Raum für Raum renovieren

Lacke können flüchtige organische Verbindungen (VOC) freisetzenzum Vergrößern anklicken
Lacke können flüchtige organische Verbindungen (VOC) freisetzen
Quelle: Style-Photography / Fotolia.com

VOC, flüchtige organische Verbindungen, die auch beim Renovieren in die Luft gelangen, können zum Gesundheitsrisiko werden. Was sind VOC, woher kommen sie und was kann man dagegen tun?

Beim Renovieren werden viele verschiedene Produkte eingesetzt – zum Beispiel Wandfarben, Lacke, Bodenbeläge, Tapeten; auch neue Möbel werden angeschafft. Mörtel, Zemente, Putze oder Dämmmaterialien werden meist bei aufwändigen Sanierungen eingesetzt. All diese Produkte können verschiedene Stoffe an die Innenraumluft abgeben.

Vor allem gasförmige Stoffe chemischen Ursprungs  aus der Gruppe der flüchtigen organischen Verbindungen (englisch: Volatile Organic Compounds, kurz: ⁠VOC⁠), treten nach dem Renovieren oft in höherer Konzentration auf. Aber auch ohne Renovieren lassen sich mehr als 200  Verbindungen in der Innenraumluft nachweisen. Einrichtungsgegenstände, Reinigungsmittel und Kosmetika können zusätzlich eine Quelle für VOC sein.

Vereinfacht kann man sagen: Solange Farben, Lacke, Kleber etc. trocknen und durchhärten, solange gelangen auch VOC in die Luft - vor allem, wenn die Produkte Lösemittel enthalten. Das kann je nach Produkt einige Tage bis Wochen dauern. Aber auch wasserbasierte Farben geben in geringem Umfang VOC an die Raumluft ab. Wir nehmen das hin und wieder als unangenehmen, stechenden Geruch wahr. Nicht immer jedoch kann man diese Verbindungen riechen, deshalb  ist es wichtig, beim und nach dem Renovieren ausreichend zu lüften. So verschwinden die erhöhten VOC-Konzentrationen spätestens nach einigen Wochen in der Regel wieder aus der Raumluft.  In Ausnahmefällen  kann dies auch einige Monate dauern.

Was sind die gesundheitlichen Risiken?

So vielfältig wie die VOC in der Luft, so vielfältig können auch die Symptome sein, die durch sie ausgelöst werden können. Dazu gehören zum Beispiel Reizerscheinungen an Haut, Schleimhäuten der Atemwege sowie der Bindehäute der Augen. Auch Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Benommenheit können verursacht werden. Solche Folgen einer VOC-Belastung der Raumluft sind besonders dann bedenklich, wenn die Stoffeinwirkung von längerer Dauer ist. 

Manche Personen sind hinsichtlich der Auswirkungen solcher Chemikalienbelastungen besonders sensibel. Andere leiden weniger bis gar nicht darunter. Der Ausschuss für Innenraumrichtwerte (früher bekannt Ad hoc Arbeitsgruppe Innenraumrichtwerte) am Umweltbundesamt (⁠UBA⁠) hat für viele VOC Richtwerte abgeleitet, die nicht überschritten werden sollten. Sie helfen das Gefährdungsrisiko generell und auch im Einzelfall einzuschätzen. Manche Personen oder Institutionen lassen bei Verdacht auf Innenraumbelastungen VOC-Raumluftmessungen durchführen. Die dann erhobenen Messergebnisse lassen sich mit den Richtwerten des UBA dann einordnen.

Was kann jeder selbst gegen VOC tun?

Die einfachste und effektivste Lösung, um VOC aus der Innenraumluft zu entfernen, ist regelmäßiges und intensives Lüften. Wie der Name schon sagt, sind die Stoffe flüchtig und vergleichsweise leicht durch Lüften zu entfernen. Das sollte man mindestens so lange machen, bis zum Beispiel Klebstoffe und Farben richtig getrocknet sind (i.d.R. einige Tage) oder bis man keinen auffälligen Geruch mehr wahrnimmt (das kann einige Wochen dauern). 

Natürlich spielen auch die Produkte selbst eine wichtige Rolle. Emissionsarme Produkte geben deutlich weniger VOC in die Raumluft ab. Orientieren Sie  sich an Gütesiegeln, wie  dem Blauen Engel. Einige Bauprodukte (Bodenbeläge und deren Klebstoffe, Beschichtungen, dekorative Wandbekleidungen) wurden in den vergangenen Jahren bereits auf gesundheitsbedenkliche Emissionen hin im Rahmen des Verwendbarkeitsnachweises beim Deutschen Institut für Bautechnik eingehend geprüft, allerdings ist dies nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom Oktober 2014 derzeit wieder in Frage gestellt . Fragen Sie beim Hersteller nach.  Auch private Labels wie das GUT-Zeichen oder natureplus sind hilfreich, wenn die Testkriterien objektiv und nachvollziehbar sind . Lassen Sie sich im Zweifelsfall  die Testdatenblätter  zusenden und fragen Sie Ihre Handwerkerin oder Ihren Handwerker, welche Produkte zum Einsatz kommen.

Am besten renovieren Sie im späten Frühjahr, Sommer oder Herbst vor Beginn des Heizens. Dann ist das Lüften am einfachsten und effektivsten . Hohe Umgebungstemperaturen beschleunigen das Ausgasen und Aushärten der Materialien. Und: Renovieren Sie einen Raum nach dem anderen. So halten Sie die Konzentration von VOC räumlich begrenzt und können raumweise lüften. 

 

<>
Teilen:
Artikel:
Drucken
Schlagworte:
 renovieren  Lacke  organische Verbindungen  Wandfarben