„Tag gegen Lärm“ am 24. April 2019

Matthias Hintzsche vom UBA über Lärm, warum er krank machen kann und was die Politik tut.

Alle O-Töne können Sie als mp3-Datei herunterladen und für Medienberichte verwenden.

Interview: 2:32 Minuten

Anmoderationsvorschlag: Zuhause donnern Autos, LKW und Züge vorbei oder Flugzeuge übers Dach und die Nachbarn nerven mit dem Rasenmäher oder dem Laubbläser: Lärm ist heutzutage praktisch überall, rund um die Uhr, in der Stadt und auf dem Land. Wie viele Menschen das hierzulande betrifft, welcher Lärm sie besonders nervt und warum man da unbedingt gegensteuern muss, verrät Ihnen (vorm / am / zum Tag gegen Lärm am 24. April) Matthias Hintzsche vom Umweltbundesamt, hallo.

Begrüßung: „Hallo, guten Tag!“

1. Herr Hintzsche, wie ist Lärm eigentlich genau definiert?

O-Ton 1 (Matthias Hintzsche, 19 Sek.): „Der Schriftsteller Kurt Tucholsky hat das mal sehr treffend beschrieben: ‚Der eigene Hund macht keinen Lärm, der bellt nur‘. Lärm ist also ganz allgemein unerwünschter Schall. Alle Geräusche, die zu Störungen, Belästigungen oder Schäden führen können, sind also Lärm. Lärm ist damit zum großen Teil auch sehr subjektiv geprägt, es kommt immer auf die typische Situation dann vor Ort an.“

2. Welcher Lärm stört die Menschen hierzulande besonders und wie viele sind davon betroffen?

O-Ton 2 (Matthias Hintzsche, 29 Sek.): „Die Ergebnisse unserer regelmäßig durchgeführten, repräsentativen Umfragen zeigen, dass kaum ein Mensch in Deutschland von Lärm verschont wird. Lärmquelle Nummer eins ist dabei der Verkehr, hier insbesondere der Straßenverkehr. Drei Viertel der Bürgerinnen und Bürger fühlen sich in ihrem Wohnumfeld dadurch gestört oder belästigt. Verkehrslärmquelle Nummer zwei ist beispielsweise der Fluglärm, gefolgt vom Schienenverkehrslärm. Aber auch die Geräusche der Nachbarn zählen zu den bedeutenden Ursachen der Lärmbelästigung. Rund 60 Prozent der deutschen Bevölkerung fühlen sich durch ihre Nachbarschaft gestört.“

3. Man hört ja immer, zu viel Lärm macht krank. Was ist da dran?

O-Ton 3 (Matthias Hintzsche, 22 Sek.): „Das ist richtig! Lärm stört nicht nur, Lärm kann auch krank machen. Bei Lärmbelastung wird der Körper in einen Alarmzustand versetzt und schüttet Stresshormone aus. Wenn der Körper nicht mehr zur Ruhe kommt, wird Stress dann chronisch. Ständige Stressbelastung kann dann das Immunsystem schwächen, den Blutdruck erhöhen und das Risiko für Herzerkrankungen steigt an. Auch Schlafstörungen und Depressionen werden beispielsweise mit dauerhafter Lärmbelastung in Verbindung gebracht.“

4. Was wird auf der politischen Ebene gegen diesen gesundheitsschädlichen Lärm unternommen?

O-Ton 4 (Matthias Hintzsche, 20 Sek.): „Lärmminderung ist in Deutschland seit langer Zeit ein sehr wichtiges Thema. Wir haben verschiedene Regelungen seit den 60er und 70er Jahren. Auch die Europäische Union hat erkannt, dass hohe Lärmbelastungen ein wichtiges Problem sind. Deswegen hat sie die Europäische Umgebungslärmrichtlinie verabschiedet. Diese Richtlinie verpflichtet die Mitgliedsstaaten, die Lärmbelastung der Bevölkerung regelmäßig zu erheben und zu überprüfen.“

5. Und was passiert dann mit den erhobenen Daten?

O-Ton 5 (Matthias Hintzsche, 26 Sek.): „Die Daten dienen einmal auf europäischer Ebene dazu, um über leisere Fahrzeuge und leisere Züge zu entscheiden. Die Lärmkarten sind aber auch für die deutschen Kommunen immens wichtig. Denn die sollen mit Hilfe sogenannter Lärmaktionspläne über konkrete Maßnahmen zur Lärmminderung vor Ort entscheiden und diese auch umsetzen. So geht es beispielsweise darum, über Tempo 30 zu entscheiden oder den Einbau lärmmindernder Fahrbahnbeläge. Das Umweltbundesamt unterstützt die Kommunen bei dieser Aufgabe mit verschiedenen Arbeitshilfen.“

6. Wer jetzt persönlich etwas für seine Gesundheit und die seiner Mitmenschen tun will: Wie kann man unnötigen Lärm vermeiden?

O-Ton 6 (Matthias Hintzsche, 21 Sek.): „Also man sollte zuerst sein eigenes Verhalten kritisch hinterfragen. Ist es beispielsweise möglich, den Laubsauger stehen zu lassen und zur Harke zu greifen. Oder beispielsweise auch Tempo 30 zu fahren, wenn da steht Tempo 30 aus Lärmschutzgründen. Vielleicht einfach auch mal das Auto stehen lassen und zum Einkaufen das Fahrrad nehmen. Denn wir dürfen nicht vergessen, wir sind alle Lärmbetroffene natürlich, aber auch alle Lärmverursacher.“

Matthias Hintzsche vom Umweltbundesamt über gesundheitsschädlichen Lärm und was dagegen getan wird. Danke Ihnen für das Gespräch!

Verabschiedung: „Sehr gern!“

Abmoderationsvorschlag: Mehr Infos zum Thema „Lärm und Lärmminderung“ gibt’s im Internet unter Umweltbundesamt.de/Laerm.

Audio


„Alles laut oder was?“ – Warum Stille und Ruhe nicht nur am „Tag gegen Lärm“ am 24. April wichtig ist!

Quelle:
point of listening GmbH
Teilen:
Artikel:
Drucken
Schlagworte:
 Tag gegen Lärm  Straßenverkehrslärm  Fluglärm  Schienenverkehrslärm  Nachbarschaftslärm  Lärmaktionsplanung  Lärmaktionsplan