ReSiPlan: Integration von Starkregenresilienzen in die Siedlungsplanung

  • Übersicht der ReSi_Box mit Modulen zur Integration von Starkregenresilienz in kommunale Planungsprozesse.
    Übersicht "ReSiPlan - Tool Box", Abstimmungsmechanismus. Quelle: ReSiPlan, eigene Darstellung.
  • Starkregen im Schaffhauser Park (Ostfildern): Das Wasser wird kontrolliert in dafür vorgesehene Rückhaltemaßnahmen geleitet.
    Scharnhauser Park, Ostfildern, bei einem Starkregenereignis. Quelle: Frank Roser.
  • Zeichnerische Darstellung eines Mulden-Systems zur Regenwasserbewirtschaftung durch Sammlung, Versickerung und Rückhaltung.
    Beispiel der rechtlichen Umsetzung einer Mulde als zeichnerische Festsetzung in einem Bebauungsplan. Quelle: ReSiPlan, eigene Darstellung.
  • Darstellung eines Mulden-Rigolen-Systems zur Regenwasserbewirtschaftung durch Sammlung, Versickerung und Rückhaltung.
    Beispiel einer fachlichen Maßnahme eines Mulden-Rigolen-Systems. Quelle: ReSiPlan, eigene Darstellung.
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In Zeiten des Klimawandels stehen Städte und Gemeinden vor der Herausforderung, Siedlungsentwicklung mit wirksamem Starkregenmanagement und nachhaltiger Flächennutzung zu kombinieren. Das Vorhaben ReSiPlan verfolgt das Ziel, Kommunen dabei zu unterstützen, Starkregenresilienz systematisch in die Stadt- sowie insbesondere die formelle Bauleitplanung zu integrieren und folglich in der Siedlungsplanung zu einem Standard zu machen. Die im Projekt entwickelte Tool Box (ReSi_Box) stellt Kommunen und Planungsakteur*innen praxisorientierte Werkzeuge und methodische Hilfsmittel zur Verfügung, um starkregenresiliente Quartiere zu planen.
Im Rahmen des Projekts wurden vier Fallstudien durchgeführt, darunter die Leuchtturmprojekte in Ostfildern-Nellingen West und Ruit Nord-West. In diesen Fallstudien wurde die Anwendung der ReSiPlan Tools in der Praxis erprobt, um Starkregenresilienz in die kommunale Planung zu integrieren. Die Tool Box umfasst unter anderem die Baulandpotenzialanalyse mit Fokus auf Starkregenrisiken (ReSi_Pot) sowie das Tool zur überschlägigen Mengenabschätzung des benötigten Retentionsvolumens in Baugebieten (ReSi_Ret).
Ein zentrales Ziel von ReSiPlan war die Etablierung einer interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Stadtplanung und Siedlungswasserwirtschaft, um eine klimaangepasste und zukunftsfähige Siedlungsentwicklung zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang wurden Akteurs-Checklisten sowie Maßnahmensteckbriefe zur rechtlichen Umsetzung und Integration von Starkregenresilienzen (ReSi_Mare) entwickelt, die in bestehende kommunale Prozesse implementiert werden können.
Durch die Bereitstellung der ReSi_Box als Download-Option über die HfWU-Website können Kommunen deutschlandweit von den entwickelten Tools profitieren und ihre Siedlungsentwicklung besser auf Starkregenresilienz ausrichten.

Eckdaten zur Maßnahme

Maßnahmenträger

MaßnahmenträgerHochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU)
https://www.hfwu.de/
Kooperationspartner

Technische Hochschule Lübeck, Stadt Ostfildern.

Dauer und Finanzierung

Dauer

Beginn der Umsetzung
Dauer der UmsetzungDer Start des Vorhabens war der 01.09.2021. Das Enddatum war der 31.12.2024.
Wie hoch waren die (geschätzten) Kosten für die Umsetzung?

ca. 160.000 €

Mit welchen Mitteln wurde die Maßnahme finanziert?

Das Vorhaben wurde durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) im Rahmen des Förderprogramms: Förderung von Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels gefördert (Förderkennzeichen: 67DAS228A). Damit wurden von 2021 bis 2024 folgende Positionen finanziert: Personal-, Material-, Exkursions- und Workshopkosten sowie Kosten für das 2D-Oberflächenmodell.

Beteiligung

Welche weiteren Personengruppen wurden an der Planung oder Umsetzung der Maßnahme beteiligt?

Die ReSi_Box wurde im Rahmen verschiedener Lehrveranstaltungen an der HfWU von Studierenden der Stadt- und Raumplanung in städtebaulichen Entwürfen erprobt und gezielt optimiert. Unter der Leitung von Prof. Dr. Robin Ganser wurde sie insbesondere in den Modulen: Stadtentwicklungsplanung (SoSe 2024), Bauleitplanung und urbane Transformation sowie Bebauungsplanung (jeweils WiSe 24/25) im Kontext des Forschenden Lernens eingesetzt.
Dabei entwickelten Studierende u.a. Planungsalternativen für das kommunale Leuchtturmprojekt Ruit Nord-West, die im Rahmen der ReSiPlan Forschung weiter vertieft und gezielt hinsichtlich der Starkregenresilienz optimiert wurden.
Des Weiteren wurde die Junge DWA - DWA e.V. (Bauingenieure, Siedlungswasserwirtschaftler) beteiligt.

