Neuartige Materialien: dauerhaft nachhaltig und sicher

Neuartige Materialien werden in ihrer Zusammensetzung und Struktur bewusst so gestaltet, dass sie neue funktionale Anforderungen erfüllen können. Sie versprechen Potenzial für verschiedenste technische Anwendungen.zum Vergrößern anklicken
Neuartige Materialien unterschiedlichster chemischer Zusammensetzung und Form
Quelle: Adobe Stock / Kingline

Neuartige Materialien sind innovative Materialien unterschiedlichster chemischer Zusammensetzung und Form. Sie können Lösungen für globale Herausforderungen bieten. Beispiele wären Trägersysteme für neuartige Wirkstoffe oder Graphen für den künftigen Einsatz in Batterien. Damit die Materialien über ihren Lebenszyklus sicher und nachhaltig sind, sollten bestimmte Eckpunkte berücksichtigt werden.

Wie wichtig der langfristige Blick und die umfassende Prüfung von Chemikalien und Materialien ist, zeigen zahlreiche Beispiele aus der Vergangenheit. So galten Beschichtungen auf der Basis von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (⁠PFAS⁠) als vielversprechend, stellten sich jedoch aufgrund ihrer Eigenschaften als nachteilig für Lebewesen und Lebensräume dar.

In dem Spannungsfeld zwischen dem vielversprechenden Einsatz und den möglichen Herausforderungen neuartiger Materialien muss sichergestellt werden, dass mögliche Risiken frühzeitig erkannt werden. Zudem ist es zwingend notwendig, Nutzen und Herausforderungen der Anwendungen für den Umwelt- und Gesundheitsschutz und weiteren Aspekten der ⁠Nachhaltigkeit⁠ sorgfältig abzuwägen.

Das Positionspapier des Umweltbundesamtes (⁠UBA⁠) „Neuartige Materialien - Eckpunkte für einen sicheren und nachhaltigen Lebenszyklus“ betrachtet dieses Spannungsfeld für ausgewählte Schlüsselbereiche der nachhaltigen Transformation (wie ⁠Klima⁠-, Ressourcen-, und Gesundheitsschutz, Energie- und Verkehrswende sowie Chemikaliensicherheit) und beschreibt beispielhaft, welche Zielkonflikte dabei entstehen können.

So können beispielsweise neuartige Materialien Leistung und Lebensdauer von Batterien erhöhen, die wesentlich für die Energiewende sind. Auf der anderen Seite bestehen diese Batteriesysteme aus Stoffen oder Materialien mit bedenklichen Eigenschaften. Auch das Recycling der Bestandteile und Weiterverwendung wertvoller enthaltener Rohstoffe sind nicht ausgereift.

Sicherheit und Nachhaltigkeit von der Entwicklung bis zum Recycling

Um den Zielkonflikten aktiv begegnen zu können, zeigt das UBA eine Reihe von Eckpunkten auf. Diese umfassen unter anderen:

  • die Etablierung von Frühwarnsystemen, die es erlauben neuartige Materialien, die Anlass zu Besorgnis geben, aber auch solche, für die wesentliche Wissenslücken bestehen, rechtzeitig zu identifizieren. Ein erstes Bespiel liegt mit dem Early4AdMa-System bereits vor, welches anhand von Schlüsselfragen aus den Bereichen Sicherheit für Mensch und Umwelt, Nachhaltigkeit und regulativer Abdeckung Handlungsbedarfe aufzeigt.
  • Auch gilt es bestehende Ansätze für die grüne und nachhaltige Chemie (wie z.B. die ⁠UNEP⁠-Initiative für grüne und nachhaltige Chemie) zu stärken, indem diese weiterentwickelt und mehr als bisher angewendet werden.
  • Um diese Ansätze im Innovationsprozess zu integrieren, braucht es Methoden, wie die der ⁠OECD⁠ Prüfrichtlinien und Leitfäden, die eine angemessene Bewertung neuartiger Materialien hinsichtlich ihrer möglichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und Umwelt, aber auch der Nachhaltigkeit ihrer Anwendungen erlauben. Diese könnten zum Beispiel im Rahmen einer Europäischen Prüfrichtlinienstrategie bereitgestellt werden.
  • Damit neuartige Materialien sicher und nachhaltig sind und bleiben, ist es notwendig, Entwickler*innen neuartiger Materialien zu befähigen, wie sie Sicherheit und Nachhaltigkeit im Innovationsprozess berücksichtigt können, zum Beispiel im Rahmen der universitären Ausbildung.

Die vom UBA entwickelten Eckpunkte knüpfen unter anderem an die derzeitigen Initiativen der Europäischen Kommission zur Nachhaltigkeit von Chemikalien und anderen Initiativen im Rahmen des EU Green Deals an. Grundsätzlich sind diese Initiativen geeignet, um die oben genannten Eckpunkte zur Sicherheit und Nachhaltigkeit von neuartigen Materialien umzusetzen. Dies kann aber nur gelingen, wenn dabei neue und bisher unbekannte Herausforderungen, die mit neuartigen Materialien einhergehen können, bewältigt werden. Mit seinem Engagement zum Thema möchte das UBA diese Initiativen auch im Kontext neuartiger Materialien unterstützen.

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Schlagworte:
 Neuartige Materialien  Zielkonflikte  Chemikaliensicherheit  Nachhaltigkeit  transformation  Lebenszyklus  Risikofrüherkennung