Schwimmbeckenhygiene und Entsorgung von Poolwasser

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Entleerter Pool
Quelle: Corinna Burkart

Mit der Sommersaison startet in vielen Gärten der Badespaß im eigenen Pool. Hohe Temperaturen begünstigen jedoch das Algenwachstum und verwandeln das kühlende Nass in eine grüne Brühe. Was zunächst nur ein ästhetisches Problem ist, kann mit zunehmendem Bewuchs zum Gesundheitsrisiko werden. Desinfektions- und Algenbekämpfungsmittel können helfen, bergen aber auch Risiken für die Umwelt.

Inhaltsverzeichnis

 

Sind diese Poolreiniger sicher und geprüft?

Desinfektions- und Algenbekämpfungsmittel für die Poolhygiene unterliegen einer Zulassungspflicht. Die Biozidverordnung (Biocidal Products Regulation [EU] Nr. 528/2012, BPR) sieht die Prüfung möglicher Risiken für die Gesundheit von Anwendern und der Umwelt vor. Stellt sich im Rahmen der Bewertung heraus, dass die Produkte kein unannehmbares Risiko für Mensch und Umwelt bei einer sachgerechten Anwendung aufweisen und ausreichend wirksam sind, wird das Biozidprodukt zugelassen.
Nach wie vor sind aber noch zahlreiche Desinfektions- und Algenbekämpfungsmittel auf dem Markt erhältlich, die bisher nicht behördlich geprüft wurden. Das liegt daran, dass sich das Zulassungsverfahren weiterhin in einer Übergangsphase befindet. Noch sind einige in den betreffenden Produkten enthalten Wirkstoffe im EU-weiten Genehmigungsverfahren. Erst wenn dieses abgeschlossen ist, müssen für die betreffenden Produkte Zulassungsanträge gestellt werden. Bereits zugelassene Biozidprodukte erkennen Sie an der Zulassungsnummer auf dem Etikett (z.B. DE-0012345-00-0000-02). Bei bisher ungeprüft verkehrsfähigen Biozidprodukten weist das Etikett lediglich eine Registrierungsnummer nach Biozidmeldeverordnung (z.B. N-12345) auf
Das Umweltbundesamt bewertet bei der Prüfung den Eintrag der Produkte in die Umwelt (Boden, Oberflächengewässer, Kläranlage, Luft, Grundwasser) hinsichtlich seiner Auswirkungen. Im Rahmen des Zulassungsverfahrens können Risikominderungsmaßnahmen festgelegt werden, um die betreffenden Umweltkompartimente bei der Anwendung von Desinfektionsmitteln und Algiziden entsprechend zu schützen. Dies bedeutet, dass für die Zulassungsfähigkeit der Biozidprodukte häufig zusätzliche Maßnahmen erforderlich sind, die der Anwender vornehmen muss. Das Zulassungssystem kann also nur einen Teil zum Schutz der Umwelt beitragen. Darüber hinaus ist die Beachtung der Hinweise zur richtigen Anwendung des Produktes wichtig für unsere Umwelt und Ihre Gesundheit. Daher sollten Sie auf der Verpackung von Pooldesinfektionsmitteln immer den Beipackzettel lesen und bei der Anwendung beachten.
Im Falle von Pooldesinfektionsmitteln betrifft dies neben den Dosierhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die menschlichen Gesundheit ebenfalls die Entsorgungshinweise für das behandelte Wasser.

 

Wie soll das Poolwasser entsorgt werden?

Desinfektionsmittel sind Biozidprodukte und enthalten Inhaltsstoffe und Beistoffe, die zum Teil als "umweltgefährlich" und "sehr giftig für Wasserorganismen" eingestuft sind. Die Freisetzung dieser Chemikalien in die Umwelt ist daher zu vermeiden, und wir vertreten die Auffassung: Poolwasser muss in den Abwasserkanal geleitet werden! Jedoch gibt es auch hier Einiges zu beachten:
In den Bundesländern wird die Entsorgung von Poolwasser mit Desinfektionsmitteln sehr unterschiedlich gehandhabt. Da das Wasser aufbereitet wurde, handelt es sich laut rechtlicher Definition um Abwasser. Bei Einleitung in den Untergrund durch Versickern oder Gießen im Garten könnte das aufbereitete Poolwasser das Oberflächen- bzw. Grundwasser nachteilig beeinflussen und dies dann als Gewässerverunreinigung geahndet werden. Poolwasser muss sollte also am besten in den Abwasserkanal geleitet werden. Damit vermeiden Sie, dass chemische Mittel direkt in Ihren Garten eingetragen werden, wodurch Sie Insekten und Boden-Lebewesen, wie zum Beispiel Regenwürmer und Insekten, das Grundwasser und natürlich auch Ihre Pflanzen schützen.
Wir empfehlen generell, sich bezüglich der Entsorgung des Poolwassers an die zuständigen örtlichen Behörden zu wenden, da auch die Einleitung in die Kanalisation weiteren Regelungen unterliegen kann, beispielsweise aufgrund der Quelle des verwendeten Wassers für die Befüllung des Pools. Die zuständige Behörde kann beispielsweise das Umweltamt, das Ordnungsamt oder auch die lokale Wasserbehörde sein, die in der Regel bei der Stadt oder dem Landratsamt angesiedelt ist.

