Blauer Kompass: Projekte der Klimaanpassung ausgezeichnet

Gewinner des Wettbewerbs "Blauer Kompass" 2018 auf der Bühne im Bundesumweltministeriumzum Vergrößern anklicken
Mit dem Wettbewerb "Blauer Kompass" zeichnet das UBA Anpassungspioniere im Bereich Klimawandel aus.
Quelle: Raum11/Zappner/Umweltbundesamt

Wie sehen erfolgreiche Projekte zur Anpassung an den Klimawandel in der Praxis aus? Welche Akteure sind mit guten Ideen Vorreiter? Im Rahmen des Wettbewerbs „Blauer Kompass“ zeichnet das Umweltbundesamt bereits zum dritten Mal innovative Projekte der Klimaanpassung aus. Die Gewinner wurden am 22. Juni von Umweltministerin Schulze und UBA-Fachbereichsleiter Lehmann geehrt.

Ein innovatives Konzept zur Stadtentwässerung, Bildungsmodule für Auszubildende, ein Nachbarschaftsprojekt zur Stadtbegrünung und eine Ultraleichtbaukonstruktion mit Solarstruktur als Schattenspender – die vier Gewinner des Wettbewerbs „Blauer Kompass“ stehen fest. Insgesamt 111 Bewerbungen wurden bei der diesjährigen Wettbewerbsrunde eingereicht. Die vier besten Projekte zeichneten Bundesumweltministerin Svenja Schulze und ⁠UBA⁠-Fachbereichsleiter Dr. Harry Lehmann am Freitag, den 22. Juni aus.

Schulze: „Wir sind bereits mitten im ⁠Klimawandel⁠ und unser Wissen über die Folgen nimmt stetig zu. Besonders die Städte müssen sich jetzt mehr und mehr auf ⁠Starkregen⁠ und Hitzeperioden einstellen. Das verlangt bauliche und planerische Veränderungen, aber auch mehr Kenntnisse in der Bevölkerung. Heute zeichnen wir vier Innovationen aus, die genau diese Aspekte aufgreifen und in kreativer Weise zeigen, wie die ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ sowohl unsere Infrastruktur schützen als auch die Lebensqualität der Städte verbessern kann.“

Klimaanpassung: gesellschaftliche Akteure übernehmen Verantwortung

Der „Blaue Kompass 2018“ wurde in den drei Kategorien 1) private und kommunale Unternehmen; 2) Bildungs- und Forschungseinrichtungen; 3) Vereine, Verbände, Stiftungen verliehen. „Mit dem ‚Blauen Kompass‘ wollen wir zeigen, dass die Anpassung an den Klimawandel nicht allein von Bund, Ländern und Kommunen getragen wird. Viele gesellschaftliche Akteure entwickeln gute Ideen und Projekte, wie wir mit den Folgen des Klimawandels umgehen können. Wie das aussehen kann, zeigen die diesjährigen Gewinner“, sagt Petra Mahrenholz, Leiterin des Kompetenzzentrums für ⁠Klimafolgen⁠ und Anpassung im UBA.

In Solingen wird Stadtentwässerung neu gedacht

In der Kategorie „private und kommunale Unternehmen“ wählte die Jury die Technischen Betriebe Solingen mit ihrem Projekt: „Kommunale Überflutungsvorsorge in Zeiten des Klimawandels“ aus. Im Rahmen des Projektes entwickelte das Solinger Unternehmen eine integrale Entwässerungsstrategie. Die fachlichen Zuständigkeiten für das städtische Kanalnetz, die Grundstücksentwässerung, die Wasserbewirtschaftung und den Überflutungsschutz werden seitdem in einem Sachgebiet zusammenfasst. Damit denken die Technischen Betriebe nicht nur inhaltlich um, sondern auch im organisatorischen Aufbau. Mit Erfolg: Durch die neue Strategie wird das Kanalnetz nicht mehr als einzige Option der Stadtentwässerung angesehen. Alternative Maßnahmen wie Entsiegelung und Notwasserwege sind Teil der neuen Strategie.
Zum Gewinnerfilm: Technische Betriebe Solingen

Auszubildende tragen Anpassungswissen als Multiplikatoren in Unternehmen

Der Frage, wie sich Unternehmen langfristig auf die Folgen des Klimawandels einstellen können, widmet sich die Pädagogische Hochschule Heidelberg mit ihrem Projekt „klimAZUBI: Auszubildende begegnen dem Klimawandel“, das von der Jury als Sieger in der Kategorie „Forschungs- und Bildungseinrichtungen“ ausgewählt wurde. In Kooperation mit regionalen Unternehmen und der Industrie- und Handelskammer entwickelte das Projektteam Lernmodule zur Klimaanpassung für Auszubildende. An verschiedenen Klimastationen lernen Auszubildende beispielsweise Klimafolgen im Gelände zu erkennen und analysieren einzelne Phänomene im Anschluss vertiefend im Labor. Mit Modellen und Computersimulationen betrachten sie außerdem die Auswirkungen von Anpassungsmaßnahmen. Ziel des Projekts: Als zukünftige Entscheidungsträger sollen Auszubildende ihr Wissen in die Betriebe tragen und so das Thema Klimaanpassung auf die Agenda setzen.
Zum Gewinnerfilm: Päd. Hochschule Heidelberg

Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger machen Kölner Stadtviertel klimafit

Die Initiativgruppe „Unternehmen engagiert für’s Veedel” setzte sich in der Kategorie „Vereine, Verbände und Stiftungen“ gegen ihre Mitbewerber durch und überzeugte die Jury mit ihrem Projekt: „Gemeinsam für’s ⁠Klima⁠ in Bilderstöckchen”. Im Umgang mit Hitze und Starkregen setzt die Initiativgruppe im Kölner Kiez Bilderstöckchen auf gemeinschaftliches Handeln. Zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern des Viertels legt die Projektgruppe Gemeinschaftsgärten an, begrünt Fassaden und schafft Versickerungsflächen. Das bisher größte Projekt der Kölner Initiative ist der KlimaPark: Auf einem zwei Hektar großen Areal legen sie gemeinsam eine neue Grünfläche mit Obstbäumen, Wildblumen und Bienenzucht an. Engagement, das hilft - auch für das soziale Klima.
Zum Gewinnerfilm: Initiativgruppe "Unternehmen engagiert für's Veedel"

Neu: Publikumspreis via Internetabstimmung in ⁠KomPass⁠-Tatenbank

Für die Wettbewerbsrunde 2018 wurde erstmals ein Publikumspreis eingeführt. Bei einer öffentlichen Internetabstimmung innerhalb der KomPass Tatenbank traten die 15 für die Jurysitzung nominierten Projekte über einen Zeitraum von zwei Wochen gegeneinander an. Alle Internetnutzer konnten täglich einmal für ihren Favoriten abstimmen. Die Resonanz auf das Voting war groß: Insgesamt wurden 12.600 Stimmen für die 15 nominierten Projekte abgegeben. Mit knapp 30.000 Seitenansichten war die KomPass Tatenbank im Abstimmungszeitraum damit die meistbesuchte Webseite auf www.umweltbundesamt.de. „Die rege Teilnahme am Online-Voting hat uns sehr gefreut. Während viele Menschen sich der Bedeutung des Klimaschutzes zunehmend bewusst werden, ist das Thema Klimaanpassung meist noch nicht so präsent“, so Mahrenholz. „Mit dem Online Voting konnten wir bei der breiten Öffentlichkeit Aufmerksamkeit für die Thematik gewinnen. Hier zeigt sich das Potential aktivierender und partizipativer Kommunikationsformate in der Klimaanpassung.“ 

Publikumsliebling: Ultraleichtbaukonstruktion mit Solarstruktur als Schattenspender

Mit einem Anteil von 23.2 Prozent gingen die meisten Stimmen und damit auch der Publikumspreis an die Universität und Kunsthochschule Kassel mit ihrem Solar Spline Projekt: Um die durch den Klimawandel hervorgerufene Hitzebelastung in Städten zu senken, entwickelte das Projektteam eine Ultraleichtbaukonstruktion mit organischer Solarstruktur, die Schatten spendet und für eine passive Gebäudekühlung sorgt. Gleichzeitig kann die Sonnenstrahlung für die Energiegewinnung genutzt werden.
Zum Gewinnerfilm: Universität und Kunsthochschule Kassel

Weiterentwicklung und Verstetigung des Wettbewerbs

Mit insgesamt 111 Bewerbungen hat sich die Anzahl der Bewerber gegenüber der letzten Wettbewerbsrunde mehr als verdoppelt. Das zeigt: Das Thema Klimaanpassung gewinnt an Bedeutung. Und auch die Bandbreite der Akteure, die am Wettbewerb teilnehmen ist gestiegen. So haben sich 2018 deutlich mehr Unternehmen mit ihren Projekten, Produkten und Strategien beworben. Auch Schulen waren erstmals unter den diesjährigen Bewerbern.

Um das Thema auch in Zukunft in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung zu rücken und gute Anpassungsbeispiele bekannt zu machen, soll der Wettbewerb „Blauer Kompass“ auch in den nächsten Jahren fortgeführt werden. Geplant ist ein zweijähriger Turnus.

Weitere Informationen zum Wettbewerb finden Sie unter www.uba.de/blauerkompass und bei twitter: #BlauerKompass

Autorin und Autor: Sabine Käsbohrer (co2online) und Thomas Abeling (UBA/KomPass)

Teilen:
Artikel:
Drucken
Schlagworte:
 Klimaanpassung  Blauer Kompass  Klimafolgen  Klimawandel  Maßnahme  Wettbewerb