Freiwillige Kompensationszahlungen als Klimabeitrag nutzen

Windkraftanlagen in einer hügeligen Landschaftzum Vergrößern anklicken
Freiwillige Kompensationszahlungen fördern Windkraftprojekte in Schwellen- und Entwicklungsländern.
Quelle: giorgenko / Fotolia.com

Inhaltsverzeichnis

 

So können Sie mit freiwilligen Klimabeiträgen tonnenweise CO2 einsparen:

  • Gleichen Sie vergangene Treibhausgasemissionen nach Möglichkeit durch freiwillige Kompensationszahlungen für Klimaschutzprojekte aus.
  • Achten Sie bei Spenden für Klimaschutzprojekte auf die Qualität von Anbieter und Angebot (z. B. GoldStandard).
  • Beachten Sie: "Klimaneutrale" sind nicht automatisch auch umweltfreundliche Produkte.
  • Geben Sie der Vermeidung und Minderung von Treibhausgasemissionen Vorrang vor deren Kompensation.
 

Gewusst wie

Zur Eindämmung des Klimawandels hat die weltweite Reduzierung von Treibhausgasemissionen höchste Priorität.

Freiwillige Kompensation nutzen: Unter Kompensation versteht man Zahlungen bzw. Spenden, mit denen Investitionen in Projekte zur Minderung von Treibhausgasen (z.B. effiziente ⁠Biomasse⁠-Kocher-Projekte oder Solarprojekte) finanziert werden. Ziel ist es, entstandene Emissionen, etwa aus einer Flugreise, durch die Unterstützung solcher Projekte an anderer Stelle rechnerisch auszugleichen. Entsprechende Angebote finden sich in der Regel unter dem Stichwort "Klimabeitrag". Viele Anbieter von Kompensationszahlungen bieten die Möglichkeit, die Treibhausgasemissionen konkreter Aktivitäten rechnerisch auszugleichen (etwa eine Flugreise). Teilweise sind Kompensationszahlungen an den Kauf eines Produktes gekoppelt. Ambitionierter ist es jedoch, den gesamten persönlichen CO2e-Ausstoß* mit einem CO2-Rechner (UBA-CO2-Rechner) zu bestimmen und in entsprechender Höhe Klimabeiträge zu leisten. Für Privatpersonen oder auch Firmen sind freiwillige Kompensationszahlungen demnach eine einfache und kurzfristig wirksame Möglichkeit, Klimaschutzprojekte mit quantifizierter Wirkung zu ermöglichen und so "tonnenweise" CO2 außerhalb des eigenen Handlungsbereichs einsparen zu helfen.

Auf Qualität achten: Achten Sie bei der Auswahl von Klimaschutzprojekten darauf, dass diese von hoher Qualität sind und die eingesparten Treibhausgasemissionen realistisch berechnet wurden. Die Anbieter sollten transparent und glaubwürdig ihre Angebote darstellen. Insbesondere sollten Sie darauf achten, dass die Klimaschutzprojekte erst durch den Spendenbeitrag ermöglicht werden, d. h. nicht auch ohne Ihre Spende durchgeführt worden wären. Das UBA hat neben diesem wichtigen Kriterium der Zusätzlichkeit weitere Kriterien für die Beurteilung der Qualität von Kompensationsanbietern und -angeboten aufgestellt (Ratgeber "Freiwillige CO2-Kompensation durch Klimaschutzprojekte"). Vereinfacht betrachtet gibt es dabei zwei Angebotstypen für Klimabeiträge: Die meisten Anbieter finanzieren  konkrete Klimaschutzprojekte (z. B. gemeinnützige Anbieter wie ⁠Klima⁠-Kollekte, atmosfair oder myClimate). Diese werden aus Gründen der Klimagerechtigkeit und aus Kostengründen v. a. in Entwicklungsländern durchgeführt. Für diese ist "The Gold Standard" eine wichtige Orientierung für die Qualität der Projekte. In einem deutlich geringeren Umfang werden zur Kompensation auch Emissionszertifikate aus dem verpflichtenden Emissionshandel wie dem Europäischen Emissionshandel (EU-ETS) aufgekauft und dem Markt entzogen (z. B. Compensators e.V. oder ForTomorrow gGmbH).

Vorsicht vor Greenwashing: Achten Sie beim Kauf von Produkten oder Dienstleistungen in erster Linie auf die direkten Produkteigenschaften wie Energieverbrauch, Herstellaufwand, oder enthaltene Stoffe. Begriffe wie "klimaneutral" oder "klimaneutral hergestellt" lassen hingegen nicht erkennen, ob das Produkt selbst umweltfreundlich ist. Sie erlauben auch keine Aussagen darüber, ob sich das Unternehmen um eine Reduktion anderer Umweltgefährdungen wie Gewässerverunreinigungen bemüht. Der Begriff "klimaneutral" auf Produkten ist nicht gesetzlich geschützt und bietet deshalb keine belastbare Orientierung für den Einkauf.

Was Sie noch tun können:

  • Geben Sie der Vermeidung von Treibhausgasemissionen Vorrang vor deren Kompensation.
  • Beachten Sie unsere Tipps zu Urlaubsreisen.
  • Beachten Sie auch unsere zahlreichen Tipps zum Energiesparen in den Themenbereichen Heizen & Bauen, Elektrogeräte und Mobilität.

 

* Erläuterung: CO2e steht für CO2-Äquivalente. Wenn von CO2e gesprochen wird, heißt dies, dass - neben CO2 - auch weitere klimawirksame Treibhausgase wie Methan und Lachgas berücksichtigt wurden.

