Neue Grenzwerte für Massenchemikalie Bisphenol A

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In CDs ist Bisphenol A enthalten
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Die hormonell wirksame Chemikalie Bisphenol A findet sich in vielen Alltagsprodukten: in Kunststoffen, Lebensmittelverpackungen und Spielzeug.

Bisphenol A ist eine Chemikalie, die hauptsächlich als Grundbaustein des Kunststoffes „Polycarbonat“ Verwendung findet. Daraus bestehen u.a. unsere CDs, Plastikbesteck und -geschirr, Babytassen, Spielzeug und Schnullerschilde. Für die Herstellung von Babyflaschen ist Bisphenol A haltiger Kunststoff seit März 2011 EU weit verboten.

Die Chemikalie ist auch ein Bestandteil von Epoxid-Harzen, aus denen Doseninnenbeschichtungen und Deckeldichtungen für die Lebensmittelindustrie hergestellt werden. In einigen Erzeugnissen ist Bisphenol A nicht chemisch gebunden. Dazu zählen Thermopapiere, z.B. Kassenzettel, in denen der ⁠Stoff⁠ als Farbentwickler dient sowie PVC Kunststoffe, denen Bisphenol A als Antioxidationsmittel und Stabilisator beigefügt ist.

Was passiert aktuell? Die EU Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat nach Auswertung neuer Studien im Januar 2015 den Grenzwert für die als unbedenklich geltende tägliche Aufnahme von Bisphenol A durch den Menschen von bisher 50 Mikrogramm auf 4 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag gesenkt. Diesen Wert sieht die EFSA jedoch als vorläufigen Wert an, da noch Ergebnisse von Tierstudien ausstehen. Nach der Senkung des Grenzwertes sieht die EFSA keine Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch die Aufnahme von Bisphenol A durch die Nahrung. Die französische Lebensmittelbehörde kommt zu einer abweichenden Bewertung. In Frankreich ist seit Januar 2015 die Verwendung in Lebensmittelverpackungen verboten. Eine Kennzeichnungspflicht für Bisphenol A haltige Lebensmittelverpackungen gibt es bisher nicht.

Bisphenol A, genauer „4,4'-(1-methylethylidene)bis(phenol)“, ist als weißes Pulver mit einem Schmelzpunkt von 158°C bis 159°C im Handel. Die Substanz ist brennbar und schlecht wasserlöslich (0,12g/L). Sie reizt die Atmungsorgane und führt bei Kontakt zu ernsten Augenschäden. Bisphenol A beeinträchtigt die Fruchtbarkeit und ist schädlich für Wasserorganismen (Wassergefährdungsklasse 2). Ein beabsichtigter Kontakt mit Menschen ist verboten, so darf Bisphenol A zum Beispiel gemäß Tätowiermittelverordnung nicht verwendet werden. Noch mehr Informationen über Bisphenol A und andere Chemikalien erhält man über die Gefahrstoffschnellauskunft als Teil der Chemiedatenbank GSBL (Gemeinsamen zentraler Stoffdatenpool Bund / Länder). Sie kann von allen genutzt werden, die öffentlich-rechtliche Aufgaben wahrnehmen, z.B. Feuerwehr, Polizei oder andere Einsatzkräfte. Auch für die Öffentlichkeit stehen frei recherchierbare Daten zu gefährlichen Eigenschaften und wichtige Regelungen unter www.gsbl.de bereit.

Wie kommt Bisphenol A in die Umwelt? Ein großer Teil des Bisphenol A in Gewässern stammt wahrscheinlich aus der Herstellung von Thermopapier, Epoxidharzen, anderen Polymeren und aus PVC. Das Papierrecycling mit Thermopapier-Anteilen und das Recycling von PVC-Erzeugnissen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Sogar der deponierte Abfall Bisphenol A haltiger Produkte trägt wahrscheinlich zu den Einträgen in die Umwelt bei. In aktuellen Untersuchungen wurde Bisphenol A in Konzentrationen von 0,01 bis 2,4 µg/L in Oberflächengewässern und von 6 bis 30 µg/kg in Sedimenten gemessen.

Wie wirkt Bisphenol A? Studien mit Versuchstieren weisen auf einen Zusammenhang zwischen hohen Bisphenol A Konzentrationen im Blut und schädlichen Einflüssen auf die Fruchtbarkeit, die Entwicklung der Geschlechtsorgane und möglicherweise eine Anfälligkeit für bestimmte Krebsarten hin. Überträgt man diese Ergebnisse auf den Menschen, so könnten vor allem Schwangere und deren ungeborene Kinder besonders sensibel auf Bisphenol A reagieren. Einige epidemiologische Studien deuten ebenfalls auf einen Zusammenhang zwischen Diabetes, Herz-Kreislaufproblemen und Fettleibigkeit und einem erhöhten BPA-Spiegel im Blut und Urin hin. In einer Studie des Umweltbundesamtes (Kinder Umwelt Survey 2003/06) konnte kein Zusammenhang zwischen Übergewicht und BPA-Belastung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland gefunden werden.

Neuere Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen niedrigen Dosen von Bisphenol A und neurotoxischen Effekten in Ratten hin. Auf Tiere hat Bisphenol A hormonartige Wirkungen.  So zeigen Studien, dass der Stoff auf Säugetiere und Fische ähnlich wie das Sexualhormon Östrogen wirkt und z.B. zur „Verweiblichung“ von Männchen führen kann. In Amphibien konnte eine Beeinträchtigung der Schilddrüsenhormone durch einen erhöhten Bisphenol A Spiegel in den Tieren gezeigt werden.

Der Mensch nimmt Bisphenol A vor allem durch die Nahrung auf. Eine Studie aus den USA zeigt z.B., dass freiwillige Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Konsum von Dosensuppen fast 20-fach höhere Bisphenol A-Konzentrationen im Urin als eine Vergleichsgruppe aufwiesen (20,8 Mikrogramm pro Liter gegenüber 1,1 Mikrogramm pro Liter).

Bisphenol A ersetzen. Als Ersatzstoffe für Bisphenol A werden zunehmend andere Substanzen aus der Familie der Bisphenole (in Thermopapier z.B. Bisphenol S) eingesetzt. Für sie und andere Alternativen liegen zum Teil noch nicht ausreichend Daten vor, um ihr Gefahrenpotenzial endgültig einschätzen zu können. Produkte, die mit dem Label „Bisphenol A-frei“ gekennzeichnet sind, müssen daher nicht immer eine optimale Lösung sein.

Wegen der möglichen Anreicherung im Recyclingprozess empfehlen wir, Thermopapier grundsätzlich nicht mit Altpapier, sondern mit dem Restmüll zu entsorgen.

Wenn Sie auf Bisphenol-A freie Produkte umsteigen möchten, achten Sie auf gekennzeichnete Plastikgegenstände. Produkte aus Polycarbonat sind normalerweise mit einem Dreieck mit eingeprägtem Zeichen „7 PC“ gekennzeichnet. Leider besteht auch hier keine Kennzeichnungspflicht, so dass man sich nicht ganz sicher sein kann. Weichen Sie am besten auf Glas und Porzellan aus und bereiten Sie möglichst frische, unverpackte Lebensmittel zu.

Produkte mit Bisphenol A

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  1. Mit weggeworfenen Kassenzetteln gelangt Bisphenol A ins Recyclingpapier
  2. Die Innenbeschichtung von Konservendosen enthält Bisphenol A
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