Schadstoffe: Erfolge im Gewässerschutz, Herausforderungen bleiben

Der Fluss Elbe im Vordergrund mit Bäumen am Ufer und blauem Himmel.zum Vergrößern anklicken
Nur 38 Prozent der EU-Oberflächengewässer sind im guten chemischen Zustand.
Quelle: Umweltbundesamt / Jonas Stoll

Ein neuer Bericht der Europäischen Umweltagentur (EUA) zeigt: EU-weit werden Flüsse und Seen immer besser vor Schadstoffen geschützt. Herausforderungen gibt es dennoch weiterhin, darunter Quecksilber, bromierte Flammschutzmittel und Pestizide sowie Stoffe, die die EU-Wasserrahmenrichtlinie noch nicht regelt – beispielsweise Arzneimittel.

Der aktuelle Bericht „Chemikalien in den Gewässern Europas – Kenntnisse heute“ vertieft den EUA-Bericht „Status der Gewässer“ vom Juli 2018. Beide Projekte wurden federführend im Umweltbundesamt (⁠UBA⁠) betreut. 

Die EU und die internationale Politik gehen seit fast 50 Jahren gegen Gewässer- und Umweltverschmutzung vor. Heftige Schadstoffbelastungen, sichtbar durch „Tote Flüsse“ gibt es nur noch selten. Trotzdem stellt die EUA in ihrem Bericht „Status der Gewässer“, der auf Daten der Mitgliedsstaaten über die Umsetzung der ⁠Wasserrahmenrichtlinie⁠ (WRRL) basiert, fest: Nur 38 Prozent der EU-Oberflächengewässer sind im guten chemischen Zustand. 46 Prozent erreichen diesen Zustand nicht und bei 16 Prozent ist der Zustand unklar.

In den meisten Fällen sind drei Stoffgruppen für die Belastung verantwortlich: Quecksilber (Wie kommt das Quecksilber in die Umwelt?; die aktuell in Deutschland  dominierende  Quelle für ⁠anthropogen⁠ verursachte Neueinträge in die Umwelt ist die  Kohleverbrennung), polyzyclische aromatische Kohlenwasserstoffe ⁠PAK⁠ (Quelle: Verbrennungsprozesse und Raffinerieerzeugnisse) und bromierte Flammschutzmittel (Quelle: brandgeschützt behandelte Produkte). Diese Belastungen müssen weiter verringert werden. Dazu sind bessere Kenntnisse nötig, wie diese Stoffe – oft diffus – in die Gewässer gelangen. Im nächsten Schritt sollte nun analysiert werden, welche Ansätze und Maßnahmen zu dieser Verringerung der Belastung beigetragen haben. Die Daten zu Einleitungen in der EU zeigen, dass die Belastung mit einigen prioritären Stoffen abnimmt. Für viele Stoffe sind die Daten aber unzureichend, speziell für die diffusen Quellen. Für diese müssen die wissenschaftlichen Berechnungsmodelle verbessert werden. 

Der chemische Zustand wird mit Umweltqualitätsnormen für eine relativ kleine Zahl von aktuell 45 Schadstoffen bewertet. Dieser Ansatz wird seit vielen Jahren verfolgt und orientiert sich an den EU-Regelungen für Stoffe und Quellen der Gewässerbelastung. Die Überwachung zur WRRL liefert wichtige Rückschlüsse auf die Effizienz dieser Regelungen und Maßnahmen. Allerdings werden in erster Linie große Gewässer überwacht, zukünftig sollten auch kleinere Gewässer stärker in den Blick genommen werden. Schadstoffausstöße zum Beispiel bei Abschwemmung von Pestiziden von Feldern können nur mit automatischen Probenahmen oder durch ihre Effekte auf im Wasser lebende Tiere und Pflanzen erfasst werden.

Unser Verständnis der komplexen Zusammenhänge zwischen Chemikalien und Lebewesen ist in den letzten 20 Jahren enorm gestiegen. So führen Schadstoffe bei niedrigen Konzentrationen zwar nicht zum Tod der Tiere, sie können jedoch das Verhalten oder die Fortpflanzung beeinträchtigen. Sorge bereitet der „Cocktail“-Effekt von Mischungen geringer Konzentrationen mehrerer Stoffe. Neue Ansätze, die biologischen Wirkungen statt die Konzentrationen im Gewässer zu messen, eröffnen Wege, das Risiko zu bewerten und liefern trotzdem Informationen, welche Art von Stoffen es verursachen. Solche Methoden lenken den Fokus auf Stoffe wie ⁠Pestizide⁠, Biozide und Arzneimittel.

Für die Überwachung und den Schutz der Gewässer in Europa zeigt der Bericht Erfolge, deckt Lücken auf und zeigt Wege zur Verbesserung. Für den Gewässerschutz sind weitergehende Abwasserbehandlung, bessere Regenwasserbehandlung und Pestizidmanagement in der Landwirtschaft speziell dort erforderlich, wo Umweltqualitätsnormen überschritten werden. Quecksilber muss und kann aus dem Rauchgas der Kohlekraftwerke weitergehend entfernt werden. Mit automatisierten Proben, Bewertung des Vorkommens empfindlicher Organismen und zukünftig auch Effekttesten kann besser überwacht werden. Die Liste prioritärer Stoffe sollte überprüft werden, um die Chemikalien zu streichen, die kein Problem mehr sind und stattdessen zukünftige Problemstoffe zu überwachen. 

Teilen:
Artikel:
Drucken
Schlagworte:
 Chemikalien  Gewässer  Gewässerschutz