die Pflaumensorten "Jojo" und "Jofela" und die Aprikosensorte "Goldrich" sind resistent gegen das Scharka-Virus.

Mit Hygiene gegen die Narren- oder Taschenkrankheit: Früchte, die von dem Pilz Taphrina pruni befallen sind, nehmen eine verkrümmte Form an, die an eine Narrenkappe oder eine Handtasche erinnert. Die sogenannte Narren- oder Taschenkrankheit betrifft vor allem Pflaumen. Sie vertrocknen und bleiben meist am Baum hängen.

  • Meiden Sie hochanfällige Sorten, wie zum Beispiel "Auerbacher", "Frühzwetsche" und "Hauszwetsche".
  • Beschneiden Sie die Baumkronen regelmäßig. Entfernen Sie zu dicht stehende und in die Krone hineinwachsende Äste. Dann kann Wind durch die Krone wehen und Feuchtigkeit kann rasch verdunsten.
  • Entfernen Sie alle befallenen Früchte und Fruchtmumien.

Monilia-Pilze: Die Erreger Monilia laxa und Monilia fructigena befallen vor allem Pflaumen- und Kirschbäume, aber auch Apfel- und Birnbäume. Sie sorgen für Fruchtfäule und lassen die Triebspitzen absterben, man spricht deshalb von Spitzendürre. Um die Monilia-Pilze vom Feuerbrand, einer Bakterienerkrankung, zu unterscheiden, können Sie ein Stück eines erkrankten Triebs mit einem feuchten Tuch in eine saubere Kunststofftüte legen. Ist der Trieb mit Monilia laxa befallen, hat sich nach spätestens zwei Tagen ein weißer Pilzrasen gebildet.

  • Pflanzen Sie widerstandsfähige Steinobstsorten, wie zum Beispiel die Sauerkirschen "Achat", "Jade" und "Karneol". Bei Äpfeln empfehlen sich festfleischige Sorten mit spätem Erntetermin, etwa "Rewena" oder "Red Topaz".
  • Wählen Sie einen sonnigen, aber luftigen Standort und lichten Sie den Baum regelmäßig aus.
  • Ernten Sie Ihre Obstbäume vollständig ab. Unbrauchbare Früchte sollten entsorgt werden, da sie sonst Pilzsporen einen Nährboden geben und sie sich im nächsten Jahr ausbreiten können.
  • Falls es doch zum Befall kommt, schneiden Sie die Triebe mindestens 20 Zentimeter tief ins gesunde Holz zurück.
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Hintergrund

Umweltsituation: Was für Gemüse, Beerenobst und Kernobst gilt, trifft auch auf Steinobst zu: Immer mehr Hobbygärtner verzichten bewusst auf chemische Pflanzenschutzmittel. Sie bauen Obst und Gemüse gerade deshalb selbst an, weil sie ungespritzte Früchte ernten möchten.

Spritzungen schaden der Umwelt, ihre sachgerechte Durchführung an Obstgehölzen ist kompliziert. Die Wirkstoffe der chemischen Mittel können sich auch im Boden anreichern oder sich in der Nahrungskette ansammeln, wenn kontaminierte Insekten oder Pflanzenteile von Vögeln, Igeln oder anderen Tieren gefressen werden. Durch plötzlich aufkommenden Wind, der den Sprühnebel verweht, durch ⁠Verdunstung⁠, Abschwemmungen in Hanglagen oder schlicht durch Versickern können chemische Pflanzenschutzmittel das Grundwasser beeinträchtigen. Dies ist besonders kritisch, wenn man bedenkt, dass es in Deutschland etwa 20 Millionen Hausgärten und eine Million Kleingärten gibt.

Gegen viele Schädlinge, etwa die Kirschessigfliege, sind im Hobbygarten keine Pflanzenschutzmittel zugelassen. Die Kirschessigfliege ist erst seit 2011 in Deutschland anzutreffen, breitet sich jedoch in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz rasch aus, sodass sie schon bald auch in klimatisch weniger begünstigen Gebieten anzutreffen sein dürfte. Ein häufiger Insektizideinsatz würde die Population trotzdem nicht eindämmen. Die Kirschessigfliegen würden Resistenzen gegen die Wirkstoffe bilden.

Bei dem Verdacht einer Viruserkrankung, etwa der Scharka-Erkrankung, müssen die Behörden informiert werden. Der Verdacht wird geprüft. Ist ein Baum tatsächlich vom Virus befallen, kann es sein, dass der Baum samt Wurzelwerk gerodet werden muss. Und zwar dann, wenn sich der Hobbygarten in einem Obstanbaugebiet befindet. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass ganze Obstanlagen mit dem Scharka-Virus verseucht werden.

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