Welche Formen der Beteiligung fanden statt?

ErläuterungDas Vorhaben setzte auf interdisziplinäre Beteiligung, um Starkregenresilienz in die Stadtplanung zu integrieren. Workshops und Fachkonferenzen förderten den Austausch zwischen Kommunen, Wissenschaft und Praxis. Der kontinuierliche Netzwerkaustausch ermöglichte die Optimierung der ReSiPlan-Tools und ihre Anpassung an kommunale Planungsprozesse. Ziel ist zudem die langfristige Integration der Tools in bestehende Strukturen.

Erfolge

Welche Erfolge wurden bis jetzt mit der Maßnahme erreicht?

Das Projekt ReSiPlan unterstützt Kommunen bei der Integration der Starkregenresilienz in die Siedlungsplanung. Die entwickelte Tool Box bietet praxisorientierte Instrumente zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Stadtplanung und Siedlungswasserwirtschaft.
In den Leuchtturmprojekten Ostfildern-Nellingen West und Ruit Nord-West wurden städtebauliche Planungen mit Hilfe der entwickelten Instrumente hinsichtlich der Starkregenresilienz optimiert.
Ein weiterer Erfolg war die Intensivierung der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Stadtplanung und Siedlungswasserwirtschaft. Darüber hinaus erleichtert das entwickelte ReSiPlan-Handbuch als Leitfaden für Kommunen die Anwendung der Werkzeuge und fördert eine standardisierte und auf verschiedene Standorte übertragbare Starkregenresilienz in der Siedlungsentwicklung.

ErläuterungAnalyse: Die Projektergebnisse wurden regelmäßig mit den ursprünglichen Zielen verglichen, insbesondere durch die Bewertung der Umsetzung in den Leuchtturmprojekten. Feedback: Workshops und Fachtagungen dienten zum Austausch mit Planungspraktiker*innen, Wissenschaftler*innen und kommunalen Akteur*innen. In bestehenden Netzwerken und darüber hinaus wurde die Anwendung der ReSi_Box sowie die Möglichkeit der Standardisierung in der Stadtplanung thematisiert, begleitet und evaluiert.

Wie planen Sie Ihr Projekt weiterzuentwickeln?

Es erscheint sinnvoll, die ReSi_Box nach Projektende wissenschaftlich und fachlich weiter zu begleiten sowie regelmäßig zu pflegen und bei Bedarf fachlich noch stärker zu differenzieren. Denkbar wäre beispielsweise eine Fokussierung auf naturbasierte Lösungen. Dafür werden ebenfalls weitere Mittel erforderlich sein. Es wurde bereits ein Antrag im Förderbereich: DAS-B1: Skizze - Erstellung eines Konzeptes für ein innovatives Modellprojekt für die Klimaanpassung gestellt. Dieser war bislang leider nicht erfolgreich. Darüber hinaus wurden die ReSiPlan Tools in die Verwaltungsabläufe der Stadt Ostfildern integriert und finden bereits im Rahmen der Leuchtturmprojekte vor Ort Anwendung. Es erfolgte ferner eine erste Vorstellung auf der Abschlusskonferenz – und damit der Einstieg in die weitergehende Dissemination.

Hat die Maßnahme positive Nebeneffekte?

Die Maßnahme trägt durch den verstärkten Einsatz naturbasierter Lösungen zur Minderung von Starkregenschäden, zur Förderung der biologischen Vielfalt und zur Verbesserung des städtischen Mikroklimas bei. Gleichzeitig stärkt sie die Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Forschungseinrichtungen und Fachplanern, um nachhaltige und widerstandsfähige Planungsstrategien und die konkrete rechtliche Umsetzung von städtebaulichen Entwürfen in der Bebauungsplanung zu entwickeln.

Hindernisse

Welche Hindernisse gab es während der Umsetzung?

Die Umsetzung wurde durch den Abstimmungsaufwand zwischen Stadtplanung und Siedlungswasserwirtschaft erschwert. Zur Verbesserung der Zusammenarbeit wurden eine Akteurs-Checkliste und ein Glossar zur einheitlichen Begriffsklärung entwickelt, um Planungsprozesse zu erleichtern und zu standardisieren. Personelle Wechsel und politische Abstimmungen führten zu Verzögerungen, die durch eine kostenneutrale Verlängerung des Projekts ausgeglichen wurden.

Hat die Maßnahme negative Nebeneffekte?

Ansprechperson

Prof. Dr.-Ing. Robin Ganser
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen; Institut für Stadt und Immobilie
Schelmenwasen 4-8
Campus: CB1 151
72622 Nürtingen
Deutschland

Ort der Umsetzung

Ruit Nord-West, Ostfildern-Nellingen West
73760 Ostfildern
Deutschland

Stuttgart Städte

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