Inhaltsverzeichnis
Die wichtigsten Fakten
- Die Primärrohstoffnutzung pro Kopf oder Rohstoff-Fußabdruck hat sich zwischen 2010 und 2021 um nur 1 % verringert.
- Es werden auch Rohstoffe berücksichtigt, die im In- und Ausland für die Herstellung der konsumierten Güter benötigt wurden.
- Der deutsche Rohstoffkonsum ist im internationalen Vergleich zu hoch und soll sinken.
Welche Bedeutung hat der Indikator?
Zur Herstellung von Gütern und Erbringung von Dienstleistungen werden Rohstoffe benötigt. Die deutsche Wirtschaft ist stark international verflochten: Deutschland importiert und exportiert in großem Umfang teilweise verarbeitete oder fertige Produkte. Das Gewicht der zu ihrer Herstellung eingesetzten Rohstoffe spiegeln die „Rohstoffäquivalente“ wider. Diese berücksichtigen die weltweit für die Herstellung von Gütern eingesetzt Rohstoffe, um die inländische Konsum- und Investitionsnachfrage zu bedienen. Um die Problematik greif- und vergleichbarer zu machen, wird der „Rohstoff-Fußabdruck“ auf die Einwohnerzahl Deutschlands bezogen.
Erzeugung, Gewinnung und Aufbereitung von Primärrohstoffen gehen mit hohen Umweltauswirkungen einher. Wäre der weltweite Pro-Kopf-Rohstoffbedarf so hoch wie in Deutschland, würde dies die globalen Ökosysteme sehr stark belasten. Deutschland steht somit in der Verantwortung, die Nutzung von Primärrohstoffen zu verringern.
Wie ist die Entwicklung zu bewerten?
Der Rohstoffkonsum pro Kopf schwankte zwischen 2010 und 2021 leicht. Nach einem anfänglichen Anstieg um 10 %, blieb er anschließend leicht über dem Ausgangsniveau. Ab 2018 sank der Rohstoffkonsum pro Kopf und liegt nun bei 99 % des Ausgangsniveaus. Erkennbar ist eine merkliche Reduktion um 0,7 Tonnen pro Kopf zwischen 2019 und 2020, was unter anderem mit den Einschränkungen im Rahmen der Covid-19-Pandemie-Maßnahmen zu erklären ist. So nahm insbesondere die Investitionsnachfrage der Wirtschaft merklich ab. Dem gegenüber hat sich der Rohstoffbedarf für den Konsum des Staates und der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck zwischen 2019 und 2021 um rund 10 % erhöht. Diese Entwicklung lässt sich auch in den Rohstoffgruppen erkennen: Einer sinkenden Nachfrage nach fossilen Energieträgern (z.B. im Verkehr) und Metallerzen (z.B. im Maschinen- und Fahrzeugbau) stand ein relativ konstanter Bedarf an mineralischen Rohstoffen (z.B. Bauaktivitäten des Staats) gegenüber. Relevant ist zudem das Recycling von Abfällen: Dieses senkt den Bedarf an Rohstoffen, die der Umwelt entnommen werden müssen und wird dem Rohstoffkonsum angerechnet.
Die deutsche und europäische Politik hat sich bislang kein quantitatives Ziel für den Rohstoffkonsum gesetzt. Fachleute und das Umweltbundesamt sind jedoch der Ansicht, dass der Rohstoffkonsum deutlich reduziert werden sollte. Die politischen Strategien wie das „Deutsche Ressourceneffizienzprogramm III“ gehen in die richtige Richtung und sollen z.B. im Rahmen der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie ambitioniert weiterentwickelt werden.
Wie wird der Indikator berechnet?
Der Indikator „Rohstoff-Fußabdruck“ setzt sich zusammen aus der inländischen Rohstoffentnahme und den Importen abzüglich der Rohstoffe, die für die Herstellung exportierter Güter verwendet werden. Das Verfahren wurde im Rahmen von Forschungsvorhaben für das Umweltbundesamt entwickelt und ist in einem Forschungsbericht (UBA 2016) beschrieben. Neben dem Rohstoffeinsatz für inländischen Konsum und Investitionen umfasst der Rohstoff-Fußabdruck Deutschlands auch Vorratsveränderungen in Rohstoffäquivalenten.
Aufgrund methodischer Anpassungen durch das Statistische Bundesamt weichen die Zeitreihen ab 2010 von bisher veröffentlichten Zahlen ab. Nähere Erläuterungen zu den Daten sind dem Statistischen Bericht "Rohstoffäquivalente - Berichtszeitraum 2000-2021" zu entnehmen (Destatis 2023). Für die Berechnung der diesem Indikator zu Grunde liegenden Indexwerte nutzt das Statistische Bundesamt exaktere als die dort veröffentlichten Daten.