Verbot des klimaschädlichen SF6 in Mittelspannungsanlagen möglich

Luftbild der Erde mit einer Wolkendeckezum Vergrößern anklicken
SF6 reichert sich in der Atmosphäre an und ist sehr klimaschädlich.
Quelle: studio023 / Fotolia.com

Mittelspannungsanlagen zur Energieübertragung und -verteilung enthalten zurzeit Schwefelhexafluorid (SF6), welches 23.500-mal klimaschädlicher ist als Kohlendioxid. Bis 1. Juli 2020 muss die EU-Kommission bewerten, ob ein Verbot für neue sekundäre Mittelspannungsschaltanlagen möglich ist. Das UBA spricht sich klar für ein Verbot aus, denn Alternativen sind vorhanden.

Was sind Mittelspannungsanlagen?

Mittelspannungsschaltanlagen dienen in einem Spannungsbereich zwischen 1kV und 52 kV der Energieübertragung und Verteilung. Ihre Einsatzbereiche sind vielfältig. Sie verteilen die Energie in Wohngebieten, aber auch jedes Windrad verfügt über eine Mittelspannungsschaltanlage.

Warum plädiert das ⁠UBA⁠ für ein Verbot von SF6?

SF6 ist 23.500-mal schädlicher als Kohlendioxid und hat in der ⁠Atmosphäre⁠ eine Lebensdauer von 3.200 Jahren. Mittelspannungsschaltanlagen haben zwar aufgrund ihrer kompakten Bauweise einen eher geringen Anteil an den gesamten SF6-Emissionen in Deutschland. Jedoch steigt die in Deutschland verbaute Menge an. Auch die Menge, die in den Export geht, ist gestiegen und kann zukünftig zu Emissionen führen. In einer Studie und in Gesprächen mit der Industrie wurde deutlich, dass es ausreichend Alternativen zu SF6 gibt, um ein Verbot zu rechtfertigen. 

Wozu dient das SF6 und was sind die Alternativen?

SF6 wird in elektrischen Betriebsmitteln zum Schalten und Isolieren verwendet. In alternativen Mittelspannungsschaltanlagen müssen beide Funktionen ersetzt werden, ohne dass die Anlagen wesentlich mehr Platz benötigen. Heute kann SF6 zum Schalten durch Vakuumschalter ersetzt werden. Zum Isolieren stehen verschiedene Konzepte zur Verfügung, die in der vom Bundesumweltministerium beauftragten Studie „Konzept zur SF6-freien Übertragung und Verteilung elektrischer Energie“  näher dargestellt sind. Eine 1:1 Alternative gibt es nicht. Die Anlagen müssen immer auf die genutzte Alternative abgestimmt sein.

Für ein SF6-Verbot ist es höchste Zeit!

Bereits 2002 hat sich das UBA für ein Verbot von SF6 in Mittelspannungs-schaltanlagen ausgesprochen. Wie Bas Eickhout, stellvertretender Vorsitzender des EU-Parlaments in Umweltfragen, kürzlich in einem Interview bei der BBC  feststellte, war damals die Lobbyarbeit für SF6 zu stark. Um so wichtiger ist jetzt ein klares Signal gegen diesen ⁠Stoff⁠ mit seinem extrem hohen Treibhauspotenzial. Nur so können sich die Alternativen am Markt durchsetzen und eine weitere Anreicherung dieses Stoffes in der Atmosphäre verhindert werden.

Nach der Verordnung (EU) 517/2014 ist die EU-Kommission aufgefordert, bis 1. Juli 2020 zu bewerten, ob ein Verbot für neue sekundäre Mittelspannungsschaltanlagen möglich ist. Bis Ende 2022 hat die Kommission dann den Auftrag zu prüfen, ob weitere emissionsbegrenzende Maßnahmen notwendig und möglich sind, zum Beispiel für SF6 in anderen elektrischen Betriebsmitteln.

Teilen:
Artikel:
Drucken
Schlagworte:
 SF6  Schaltanlagen  Mittelspannungsnetz  Schwefelhexafluorid  elektrische Betriebsmittel  Klimaschutz  Fluorierte Treibhausgase