Ergebnisse

»Der Flächenhandel hat den Charme, dass, ähnlich wie beim Wettrüsten, sich alle mal drauf geeinigt haben: Wir halten uns innerhalb des Rahmens.«

Peter Fritsch, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit

Quelle: »Zersiedeltes Deutschland«, Sendung im Deutschlandfunk am 24.10.2015 von Manuel Waltz.

Ergebnisse des kontrollierten Feldexperiments

Hier finden Sie die Broschüre zu den wichtigsten Zielen und Erkenntnissen

Das Planspiel zeigt, dass ein Flächenhandelssystem in der Lage ist, den Flächenverbrauch effektiv zu verringern. Die überörtlichen Mengenvorgaben konnten die Städte und Gemeinden durch den Kauf und Verkauf von Zertifikaten flexibel vor Ort umsetzen.

Die wichtigsten Ergebnisse im Einzelnen:

  1. Der Flächenhandel stärkt die Innenentwicklung und aktiviert die Bodenmärkte. 83 Prozent der neu geplanten Flächen der teilnehmenden Städte und Gemeinden lagen im ⁠Außenbereich⁠ und 17 Prozent im Innenbereich. Der Zertifikatehandel konnte diesen Flächenverbrauch im Außenbereich um fast die Hälfte reduzieren. Im Innenbereich wurden dagegen fast alle geplanten Projekte realisiert. Die Nutzung von Potenzialen der Innenentwicklung – Brachen und Baulücken – konnte die im Feldexperiment vollzogenen Einsparungen im Außenbereich vollständig ersetzen.
  2. Aktuell stellt jedes dritte der geplanten Siedlungsprojekte aus rein ökonomischer Sicht für die Kommunen ein Verlustgeschäft dar. Das heißt, mit der Entwicklung der Fläche würde eine Kommune mehr Ausgaben haben, als sie Einnahmen erzielen kann. Im Feldexperiment lagen 92 Prozent der fiskalisch unrentablen Baugebiete im Außenbereich. Im Durchschnitt haben die Kommunen im Feldexperiment auf rund zwei Drittel der ursprünglich geplanten Bauprojekte mit negativem Fiskalwert verzichtet.
  3. Der Flächenhandel kann in der Praxis seine optimale Wirkung am besten entfalten, wenn die Zertifikate vollständig kostenlos an die Kommunen verteilt werden. Die auf Basis der Bevölkerungszahl einer Kommune vorgenommene Erstzuteilung der Zertifikate hat sich bewährt und erfährt von Seiten der Städte und Gemeinden eine hohe Akzeptanz – insbesondere da sie eine ausreichende Eigenentwicklung garantiert.
  4. Jeder Kommune ist bekannt, wie viele Zertifikate sie jährlich erhalten wird, und sie kann diese über mehrere Jahre ohne Restriktionen ansparen. Das ermöglicht allen Kommunen, ihre langfristigen flächenpolitischen Planungen zuverlässig und strategisch nach Maßgabe der zu erwartenden Zertifikate durchzuführen. Der Zukauf von Zertifikaten versetzt Kommunen in die Lage, flexibel auf gegebenenfalls höhere Nachfragen zu reagieren.
  5. Die Kommunen können zusätzliche Einnahmen erzielen, wenn sie bei mangelnder Flächennachfrage Baurechte zurücknehmen und dafür im Gegenzug zusätzliche Zertifikate – sog. Weiße Zertifikate – erhalten. Diese können dann entweder für die Außenentwicklung genutzt oder aber verkauft werden, um zusätzliche Einnahmen zu erzielen. Das Feldexperiment belegt den großen Anreiz für die Kommunen, von diesem Instrument Gebrauch zu machen.
  6. Durch ein Flächenhandelssystem entsteht ein fairer Lastenausgleich zwischen Kommunen, die Bauflächen im Außenbereich ausweisen, und Kommunen, die die Gemeindeentwicklung auf den Innenbereich konzentrieren. Die Ergebnisse des Feldexperimentes zeigen, dass wachsende Städte und Gemeinden Zertifikate hinzukaufen müssen, während Kommunen in Regionen mit starker Abwanderung Zertifikate verkaufen können. Damit wird nicht nur eine nachhaltige Siedlungsentwicklung gefördert. Auch die Kommunalfinanzen werden entlastet, da besonders teure Entwicklungsmaßnahmen an falschen Standorten unterbleiben.

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