Fragen und Antworten zur Bonpflicht

Eine Kasse, aus der ein Kassenbon ausgedruckt wird.zum Vergrößern anklicken
Seit dem 1. Januar 2020 gilt die Kassenbonpflicht.
Quelle: Flashpop / Gettyimages

Seit dem 1. Januar 2020 gilt die Belegausgabepflicht: Jeder Kunde muss für jeden Einkauf einen Beleg erhalten. Das Ziel: Steuerbetrug verhindern. Wie ist die Bonpflicht aus Umweltsicht zu bewerten? Welche bedenklichen Inhaltsstoffe stecken in Kassenbons? Wo müssen Sie entsorgt werden? Was ist eine umweltschonende Alternative? Hier unsere Antworten auf häufig gestellte Fragen.

Wie ist die Bonpflicht aus Umweltsicht zu bewerten?

Aus Umweltsicht ist die Regelung problematisch. Kassenbons werden aus Frischfaserpapier hergestellt, hierfür werden Ressourcen wie Holz, Wasser und Energie verbraucht. Problematisch ist aus Umweltsicht allerdings weniger die verhältnismäßig eher geringe Menge des Papiers, sondern die chemische Zusammensetzung.

Welche bedenklichen Stoffe können in Thermopapier stecken?

Thermopapier ist ein Spezialpapier, das ca. 0,5 bis 3 Prozent Farbentwickler enthält, der unter Temperatureinwirkung in einer chemischen Reaktion die Schwarzfärbung des Papiers auslöst. Als Farbentwickler wurden bisher im wesentlichen Bisphenol A und Bisphenol S eingesetzt. 

Welche Eigenschaften hat Bisphenol A?

Bisphenol A ist mittlerweile EU-weit als „besonders besorgniserregender Stoff“ (Substance of Very High Concern, SVHC) unter ⁠REACH⁠ identifiziert, sowohl für den Bereich der menschlichen Gesundheit als auch den der Umwelt. BPA hat eine endokrine Wirkung auf Mensch und Umwelt. Das bedeutet, dass der ⁠Stoff⁠ durch einen Eingriff in das Hormonsystem die Gesundheit schädigen kann. Außerdem wird BPA als reproduktionstoxisch eingestuft – das bedeutet, dass die Sexualfunktion und Fruchtbarkeit bei Mann und Frau beeinträchtigt werden kann. Seit April 2023 hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einen neuen ⁠TDI⁠-Wert (maximal zulässige tägliche Aufnahmemenge) für Bisphenol A veröffentlicht. Dieser basiert auf der Wirkung von Bisphenol A auf Immunzellen und ist um den Faktor 20.000 niedriger als der alte Grenzwert. Der neue TDI liegt jetzt bei 0,2 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht, vorher waren es 4 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Eine Beschränkung für BPA in Thermopapier besteht bereits seit längerem und greift seit dem 2. Januar 2020. Seitdem dürfen Thermopapiere, die 0,02 Gewichtsprozent oder mehr BPA enthalten, innerhalb der EU nicht mehr in Verkehr gebracht, also auch nicht weiterverkauft werden.

Zum Einsatz der alternativen Farbentwickler im Thermopapier hat die Europäische Chemikalienbehörde im Juni 2019 in ihrem Bericht "Use of bisphenol A and its alternatives in thermal paper in the EU – 2018 update" Daten zu den verwendeten Mengen von Thermopapieren veröffentlicht (Bericht der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) zu Thermopapier).

Wie bedenklich ist Bisphenol A? 

Unter bestimmten Bedingungen kann sich die Chemikalie aus dem Thermopapier lösen und über die Haut in den menschlichen Körper gelangen. Hier kann die Substanz wie das weibliche Sexualhormon Östrogen wirken. 

Für die Beurteilung von Risiken für die menschliche Gesundheit im Bereich der Verbraucherprodukte ist nicht das ⁠UBA⁠, sondern das Bundesinstitut für Risikobewertung (⁠BfR⁠) zuständig. Das BfR nimmt zu dem Risiko von BPA wie folgt Stellung:  

Neuere Expositionsabschätzungen für die dermale ⁠Exposition⁠ gegenüber Bisphenol A aus Thermopapieren haben die EFSA 2015 veranlasst, diese Expositionsquelle neben den Lebensmitteln als die zweitwichtigste anzusehen. Für Kinder ab 3 Jahren, Jugendliche und Erwachsene kann diese Aufnahmequelle nach den Abschätzungen der EFSA einen wesentlichen Teil der Gesamtexposition (aggregierte Exposition) ausmachen. Die ⁠Unsicherheit⁠ in der Abschätzung der entsprechenden Exposition, d. h. wieviel Bisphenol A tatsächlich aus Thermopapier auf die Haut gelangt und über die Haut aufgenommen wird, ist allerdings wesentlich höher als bei den Lebensmitteln. Bei Kindern unter 3 Jahren spielt diese Expositionsquelle keine Rolle. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass Kinder nicht mit Kassenzetteln, Quittungen und Fahrscheinen aus Thermopapieren spielen. Gerade bei kleineren Kindern ist nicht auszuschließen, dass sie diese beim Spielen in den Mund nehmen und so Bisphenol A aus dem Papier oral aufnehmen könnten. 

