Jedes chemische Pflanzenschutzmittel wirkt nicht nur auf den Schaderreger, gegen den es eingesetzt wird, sondern hat auch Nebenwirkungen auf andere Organismen. Im Rahmen des gesetzlichen Zulassungsverfahrens werden diese Nebenwirkungen gegen den Nutzen des jeweiligen Produkts abgewogen. Erscheinen sie vertretbar, wird das Produkt zugelassen. Allerdings besteht bei chemischen Pflanzenschutzmitteln stets das Risiko von Fehlanwendungen: Die vertretbaren Auswirkungen für Umwelt und Gesundheit, die den zugelassenen Mitteln im Rahmen des Zulassungsverfahrens bescheinigt wurden, werden nämlich nur dann sicher eingehalten, wenn man die Produkte ordnungsgemäß handhabt.
Wenn ein Mittel jedoch zum Beispiel häufiger, in höherer Konzentration, zu einem anderen Zeitpunkt oder an anderen Pflanzen angewendet wird als im Beipackzettel vorgeschrieben, sind unvertretbare Nebenwirkungen nicht auszuschließen. In diesen Fällen können beispielsweise deutlich mehr Nützlinge durch die ausgebrachten Mittel geschädigt oder getötet werden. Einige Wirkstoffe können sich auch im Boden anreichern oder sich in der Nahrungskette ansammeln, wenn kontaminierte Insekten oder Pflanzenteile von Vögeln, Igeln oder anderen Tieren gefressen werden. Durch plötzlich aufkommenden Wind, der den Sprühnebel verweht, Verdunstung, Abschwemmungen in Hanglagen oder schlicht durch Versickern kann sogar eines der wichtigsten Güter überhaupt betroffen sein: das Grundwasser. Dies ist besonders kritisch, wenn man bedenkt, dass es in Deutschland etwa 20 Millionen Hausgärten und eine Million Kleingärten gibt. Insofern ist es aus Umweltsicht in jedem Fall besser, auf Spritzmittel zu verzichten, und stattdessen vorbeugende Maßnahmen gegen einen Befall mit Grauschimmel zu ergreifen. Erdbeeren können Sie beispielsweise auf Erddämmen anbauen, dadurch kann Wasser besser ablaufen und Sie verbessern die Durchlüftung der Reihen. Auch eine Strohschicht rund um die Erdbeerpflanzen oder Mulchfolie kann hilfreich sein, da dadurch weniger Spritzwasser entsteht und die Früchte besser abtrocknen. Legen Sie das Stroh erst nach der Blütezeit aus, damit sich der Boden vorher gut erwärmen kann und entfernen Sie es nach der Ernte, da Schnecken gerne ihre Eier in das Strohbett legen.
Bei Erdbeeren ist auch die Sortenwahl sehr wichtig. Günstig sind Sorten mit Blütenständen, die über die Blätter hinausragen und dadurch rasch abtrocknen – beispielsweise 'Elvira' oder 'Polka' – und Sorten, die insgesamt eine gute Widerstandskraft gegenüber Krankheitserregern besitzen, zum Beispiel 'Fraroma', 'Honeoye' oder 'Korona'. Wichtig: Bei Erdbeeren sollten ohnehin alle zwei Jahre die alten Pflanzen gegen neue ausgetauscht werden, weil sie ansonsten weniger Früchte hervorbringen. Wechseln Sie bei der Gelegenheit auch gleich den Standort. Auf dem alten Beet sollten erst nach vier Jahren wieder Erdbeeren stehen, da ansonsten die sogenannte Bodenmüdigkeit auftreten und zu Ernteausfällen führen kann. Sind dennoch Pflanzen mit Grauschimmel befallen worden, sollten Sie die betroffenen Pflanzenteile rasch entfernen und entsorgen, um einer weiteren Ausbreitung entgegenzuwirken. Auf Nummer sicher gehen Sie generell, wenn sie mit Pilzen, Viren oder Bakterien infiziertes Material über den Haus- oder Biomüll entsorgen, da nicht jeder Kompost die erforderlichen Temperaturen erreicht, um die Erreger abzutöten.
Nützliche Praxisinformationen zu Erdbeeren & Co. finden Sie auch hier: Beerenobst: So ernten Sie leckere Früchte von gesunden Pflanzen.