Städte gemeinsam für alle lebenswert und nachhaltig gestalten

Blick auf Schienen mit einer S-Bahn, dahinter Stadtpanoramazum Vergrößern anklicken
Das Wohnen in der Stadt darf nicht zulasten der Gesundheit und Lebensqualität gehen.
Quelle: Christiane Bunge / UBA

Häufig konzentrieren sich Hitze, Lärm, Luftschadstoffe und ein Mangel an Grün in sozial benachteiligten Stadtquartieren – zum Nachteil der Gesundheit und Lebensqualität der Menschen. Gute Beispiele aus der kommunalen Praxis zeigen, wie sich unterschiedliche Akteure gemeinsam erfolgreich um mehr Umweltgerechtigkeit und gesunde Umwelt- und Lebensverhältnisse für alle Bevölkerungsgruppen bemühen.

Gesündere und nachhaltige Städte für alle Bevölkerungsgruppe

Der integrierte Ansatz Umweltgerechtigkeit zielt darauf, eine gesunde Umwelt für alle und gemeinsam mit allen Menschen, unabhängig von ihrer sozialen Lage, sicherzustellen. So können für alle Bürger*innen bestmögliche Gesundheitschancen und Voraussetzungen für eine hohe Lebensqualität geschaffen werden. Umweltgerechtigkeit verbindet viele Themen und Politikfelder: vom Umwelt-, Naturschutz über Klimaanpassung bis zur Stadtentwicklung, Gesundheitsförderung und Gemeinwesenarbeit.

Mehr Umweltgerechtigkeit bedeutet gesündere und nachhaltigere Städte und Gemeinden für alle. Die Corona-Pandemie zeigt, wie schnell sich soziale Ungleichheiten verschärfen können. Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, sich noch konsequenter am Leitbild Umweltgerechtigkeit zu orientieren, weil es Umwelt und Gesundheit verbindet und die Bedeutung der sozialen Dimension hervorhebt.

Umweltgerechtigkeit ist ein Querschnittsthema

Mehr Umweltgerechtigkeit zu schaffen, ist ein Querschnittsthema und kein sektorales Thema, das nur von einem kommunalen Fachbereich verantwortet und wie eine singuläre Umweltschutzmaßnahme umgesetzt werden kann. Vielmehr geht es vor allem darum,

  • zunächst mehrfach belastete Stadtteile im gesamtstädtischen Zusammenhang zu identifizieren,
  • in und mit den betreffenden Quartieren Ist-Stand und Bedarfe für geeignete bzw. notwendige Maßnahmen zu ermitteln,
  • partizipativ vorzugehen,
  • Knowhow und Ressourcen aller relevanten Fachbereiche der Verwaltung zusammenzubringen,
  • Akteure außerhalb von Politik und Verwaltung, die einen Beitrag leisten können, einzubeziehen.

Wie können die Kommunen dabei vorgehen? Anregungen und Hilfestellungen geben die Beispiele guter kommunaler Praxis, die in dieser Broschüre dokumentiert sind. Sie alle leisten einen Beitrag zu mehr Umweltgerechtigkeit – einige von ihnen explizit unter dieser Bezeichnung, andere benutzen den Begriff Umweltgerechtigkeit nicht, bewegen sich jedoch in diesem Feld. Die Beispiele wurden im Rahmen des Ressortforschungsprojekts „Umweltgerechtigkeit – Weiterentwicklung und Umsetzung der Handlungsempfehlungen auf Bundesebene“ (FKZ 3719 61 279 0) vom Auftragnehmer Deutsches Institut für Urbanistik (Difu) recherchiert und anschließend vom Difu für die Broschüre aufbereitet.

Gute-Praxis-Beispiele zeigen, wie es gehen kann

Im Ergebnis zeigen die 16 ausgewählten Beispiele acht Aspekte bzw. Themenfelder auf, die in den kommunalen Bemühungen um mehr Umweltgerechtigkeit eine zentrale Rolle spielen. Dabei wird deutlich, dass kein Beispiel nur in einem Themenfeld verortet werden kann. Jedoch steht jedes Beispiel in besonderem Maße für jeweils einen der folgenden Aspekte:

  • Mehrfach belastete städtische Teilräume identifizieren
  • Integrativ denken und ressortübergreifend handeln
  • Planerisch-strategisch vorgehen
  • Mit Partner*innen außerhalb von Politik und Verwaltung zusammenarbeiten
  • Quartiersbewohner*innen beteiligen und bürgerschaftliches Engagement unterstützen
  • Kinder und Jugendliche besonders in den Fokus nehmen
  • Umweltbelastungen abbauen
  • Freiräume qualifizieren und Grünanteile in mehrfach belasteten Quartieren erhöhen

Fazit: Mehr Umweltgerechtigkeit lohnt sich – und kann in jeder Kommune geschaffen werden!

Die Praxisbeispiele veranschaulichen, dass Umweltgerechtigkeit bereits in vielen Kommunen in Deutschland ein Thema ist. Dafür gibt es viele Anlässe und Handlungsmöglichkeiten. Einerseits kommen die großen Themen ⁠Klimaschutz⁠, Anpassung an die negativen Folgen des Klimawandels, Überwindung sozialer Polarisierung zum Tragen. Es gibt aber auch kleine Anlässe, bessere und gesündere Lebensbedingungen vor Ort zu schaffen. Dazu gehört die Umnutzung nicht mehr benötigter Gebäude, Flächen und Straßenräume ebenso wie die Anlage und Qualifizierung von Grünflächen mit einem besonderen, ausgleichenden Blick auf mehrfach belastete Stadtteile und deren benachteiligte Bewohner*innengruppen.

Umweltgerechtigkeit ist gleichermaßen ein Querschnittsthema für die Verwaltung, Herausforderung für verschiedene Akteursgruppen und Ziel von Transformationsprozessen in städtischen Lebenswelten. In diesem Sinne stehen alle in dieser Broschüre vorgestellten Praxisbeispiele für einzelne, jedoch entscheidende Schritte, um die Lebensbedingungen der Menschen in der Stadt gezielt zu verbessern. Sie sollen zum Nachdenken und Nachmachen anregen.

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 Umweltgerechtigkeit  Umwelt und Gesundheit  Kommune  Gute Praxis  Partizipation  integrierter Ansatz