Trotz der Zunahme von Starkregenschäden betreiben potentiell Betroffene kaum Vorsorge. Diese können weit besser motiviert werden, wenn Risikoaussagen und Empfehlungen sich auf die konkrete Gebäudesituation und die ortspezifische Gefährdungen beziehen. Die Landeshauptstadt Dresden hat mit ihren Kooperationspartnern im Projekt WAWUR deshalb ein online-Starkregenportal (www.dresden.de/wawur-3d) geschaffen, mit dem sich Betroffene gebäudekonkret zu den Gefahren, zu Schadenspotenzialen und zur baulicher Eigenvorsorge informieren können. Die Umsetzung erfolgte pilothaft in 3 Stadtvierteln mit insgesamt ca. 750 Wohngebäuden auf Basis des 3D-Stadtmodells von Dresden. Die bereits vorliegenden 3D-Gebäudedaten wurden mit Informationen über die Verletzbarkeit typischer Baumaterialien und Baukonstruktionen gegenüber Starkregen mit Hilfe eines teilautomatisierten Prozesses angereichert. Als Starkregen wurden reale Ereignisse sowie 10- bis 200-jährliche Modellregen verwendet. Die dadurch gefährdeten Gebäude wurden mit einer hydrodynamischen 2D-Oberflächenabflusssimulation gekoppelt mit einem 1D-Kanalnetzmodell identifiziert. Die modellierten Wasserstände, Fließgeschwindigkeiten und Auslastungen des Kanalnetzes werden visualisiert und mit den Gebäuden verschnitten. Eine interaktive Oberfläche zeigt auf, welche konkreten Gebäudeschäden eintreten können. Zusätzlich werden bauteilbezogene Empfehlungen zur baulichen Eigenvorsorge angeboten. Auch Schäden infolge direkt auftreffender Starkregen werden berücksichtigt. Das Portal enthält außerdem eine radarbasierte, wirkungsorientierte Frühwarnung für die Gesamtstadt. Über die Einbindung korrigierter DWD-Echtzeit-Radardaten in das 3D-Stadtmodell in Kombination mit einem Nowcasting kann in einem 500-m-Raster aufgezeigt werden, wohin der (Stark-)Regen innerhalb der nächsten 1,5 Stunden zieht. In den Testgebieten wird ausgewiesen, mit welchen Wasserständen und damit verbundenen Gefährdungen einzelner Gebäude zu rechnen ist.
Eckdaten zur Maßnahme
Maßnahmenträger
Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden; Institut für technisch-wissenschaftliche Hydrologie GmbH; Virtual City Systems
Dauer und Finanzierung
Dauer
570.000 €
Das Projekt wurde vom BMU im Rahmen des Programmes zur Förderung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel im Förderschwerpunkt „Kommunale Leuchtturmvorhaben“ zu 50 % finanziert. Rund 56 % der Kosten entfielen dabei auf die Vergabe von Aufträgen, 40 % auf Personalkosten sowie 4 % auf Sachkosten. Ca. 1/3 der Kosten wurden für die Qualifizierung des 3D-Stadtmodells benötigt, 1/3 für die Aufbereitung der Gebäudetypen und ca. 1/3 für die hydrologisch/hydraulischen Grundlagen.
Weiterführende Links
Links zur Maßnahme
Beteiligung
Welche weiteren Personengruppen wurden an der Planung oder Umsetzung der Maßnahme beteiligt?
Landeshauptstadt Dresden, Amt für Geodaten und Kataster; Stadtentwässerung Dresden GmbH; Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
Welche Formen der Beteiligung fanden statt?
Erfolge
Welche Erfolge wurden bis jetzt mit der Maßnahme erreicht?
Es wurde ein online-3D-Starkregenportal geschaffen, mit dem sich Wohngebäudeeigentümer*innen und Wohnungsgenossenschaften zu gebäudekonkreten Gefährdungen, Schadenspotenzialen und Maßnahmen zur Eigenvorsorge umfassend informieren können. Das Portal wurde bereits auf öffentlichen Veranstaltungen und Baumessen der Bevölkerung, der Fachcommunity und Multiplikatoren vorgestellt und bekam dabei viel positive Resonanz. Das Radar-Nowcasting kann bereits dauerhaft stadtweit genutzt werden. In den drei Projektgebieten können Schadenspotentialanalysen und Handlungsempfehlungen vollumfänglich genutzt werden.
Wie planen Sie Ihr Projekt weiterzuentwickeln?
Es wird vorbereitet, die im Projekt WAWUR in drei Testgebieten entwickelten Methoden und Technologien schrittweise auf das gesamte Stadtgebiet von Dresden mit über 50.000 Wohngebäude zu übertragen. Im Zuge dieses Prozesses soll zudem eine Integration des entwickelten Nowcastings in die Warnstrukturen des Brand- und Katastrophenschutzamtes erfolgen, so dass eine perspektivische Warnung vor Starkregen über die NINA-Warn-App sowie über das städtische Sirenensystem erfolgen kann. Eine Verbesserung der Radarregenkorrektur ist durch die Anschaffung von Niederschlagssensorik zur Ermittlung der Regentropfengröße geplant. Durch die zusätzliche Einbindung von Wasserstandsensoren im Kanalnetz soll zukünftig die Überflutungsvorhersage validiert werden können. Eine Erweiterung des Portals auf andere Gefahren in Folge des Klimawandels, wie z. B. der sommerlichen Hitzebelastung, ist ebenfalls angedacht.Hat die Maßnahme positive Nebeneffekte?
Hindernisse
Welche Hindernisse gab es während der Umsetzung?
Hat die Maßnahme negative Nebeneffekte?
Ansprechperson
Ort der Umsetzung
Dresden Städte