Für alternative Farbentwickler wie Bisphenol S liegen solche Bewertungen bisher nicht vor.

Bis wann dürfen BPA-haltige Kassenbons noch verwendet werden? 

Ab dem 2. Januar 2020 dürfen Thermopapiere, die 0,02 Gewichtsprozent oder mehr BPA enthalten innerhalb der EU nicht mehr in Verkehr gebracht, also auch nicht weiterverkauft oder an Kundinnen und Kunden ausgegeben werden.

Ist Bisphenol S-haltiges Thermopapier besser für Mensch und Umwelt?

Für alternative Farbentwickler wie Bisphenol S liegen ebenfalls Daten vor, die belegen, dass der Stoff gefährlich für Mensch und Umwelt ist. Bisphenol S ist als reproduktionstoxisch Kategorie 1B eingestuft und unter der europäischen Chemikalienverordnung REACH als besonders besorgniserregend (SVHC) identifiziert, aufgrund seiner endokrinen Wirkung im Menschen und der Umwelt und aufgrund seiner reproduktionstoxischen Eigenschaften.

Für Bisphenol S-haltiges Thermopapier wurde ermittelt, dass 2018 104.000 Tonnen in Verkehr gebracht wurden, was einer Steigerung um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die ECHA berichtet, dass sie aufgrund der Diskussionen mit verschiedenen Akteuren in den Lieferketten davon ausgeht, dass primär andere Bisphenole (insbesondere Bisphenol S) sowie Pergafast 201 und D8 zukünftig als Alternativen zu Bisphenol A genutzt werden. Auch für Bisphenol S gibt es bereits Aktivitäten unter REACH. Derzeit werden Bisphenole und Phenole aus Preis- und Verfügbarkeitsgründen noch überwiegend eingesetzt, obwohl es bereits phenolfreie Farbentwickler und auch Thermopapiere, die ganz ohne Farbentwickler funktionieren gibt. 

Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass eine Unterscheidung von farbentwicklerhaltigen und farbentwicklerfreien Thermopapieren für den Verbraucher bisher nicht möglich ist. Bei den Thermopapieren mit Farbentwickler ist es auch nicht möglich zwischen problematischen und weniger kritischen Stoffen zu unterscheiden, da eine entsprechende Kennzeichnung bisher fehlt.

Wie groß ist der Markt für Thermopapier?

Es wird ein Anstieg des Thermopapierverbrauchs in Form von Kassenrollen in Deutschland, z.B. in Kantinen und im Einzelhandel, erwartet. Der Markt für Thermopapier – aus dem u.a. Kassenzettel, Park- und Verkehrstickets hergestellt werden – ist in der EU in den letzten 10 Jahren deutlich gewachsen. 2018 betrug er 491.000 Tonnen. Hersteller erwarten jedoch europaweit keine großen Zuwächse in diesem Produktsegment. In Österreich gibt es die Belegausgabepflicht bereits, nordische Länder hingegen steigen mehr und mehr auf elektronische Lösungen um. Hersteller erwarten eher einen gleichbleibenden Verbrauch in den kommenden Jahren.

Wie sollte Thermopapier entsorgt werden?

Nicht alle Hersteller von Thermopapieren haben ihre Farbentwickler auf bisphenol- und phenolfreie Produkte umgestellt. Das Umweltbundesamt empfiehlt aus Vorsorgegründen alle Thermopapiere mit dem Restmüll zu entsorgen, da weiterhin phenolhaltige Farbentwickler verwendet werden und der Verbraucher phenolhaltige nicht von phenolfreien Thermopapieren unterscheiden kann.  

Denn die enthaltenen Farbentwickler, wie Bisphenol S, können sich als kritische Inhaltsstoffe im Altpapier verteilen – und anschließend über Recyclingprodukte wie Toilettenpapier zurück zum Verbraucher und in die Umwelt gelangen. 

Was ist eine umweltfreundliche Alternative zu ausgedruckten Kassenbons?

Das UBA empfiehlt, dass Kaufbelege von den Kassen elektronisch gespeichert werden. Diese können dann insgesamt für das Finanzamt ausgelesen werden. Für Kunden können elektronische Belegsysteme entwickelt werden, mit denen sich die Kunden zur Prüfung ihrer Abrechnung ihre Belege auf das Handy oder nach Hause schicken lassen können. In skandinavischen Ländern sind diese Systeme bereits weit verbreitet. Allerdings haben auch diese Systeme ihre Nachteile: Server verbrauchen Energie, außerdem muss die Datensicherheit gewährleistet werden. 

Gibt es Kenntnisse zu Restbeständen alten Kassenbon-Papiers mit Bisphenol A im Einzelhandel – und dürfen diese weiterverkauft werden? 

