Der Tag der Lebensmittelverschwendung (2. Mai) wurde 2016 vom WWF ausgerufen. Der Aktionstag macht auf ein wichtiges Thema aufmerksam: Nach Angaben der FAO landen die Lebensmittel, die von Januar bis Mai produziert wurden, jedes Jahr im Müll.
Durch die Verschwendung gehen nicht nur die Lebensmittel selbst verloren, sondern auch die zur Herstellung verwendeten Ressourcen. So werden landwirtschaftliche Flächen belegt, Ressourcen wie Wasser, Düngemittel und Technik eingesetzt sowie Emissionen freigesetzt. Schließlich trägt dies auch in nennenswerter Größenordnung zum Klimawandel bei.
Eine Studie des Thünen-Instituts zeigt: Deutschland könnte die auf den Lebensmittelkonsum in Deutschland zurückzuführenden Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Jahr 2015 um 9,5 Prozent reduzieren. Voraussetzung dafür ist die Halbierung der Lebensmittelabfälle auf Einzelhandels- und Verbraucherebene bis zum Jahr 2030. Dieses Ziel hat sich die Bundesregierung im Rahmen der „Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung“ gesetzt.
Wo entstehen die meisten Lebensmittelabfälle?
Tatsächlich errechneten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Abfallmenge von ca. 12 Millionen Tonnen Frischmasse, bezogen auf das Jahr 2015. Dabei entsteht der Großteil der Lebensmittelabfälle mit 52 Prozent (6,14 Millionen. Tonnen) in privaten Haushalten. Dies entspricht etwa 75 Kilogramm pro Kopf im Jahr 2015. Dabei ist die Bananenschale nicht vermeidbar und meist sind es auch die äußeren Blätter des Kopfsalats nicht, jedoch sind es gerade frische Lebensmittel die den vermeidbaren Anteil unserer Lebensmittelabfälle ausmachen. Einer Studie zufolge entfallen 35 Prozent der Lebensmittelabfälle auf frisches Obst und Gemüse, 13 Prozent machen Brot und Backwaren aus, gefolgt von Getränken (12 Prozent) und Milchprodukten (9 Prozent). Ein weiterer Befund der Untersuchungen: Je jünger der Haushaltsvorstand, desto mehr potenziell verwertbare Lebensmittel werden weggeworfen. Haushalte mit älteren Personen werfen tendenziell weniger weg.
Was können Verbraucherinnen und Verbraucher gegen die Lebensmittelverschwendung tun?
Neben dem maßvollen Einkauf, der Planung und Kalkulation dessen, was tatsächlich benötigt wird, gibt es mittlerweile eine ganze Reihe Helferlein für die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung.
Ein Biofresh Kühlschrank, ggf. mit einer 0-Grad-Zone, bietet mit unterschiedlich hoher Luftfeuchtigkeit und niedrigen Temperaturen die optimalen Bedingungen für leicht verderbliche Lebensmittel. In der 0-Grad-Zone können frische Lebensmittel in einem Kühlschrank am längsten aufbewahrt werden: rohes Fleisch, Fisch, Geflügel, Wurst, Salat oder bestimmte Obstsorten halten so bis zu drei Mal länger.
Mit Brot und Backwaren kann man, solange sie nicht schimmeln, noch sehr viel anfangen. Neben Brotsalat oder Brotchips kann man es auch für arme Ritter oder Suppen verwenden. Dabei muss es auf dem Teller nicht langweilig werden, denn es gibt auch Rezepte aus der mediterranen Küche z.B. für die traditionelle portugiesische Açorda oder für Gazpacho. Hilfreich dabei ist die Beste-Reste-App bzw. Rezeptdatenbank des BMEL.
Das Bundeszentrum für Ernährung bietet eine Übersicht verschiedenster Ansatzpunkte und Initiativen sowie Bildungsmaterialien, die eine wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln unterstützen. Hier finden sich neben Apps, die uns zu Lebensmittelresten aus Restaurants und Supermärkten lenken z.B. auch Angebote, die kein normgerechtes – also optisch nicht perfektes – Obst und Gemüse vertreiben oder wo gerettete Lebensmittel zu hochwertigen Produkten weiterverarbeitet werden. Das Umweltbundesamt empfiehlt in einer Studie auch Obst und Gemüse zu kaufen, das von den gängigen Standards in Bezug auf Größe und Aussehen abweicht. Zu kaufen meist in regionalen Hofläden.
Was wird außerdem gegen die Verschwendung getan?
Seit mehreren Jahren lobt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) den Bundespreis „Zu gut für die Tonne“ aus. Den Preis erhält je ein Projekt aus den fünf Kategorien Landwirtschaft & Produktion, Handel, Gastronomie, Gesellschaft & Bildung sowie Digitalisierung. Ausgezeichnet werden herausragende Projekte und ihre Initiatorinnen und Initiatoren, die mit konkreten Ideen, Pioniergeist und großem Engagement dazu beitragen, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und somit die Wertschätzung der Lebensmittel zu fördern.
Die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung hat auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene großer Bedeutung beigemessen:
- Mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verabschiedeten die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen im September 2015 u.a. das Unterziel 12.3 zum Thema Lebensmittelabfälle. Es zielt darauf ab, bis zum Jahr 2030 auf eine weltweite Halbierung der Lebensmittelabfälle pro Kopf im Handel und auf Konsumentenebene zu erreichen. Darüber hinaus ist vorgesehen, die Lebensmittelabfälle entlang der Produktions- und Lieferkette, einschließlich Verlusten nach der Ernte, zu verringern.
- Zur Überprüfung der Erreichung dieses Zieles sollen die Lebensmittelabfälle in den Jahren 2020 bis 2030 EU-weit erhoben werden. Für Deutschland i dient die im September 2019 veröffentlichten Studie „Lebensmittelabfälle in Deutschland – Baseline 2015" des Thünen-Instituts als sogenannte Baseline. Erstmals wurde das Lebensmittelabfallaufkommen entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette untersucht. Das Umweltbundesamt ist beauftragt, in Deutschland ein Monitoring für Lebensmittelabfälle aufzubauen und der EU-Kommission jährlich zu berichten.
Im Rahmen der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung werden alle Beteiligten der Wertschöpfungskette in die Pflicht genommen, sich auf konkrete Reduktionsziele zu einigen und Maßnahmen zu entwickeln. In insgesamt fünf Dialogforen entlang der Wertschöpfungskette (Primärerzeugung, Verarbeitung, Handel, Gastronomie, private Haushalte) arbeiten Akteure aus unterschiedlichen Bereichen (Wirtschaft, Forschung, Verbände, etc.) gemeinsam an der Zielerreichung. Die Aktivitäten und Ergebnisse der Dialogforen koordiniert das Bundeslandwirtschaftsministerium.