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Hintergrund

Umweltsituation: Die Reduktion von Treibhausgasemissionen gehört weltweit zu den dringlichsten Herausforderungen. Im Übereinkommen von Paris wurde völkerrechtlich verbindlich beschlossen, dass zur Vermeidung gravierender ökologischer, humanitärer und ökonomischer Verwerfungen der Anstieg der globalen Temperatur auf deutlich unter 2°C, möglichst auf 1,5°C begrenzt werden soll. Kohlendioxid ist das wichtigste ⁠Treibhausgas⁠. Die globale atmosphärische Kohlendioxidkonzentration ist von einem Wert in vorindustrieller Zeit (um 1750), der bei etwa 280 ⁠ppm⁠ (parts per million, das heißt 280 CO2-Moleküle auf eine Million Luftmoleküle) lag, um etwa 50 % gestiegen und hat den Wert von 420 ppm überschritten. Die hohe Kohlendioxidkonzentration wird hauptsächlich durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe und zu einem geringeren Teil durch Landnutzungsänderungen (zum Beispiel durch Rodungen von Wäldern) verursacht. 

Gesetzliche Grundlagen: Der Begriff "klimaneutral" ist gesetzlich nicht geschützt. In Deutschland können aber irreführende Umweltwerbeaussagen nach dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) beanstandet werden. In der Vergangenheit wurde deshalb Unternehmen mehrfach von Gerichten die Verwendung dieses Begriffs auf Produkten oder in der Werbung untersagt. Allerdings erfolgt eine Prüfung meist erst im Nachhinein im Rahmen von Einzelfallentscheidungen durch Gerichte.

Zertifikatstypen: Grundsätzlich lassen sich die Angebote zur freiwilligen CO2-Kompensation in zwei Hauptkategorien einteilen:

  • Autorisierte Gutschriften: Hierunter versteht man Emissionsminderungszertifikate, die nach den Regeln des Artikels 6.4 des Pariser Abkommens (Paris Agreement Crediting Mechanism, PACM) ausgestellt werden, und mit sogenannten "Corresponding Adjustments" versehen werden. Das bedeutet, dass die zertifizierten Emissionsminderungen nicht gleichzeitig für die nationalen Klimaziele des Projektlandes angerechnet werden dürfen. Der Käufer darf so die Emissionsminderung offiziell als Kompensation nutzen und berichten.
  • Nicht-autorisierte Gutschriften (Contribution Claims): Diese Kategorie umfasst Emissionsminderungen, die nicht mit einem Corresponding Adjustment versehen sind. Sie werden als "Contribution Claim" bzw. "Klimabeitrag" bezeichnet. Der Gaststaat darf die Emissionseinsparung gleichzeitig für seine eigenen Klimaziele berücksichtigen. Solche Zertifikate entstehen entweder im Rahmen von Artikel 6.4 als ⁠Mitigation⁠ Contribution Units oder stammen aus Projekten aus dem sonstigen freiwilligen Markt, die Letztere werden unabhängig von staatlichen Abkommen entwickelt werden.Unabhängige Standards wie Gold Standard oder Verified Carbon Standard (VCS) bieten eine wichtige Orientierung für die Qualität solcher Projekte.

Marktbeobachtung: Weltweit befindet sich der Markt für freiwillige CO2-Kompensation in einer Phase des Wandels. Nachdem die Nachfrage und das Handelsvolumen bis 2021 stark gestiegen waren, ist der Markt in den letzten Jahren wieder deutlich geschrumpft. Laut dem aktuellen Report von Ecosystem Marketplace (2025) wurden im Jahr 2024 weltweit rund 25 % weniger CO2-Zertifikate gehandelt als im Vorjahr, und der Gesamtwert des Marktes sank um fast ein Drittel auf etwa 535 Millionen US-Dollar. Trotzdem zeigt sich, dass das Interesse an freiwilligen Kompensationen grundsätzlich bestehen bleibt: Die Zahl der tatsächlich genutzten (also "stillgelegten") Zertifikate ist seit 2021 relativ konstant und liegt bei weltweit rund 182 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.

Für den deutschen Markt liegen Marktzahlen nur bis zum Jahr 2020 vor. Demnach hat der freiwillige Markt für die Kompensation von Treibhausgasemissionen in Deutschland von 2012 bis 2020 ein deutliches Wachstum erfahren. Das Volumen der stillgelegten Zertifikate für Treibhausgasemissionen zur freiwilligen Kompensation lag gemäß einer 2012 in Deutschland bei 3,3 Mio. t CO2e. Allerdings kam nur 14 % der Nachfrage von privaten Konsument*innen, den weit größeren Teil kauften Unternehmen und Organisationen. Bis 2016 stieg diese Menge auf etwa 6,6 Mio. t CO2e, was nahezu einer Verdopplung entspricht (⁠UBA⁠ 2017). Im Jahr 2020 erreichte die Kompensationsmenge mit 43,6 Mio. t CO2e einen neuen Höchststand (adelphi 2022). Aktuellere Zahlen liegen bisher nicht vor.

Bei freiwilligen Kompensationszahlungen lässt sich ein steigendes Bewusstsein bei den Verbraucher*innen feststellen. In einer Studie im Jahr 2014 gab lediglich ein Drittel aller Befragten an, dass sie Klimagasemissionen kompensieren. 2021 gaben in einer Folgestudie bereits zwei Drittel der Befragten an, dass sie im vergangenen Jahr mindestens einmal eine Kompensationszahlung getätigt haben.

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 CO2-Kompensationszahlung  CO2-Kompensation  Freiwillige Kompensation von Treibhausgasen  klimaneutral