Über Restbestände an Kassenbonpapier hat das Umweltbundesamt keine Übersicht. Unter „in Verkehr bringen“ fällt auch die Weitergabe an Kunden im Laden. Somit dürfen auch Restbestände an BPA-haltigem Thermopapier nicht mehr weiterverwendet werden. In abweichenden, konkreten Einzelfällen berät der Bundes-Helpdesk zu REACH. 

Welche unbedenklichen Ersatzstoffe für BPA gibt es? Welche bedenklichen Stoffe, die aktuell verwendet werden, könnten nach wie vor gefährlich sein? 

Zum Einsatz der alternativen Farbentwickler im Thermopapier hat die Europäische Chemikalienbehörde (ECHA) im Juni 2019 in ihrem Bericht "Use of bisphenol A and its alternatives in thermal paper in the EU – 2018 update" Daten zu den verwendeten Mengen von Thermopapieren und den darin enthaltenen Farbentwicklern veröffentlicht.

Für Bisphenol S-haltiges Thermopapier wurde bspw. ermittelt, dass 2018 104.000 Tonnen in Verkehr gebracht wurden, was einer Steigerung um 15% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die ECHA berichtet, dass sie aufgrund der Diskussionen mit verschiedenen Akteuren in den Lieferketten davon ausgeht, dass primär andere Bisphenole (insbesondere Bisphenol S), sowie Pergafast 201 und D8 zukünftig als Alternativen zu Bisphenol A genutzt werden. Auch für Bisphenol S gibt es bereits Aktivitäten unter REACH, da hier aufgrund der Stoffeigenschaften eine ähnliche Besorgnis für Mensch und Umwelt besteht wie für Bisphenol A. Derzeit werden diese Chemikalien aus Preis- und Verfügbarkeitsgründen noch überwiegend eingesetzt, obwohl es bereits phenolfreie Farbentwickler und auch Thermopapiere die ganz ohne Farbentwickler funktionieren, gibt. 

Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass eine Unterscheidung von farbentwicklerhaltigen und farbentwicklerfreien Thermopapieren für den Verbraucher bisher nicht möglich ist. 

Die derzeit eingesetzten phenolischen Ersatzstoffe für BPA sind ebenfalls für den Menschen oder die Umwelt von Besorgnis. Erschwerend kommt hinzu, dass für diese Stoffe bislang nur wenige Studien zur Bewertung und Klärung dieser Besorgnis vorliegen. Die phenolfreien Ersatzstoffe können aufgrund fehlender bzw. lückenhafter Daten bisher auch nicht als völlig unbedenklich für die Umwelt eingestuft werden. Problematisch könnten hier Eigenschaften wie eine hohe ⁠Persistenz⁠ in Umweltmedien und eine Anreicherung in Umweltorganismen sein. 

Nicht alle Hersteller von Thermopapieren haben Ihre Farbentwickler auf phenolfreie Produkte umgestellt.  Die ECHA beschreibt auch, dass andere Alternativen wie beispielsweise ihr Blue4est® vorhanden sind. Diese Papiere konnten sich bisher aus Preis- und Verfügbarkeitsgründen am Markt nicht durchsetzen.

Gibt es farbentwicklerfreie Thermopapiere?

Ja, es gibt farbentwicklerfreie Papiere.

Diese Papiere bestehen aus einem Basispapier, das vollflächig mit einem Pigment (schwarz) gestrichen wird, auf dem dann eine Polymerschicht aus kleinen Polymerkugeln aufgebracht wird, die unter Wärmeeinwirkung kollabieren. Durch das Kollabieren der Kugeln wird der Farbstoff sichtbar. 

Sowohl das Pigment als auch das Polymer wird auch in anderen Anwendungen in der Papierindustrie angewandt. Das Papier sieht aber insgesamt dunkel gefärbt aus, was Verbraucher verunsichert, allerdings sind die Papiere dadurch gut von anderen Thermopapieren unterscheidbar. Diese Papiere können mit dem Altpapier entsorgt werden.

Sind farbentwicklerfreie Thermopapiere besser?

Farbentwicklerfreie Thermopapiere bewertet das UBA besonders positiv. 

Sowohl das eingesetzte Schwarzpigment als auch das Beschichtungspolymer sind Stoffe, die auch in anderen Anwendungen in der Papierindustrie eingesetzt werden und voraussichtlich keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt haben. Allerdings lässt sich das Schwarzpigment im grafischen Papierrecycling noch nicht gut entfernen und färbt das Recyclingpapier dunkler, wenn größere Mengen im Altpapier entsorgt werden. Die Entsorgung kleiner Mengen im Altpapier privater Haushalte (Blaue Tonne) schadet dem Recycling jedoch nicht. Dagegen sollten größere Mengen, die zum Beispiel im Abfall an der Kasse von Supermärkten entstehen, mit dem Verpackungsaltpapier entsorgt werden.

Teilen:
Artikel:
Drucken
Schlagworte:
 BPA  Abfall  Chemikalien  SVHC  Altpapier