UBA-Studie: So gelingt der umweltschonende Solarausbau

Vorrang für Dachanlagen und versiegelte Flächen, Freihalten ökologisch und ökonomisch wertvoller Bereiche: Ein neues UBA-Factsheet zeigt, wie sich mehr Solarenergie natur- und landwirtschaftsverträglich gewinnen lässt

Schräg aufgeständerte Reihen Photovoltaikmodule auf einer Wiese in der freien Landschaftzum Vergrößern anklicken
Mit Freiflächenphotovoltaik lässt sich weit mehr Energie pro Fläche erzeugen als mit Energiepflanzen

Solaranlagen sollten allerdings vorzugsweise auf bebauten, versiegelten, vorbelasteten oder ökologisch und ökonomisch weniger wertvollen Flächen installiert werden.

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Der Klimawandel schreitet voran und bedroht unsere Lebensgrundlagen – doch wir haben noch Zeit zu handeln. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Photovoltaik. Eine neue Analyse des Umweltbundesamtes zeigt: Wenn wir die benötigten Flächen für Solaranlagen klug auswählen, kann der schnelle Ausbau der Solarenergie gelingen und dabei ökologisch und landwirtschaftlich wertvolle Bereiche erhalten werden.

Ein ambitionierter Ausbau der Solarenergie in Deutschland ist möglich, ohne Natur und Landwirtschaft zu gefährden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Umweltbundesamtes (⁠UBA⁠). Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sieht vor, die Kapazität von Photovoltaik-Anlagen von derzeit rund 112 Gigawatt (GW) bis 2040 auf 400 GW zu erhöhen. Um möglichst wenig Fläche in Anspruch zu nehmen, sind Photovoltaikanlagen auf Dächern die beste Lösung. Um die EEG-Ziele jedoch schnell genug erreichen zu können, sind PV-Anlagen auch auf Freiflächen unverzichtbar.

UBA-Präsident Dirk Messner: „Mit Wind- und Sonnenenergie können wir nicht nur die Erderwärmung aufhalten, sondern uns auch kostengünstig und umweltverträglich aus der Abhängigkeit von klimaschädlichen und teuren fossilen Energien befreien. Es ist jedoch wichtig und möglich PV-Anlagen so zu installieren, dass die Fruchtbarkeit unserer Böden und wertvolle naturnahe Bereiche erhalten werden. Photovoltaik erzeugt pro Hektar auch bei umweltschonendem Ausbau ein Vielfaches an Strom gegenüber Energiepflanzen –das Potenzial für eine effizientere und umweltverträgliche Nutzung unserer Agrarflächen ist entsprechend groß.“

Das UBA-Factsheet „Photovoltaik auf dem Acker? – Ein Positionspapier“ beschreibt den aktuellen Sachstand zur PV in Deutschland, benennt bestehende Konfliktfelder und schlägt Lösungen für einen umwelt- und landwirtschaftsverträglichen Ausbau von Photovoltaik-Freiflächenanlagen vor.

Die wichtigsten Empfehlungen:

  1. Vorrang für PV auf Dächern, versiegelten oder vorbelasteten Flächen
    PV-Anlagen sollten vorrangig auf Gebäuden, Parkplätzen, Deponien, Industrieflächen und anderen vorbelasteten Standorten errichtet werden.

  2. Landwirtschaftliche Flächen nur bei Bedarf und nach ökonomischen und ökologischen Kriterien nutzen
    Werden zusätzliche Flächen benötigt, sollten hierfür vorrangig solche Bereiche genutzt werden, die ökologisch weniger wertvoll sind und eine geringere bis mittlere Bodengüte aufweisen. Bündelungsoptionen von verschiedenen Infrastrukturprojekten können die Zerschneidung von Lebensräumen mindern (z.B. entsprechende Flächen entlang von Autobahnen). Naturschutzfachlich sensible Flächen sollten freigehalten werden.

  3. Strenge Umweltkriterien für alle PV-Anlagen anwenden
    PV-Freiflächenanlagen sollten so errichtet werden, dass sie zu einer ökologischen Aufwertung der Flächen führen. Hierfür empfiehlt das UBA bei Baugenehmigungen im Minimum die folgenden Vorgaben:
    • Module und Nebenanlagen sollten maximal 60 Prozent der Grundflächen überdecken
    • Biodiversitätsfreundliches Vegetationsmanagement unter und zwischen den Modulen
    • Gewährleistung der Durchgängigkeit für Tiere (z.B. durch Wildtierkorridore)
    • Anlage standortangepasster Biotopelemente (z. B. Blühstreifen) auf mindestens 10 Prozent der Anlagenflächen
    • Ausschluss trocken gelegter Moorböden für alle PV-Freiflächenanlagen – (außer bei sogenannten „Moor-PV“-Projekten, die eine Wiedervernässung der Moore voraussetzen und zum ⁠Klimaschutz⁠ beitragen)
    • keine PV-Freiflächenanlagen auf bodenkundlich oder ökologisch wertvollen Flächen
    • Bodenschonender und umweltverträglicher Aufbau, Betrieb und Rückbau der Module, Speicher, Zuleitungen und Zuwegungen
  4. Agri-PV als effiziente Doppelnutzung fördern
    Agri-PV-Systeme, die eine landwirtschaftliche Nutzung mit der Stromerzeugung kombinieren, bieten ein großes Potenzial für eine effizientere Flächennutzung. Agri-PV können außerdem Klimarisiken für Landwirte reduzieren, da sie Nutzpflanzen und -tiere vor klimatischen Beeinträchtigungen (Hagel, Starkniederschläge, Sonnenbrand) schützen und sehr flächeneffizient Strom erzeugen können.

  5. Bioenergiepflanzenanbau zugunsten von PV reduzieren
    Das Factsheet verdeutlicht: konventionelle PV-Freiflächenanlagen liefern auf einem Hektar 28- bis 50-mal mehr Strom gegenüber Mais oder anderen Energiepflanzen. Auch Agri-PV-Systeme liefern pro Hektar immer noch ein Vielfaches an Strom gegenüber dem Anbau von Energiepflanzen. Angesichts dieser enormen Effizienzvorteile empfiehlt das UBA, den Anbau von ⁠Biomasse⁠ konsequent zu reduzieren. Die freiwerdenden Flächen sollten für höherwertige Nutzungen eingesetzt werden – etwa für eine naturverträgliche Nahrungsmittelproduktion, gezielte Naturschutzmaßnahmen sowie zur Förderung von ⁠Ökosystemleistungen⁠ und der Klimarobustheit landwirtschaftlicher Böden.

Klimaschutz und Flächennutzung in Einklang bringen
Für die Umsetzung der festgesetzten Ausbauziele würden (bei einer gleich starken Nutzung von Dach- und Freiflächen) nur rund 0,5 Prozent der Bundesfläche ausreichen. Daher kann und sollte der PV-Ausbau so gestaltet werden, dass er mit dem Umwelt- und Naturschutz vereinbar ist.

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