Fische vor Turbinen und anderen Gefahren schützen

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Kraftwerk Griesheim

Blick auf das Wasserkraftwerk Griesheim im Main

Quelle: Stephan Naumann / UBA

In unseren Flüssen lauern Gefahren für Fische: Drehende Turbinen, Abstürze an Wehren oder der Sog von Wasserentnahmen können für Fische lebensgefährlich werden – und im schlimmsten Fall Auswirkungen auf die gesamte Population und damit auf die Ökosysteme haben. Das „Forum Fischschutz und Fischabstieg“ am Umweltbundesamt erarbeitet Empfehlungen, wie sich diese Gefahren verringern lassen.

Wasserentnahmebauwerke, Pump- und Schöpfwerke und Wasserkraftanlagen können Fische derart schädigen, dass die Fischpopulationen in einem Gewässer bedroht und der ökologische Gewässerzustand beeinträchtigt wird. Wie können die Anlagen ihren Zweck erfüllen und gleichzeitig die Fische wirksam geschützt werden? Mit dieser Frage und den Lösungsmöglichkeiten setzen sich seit 2012 über 200 Personen aus 140 Institutionen intensiv im Forum Fischschutz und Fischabstieg auseinander.

Tagung Fischmigration und Fischschutzmaßnahmen

Die 140 Teilnehmenden der Tagung des Forums am 16./17.05.2017 in Dessau aus der Schweiz, Österreich und Deutschland tauschten ihre aktuellen Forschungsergebnisse aus und informierten sich auf einer Exkursion über Fischschutzvorrichtungen an Mulde und Saale.

Die Forschung ist schon deshalb nicht einfach, weil Fische unter der Wasseroberfläche weitgehend im Geheimen leben und sich neugierigen Blicken entziehen. Einblicke in die Unterwasserwelt erhalten die Expertinnen und Experten, indem sie Fische mit Sendern ausstatten, deren Signale verfolgen und zu Bewegungsmustern zusammenfügen. Sofern genügend Fischuntersuchungen vorliegen, lässt sich vorherbestimmen, wie und wo sich die Fische einer Wasserkraftanlage nähern. Schutzeinrichtungen können dann genau platziert werden.

Der Schutz allein öffnet dem Fisch aber noch keinen Wanderweg. Dafür werden Öffnungen, sogenannte Bypässe installiert, die ein gefahrloses Umschwimmen der Anlage ermöglichen. Dass Fischschutz und Bypass optimal zusammenspielen und sich der Fisch orientieren kann wird in künstlichen Flüssen in Wasserbaulaboren untersucht. Aber auch neue Wasserkrafttechnologien, wie Wasserkraftschnecken oder bewegliche Kraftwerke versprechen einen besseren Schutz der Fische und werden zunehmend fischereibiologisch untersucht.

Alle Ergebnisse zeigen: Je größer das Gewässer oder je kleiner die Fische, desto schwieriger wird es, Fische  zu schützen. Hier braucht es weiterer Investitionen in die Forschung und die Maßnahmenumsetzung.

Einen Überblick über aktuelle Forschungsprojekte gibt es im Atlas Fischschutz und Fischabstieg Auch eigene Beiträge zum Thema können dort von jedem Interessierten eingestellt werden.

Das Forum Fischschutz und Fischabstieg

Maßnahmen zur Vermeidung von Fischschäden sind bekannt, häufig drehen sich die Diskussionen um die Wirksamkeit. Wenn es um die Energieerzeugung aus Wasserkraft geht, sind Umweltziele des Gewässerschutzes mit denen des Klimaschutzes in Einklang zu bringen. Daher werden Fischschutz und Fischabstieg an Wasserkraftanlagen unter fachlichen und umweltpolitischen Gesichtspunkten zwischen und innerhalb der einzelnen Fachdisziplinen und Zuständigkeiten intensiv bis kontrovers diskutiert. Das „Forum Fischschutz und Fischabstieg“ am Umweltbundesamt moderiert den bundesweiten  Interessen und Zuständigkeiten übergreifenden Informations- und Erfahrungsaustausch.

Die „Empfehlungen und Ergebnisse des Forums“ (2015) zeigen auf, welche Anforderungen und Lösungen dem Fischschutz und Fischabstieg zu Grunde gelegt werden können, wo es Handlungs- und Forschungsbedarf gibt und welche Wertvorstellungen dem Handeln der Akteure zu Grunde liegen. Demnach ist Fischschutz an den meisten Wasserkraftanlagen in Deutschland möglich. Bis ca. 50 m³/s Ausbaudurchfluss je Rechenanlage können nach aktuellem Stand der Technik funktionsfähige, mechanische Fischschutz- und Abstiegsanlagen einschließlich der erforderlichen Reinigungstechnik für Fische ab 10 cm Größe eingesetzt werden.

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Schlagworte:
 Wasserkraft  Erneuerbare Energie  Fischpopulation  Wasserhaushaltsgesetz  Wasserrahmenrichtlinie