 

Welche Wirkstoffe werden eingesetzt?

Algizide sind Chemikalien, die die Algenzellen abtöten. Am häufigsten kommen Kupfersulfat, Kupferchelate und quartäre Ammoniumverbindungen als Wirkstoffe zum Einsatz. Algenwuchs ist möglich, wenn die Nährstoffe Phosphat, Stickstoff und Kalium im Schwimmbadwasser oder Pool zu hoch sind. Die Nährstoffe können durch Ausfällung und Filtration aus dem Poolwasser entfernt werden.
Die am häufigsten zur Behandlung von Schwimmbadwasser verwendete Chemikalie ist Chlor, das Bakterien und Algen durch desinfizierende (tötende) Wirkung beseitigt. Wenn Chlor (in beliebiger Form) dem Wasser zugegeben wird, entsteht eine schwache Säure, die als Hypochlorsäure bezeichnet wird, die dem Wasser die Fähigkeit verleiht, zu oxidieren und zu desinfizieren.
Zur korrekten Dosierung und Überwachung der Wasserqualität sind die Herstellerhinweise auf dem Etikett zu beachten, denn ein zu hoher Chlorgehalt in Wasser kann zu Haut- und Augenreizungen führen.
Produkte für den ⁠Außenbereich⁠ werden von den Herstellern zudem mit Stabilisatoren versetzt, um das Chlor vor der zu schnellen Zersetzung durch die Sonneneinstrahlung zu schützen. Ein häufig verwendeter Stabilisator ist die Cyanursäure. Häufig erreichen Pools übermäßige Cyanursäurekonzentrationen ohne das Wissen der Anwender. Pool-Besitzer sollten überprüfen, ob das von ihnen verwendete Chlor Cyanursäure/Stabilisator enthält, denn eine zu hohe Konzentration kann gesundheitsschädlich sein (https://www.bgrci.de/fileadmin/BGRCI/Downloads/DL_Praevention/Fachwissen/Gefahrstoffe/TOXIKOLOGISCHE_BEWERTUNGEN/Bewertungen/ToxBew103-K.pdf), insbesondere wenn das behandelte Wasser verschluckt wird. Die Verdünnung des Poolwassers mit Frischwasser ist dann notwendig, um die Konzentration auf ein unbedenkliches Niveau zu senken. Zur korrekten Dosierung und Überwachung der Wasserqualität sollten Sie daher die Herstellerhinweise auf dem Etikett beachten.
Chemikalien halten das Poolwasser jedoch nur in begrenztem Maße sauber, denn sie helfen nicht, Haare, Hautschuppen sowie anfallendes Laub oder Insekten aus dem Wasser zu entfernen. Genauso wenig bleiben Wände und der Poolboden nur durch den Einsatz von Chemikalien rein. Ein Laubkescher, eine Bürste zum Abschrubben der Algen und eine Filteranlage können Ihnen als wirksame Präventionsmaßnahmen helfen bei der Algenbekämpfung, damit die Desinfektionsmittel und die darin enthaltenen Chemikalien wirken können.

 

Welche kostengünstigen und chemiefreien Alternativen gibt es?

Um die Wasserqualität in Aufstellpools zu erhalten, sollte das Wasser regelmäßig gewechselt werden. Jedoch wird dafür wertvolles Trinkwasser verbraucht und verursacht zusätzliche Kosten auf der Wasserrechnung. Wenn der Gartenpool eine gewisse Größe hat, dann ist es erforderlich, ihn mit einem Filter auszustatten und auch Desinfektionsmittel einzusetzen, um die Wasserqualität zu erhalten und verursacht damit ebenfalls zusätzliche Kosten.
Es gibt wassersparende, kostengünstige und umweltfreundliche Alternativen zum Aufstellpool, die ebenfalls Spaß und Erfrischung bereiten: Der einfachste Weg, sich im Garten abzukühlen, ist der Gartenschlauch und die Gartendusche. In einem Badebottich oder einer Badewanne kann man sich langlegen und das Wasservolumen müssen Sie nicht behandeln, da Sie es entspannt ein- und auslassen können. Wer in der näheren Umgebung ein öffentliches Freibad hat, kann dies nutzen um sich zu erfrischen und für zusätzliche Bewegung zu sorgen. Dort können Sie mit ruhigem Gewissen schwimmen und baden, ohne sich über die richtige Dosierung der Biozidprodukte Sorgen machen zu müssen. Die Reinigung und Desinfektion des Wassers werden durch fachkundiges Personal vorgenommen.

 

Weitere Informationen

Verantwortlich für die Bewertung der Auswirkungen von Bioziden auf die menschliche Gesundheit ist das Bundesinstitut für Risikobewertung (⁠BfR⁠)
Weitere Informationen zum Thema Schwimm- und Badebeckenhygiene des Umweltbundesamts finden sie auch auf der Seite "Duschen vor dem Sprung ins Schwimmbecken hält das Wasser sauber"
Zudem stellt das Umweltbundesamt eine Ratgeberbroschüre zum Thema „Rund um das Badewasser“ zur Verfügung.

 

Wir wünschen Ihnen einen schönen Sommer und viel Spaß im Garten!

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 Badebeckenwasserhygiene  Abwasserentsorgung  Wasserentsorgung  Schwimmbaddesinfektionsmittel