Aufforstung / Wiederaufforstung

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Sturmschäden im Wald
Quelle: Noir // Pixabay

Stürme, Schädlingsbefall, Waldbrände oder andere Auswirkungen des Klimawandels können Wälder oder Teile davon zerstören. Um die schützenden und klima-verbessernden Funktionen, wie CO2-Speicherung, zu erhalten, können neue Wälder gepflanzt werden (sog. Erstaufforstung) oder zerstörte Teile neu bepflanzt werden (Wiederaufforstung).

Inhaltsverzeichnis

Auch wenn die Pflanzung von robusten Misch- und Laubwäldern vorzuziehen ist (vgl. Maßnahme „Angepasster Waldumbau“), betrachtet die hier modellierte Maßnahme eine Aufforstung u.a. mit Douglasien, die in der Praxis wegen ökonomischer Erwägungen einerseits und ökologischen Risiken andererseits kontrovers diskutiert wird.

Ein Beispiel zur Umsetzung für Aufforstung stellen Zweihiebige Erstaufforstungen dar.

  • Klimatischer Einfluss: Sturm und gradueller Wandel in der Forstwirtschaft
  • Handlungserfordernis: mittel
  • Handlungsfeld: Wald- und Forstwirtschaft
  • Anpassungsdauer: lang
  • Umsetzende Akteure: Bund, Länder, Kreise/Regionen, Kommunen, Unternehmen, Verbände, NGOs
  • Kosten: 10 – 100 Mio. €/a
 

Mögliche Instrumente

  • Integration oder Qualifizierung räumlicher Festlegung zur Klimaanpassung in Regionalplänen
  • Förderung der Wiederaufforstung abgestorbener Fichtenbestände u.a. mit Douglasien durch staatliche Aufforstungsprämien
 

Modellgestützte Simulation der gesamtwirtschaftlichen Effekte

In der Simulation werden die Auswirkungen der reinen Anpassung durch teilweises Ersetzen von Fichten durch Douglasien betrachtet (für den gezielten Umbau zu Mischwäldern siehe Steckblatt zum Waldumbau).

Im Klimawandelszenario wird davon ausgegangen, dass hochwertige Fichtenbestände zurückgehen und dementsprechend die daraus hergestellten Produkte nicht verkauft werden können, sondern zusätzlich importiert werden müssen.

In diesem Anpassungsszenario wird hingegen die einfachste Lösung ergriffen, d.h. dass bestehende Strukturen an die veränderten Gegebenheiten angepasst werden. Es wird mit Douglasien teilaufgeforstet, von denen ausgegangen wird, dass sie eine höhere ⁠Resilienz⁠ gegenüber dem ⁠Klimawandel⁠ aufweisen. Es wird davon ausgegangen, dass das Holz der Douglasie das Fichtenholz 1:1 substituieren kann. Aufgrund eines stärker nachhaltigkeitsorientierten Anbaus (z.B. im Mosaik mit Laubholz) wird nur etwa die Hälfte der fehlenden Fichten durch Douglasien ersetzt.

Es resultiert aus dieser Aufforstung ein im Vergleich zum Klimawandelszenario geringerer Preisanstieg von Stammholz der Holzartengruppe Fichte, welcher sich auf die Preise des gesamten Sektors auswirken.

Die Grafik stellt Produktionswerte und Produktionswertsteigerungen durch Anpassung für Holzverarbeitung und Forstwirtschaft in Mrd. bzw. Mio EUR dar, als Balkendiagramme für die Jahre 2020, 2025, 2030, 2040, 2045 und 2050.
Produktionswerte Forstwirtschaft und Holzverarbeitung
Quelle: gws nach UBA Climate Change 43/2020
 

Die ⁠Anpassungsmaßnahme⁠ resultiert in höheren Produktionswerten v.a. in der Forstwirtschaft und in der Holzverarbeitung. Der Zugewinn im Produktionswert des Sektors Forstwirtschaft wird vor allem deutlich, wenn man dessen Niveau betrachtet. Dieser Effekt resultiert neben dem veränderten Produktionspreis auch aus den zusätzlichen Subventionen von 100 Mio. € jährlich. Die Produktionswertsteigerung in der Holzverarbeitung liegt – sowohl absolut, wie auch relativ – deutlich niedriger. Gesamtwirtschaftlich zeigen sich im Szenarienvergleich geringe, aber positive Effekte.

 

Erweiterte Bewertung der Maßnahme

Legende:
Die Bewertungen können neutral ( 0 ), negativ ( - ), stark negativ ( - - ), positiv ( + ) oder stark positiv ( + + ) sein.

( 0/- ) ⁠Biodiversität
Eine Aufforstung abgestorbener vormaliger Fichtenbestände mit Douglasien ist im Hinblick auf die damit verbundene Einführung einer nicht-heimischen Baumart unter Förstern, Naturschützern und Waldbesuchern umstritten.

( ++ ) Reduzierung Treibhausgasausstoß
Die Bundeswaldinventur II gibt an, dass es in deutschen Wäldern bei einem durchschnittlichen Zuwachs von 12 m3/ha*a jährlich zu einer Festlegung von 18 t CO2eq/ha kommt – deutlich mehr als auf unbewaldeten Flächen.

( + ) Regulation des Wasserhaushalts
Der Boden unter Waldbeständen hat durch die hohe Transpirationsleistung besonders im Sommer und im Herbst durch die dadurch entstehende ⁠Bodenfeuchte⁠ ein erhöhtes Aufnahmevermögen von Wasser im Vergleich zu unbewaldetem Boden - bis zu 2,5-4,5 mm Niederschlagswasser pro m2.

( + ) Reduzierung der Schadstoffbelastung
Der Waldboden hat eine sehr wirksame Filterwirkung. Vom Niederschlag eingebrachte Schadstoffe werden durch den Waldboden ausgefiltert. Wälder filtern auch mehr Stäube, radioaktive Stoffe und Gase aus der Luft als unbewaldete Flächen. Die Filterwirkung hängt jedoch stark von der jeweiligen Blattoberfläche ab.

( + ) Veränderung Mikroklima
Wälder tragen durch ⁠Verdunstung⁠ und Verschattung zur Dämpfung von Höchsttemperaturen bei und sind auch tagsüber wichtige Quellen für Kaltluft.

( + ) Landschaftsbild
Aufforstungsmaßnahmen werden von der Bevölkerung befürwortet. Allerdings werden dabei heimische Baumarten gegenüber nicht-heimischen bevorzugt.

( ++ ) Erholungsnutzen der Landschaft
Der Erholungsnutzen von Wald ist aus Sicht der Bevölkerung sehr hoch.

( ++ ) Gesamtbilanz der Wohlfahrtseffekte
Die positiven Effekte der Aufforstung überwiegen aus gesamtgesellschaftlicher Sicht deutlich.

Darstellung einer erweiterten Bewertung der Maßnahme Aufforstung / Wiederaufforstung nach den Kriterien Biodiversität, Reduzierung Treibhausgasausstoß, Regulation des Wasserhaushalts, Reduzierung der Schadstoffbelastung, Veränderung Mikroklima, Landschaftsbild, Erholungsnutzen der Landschaft, Gesamtbilanz Wohlfahrtseffekte
Erweiterte Bewertung der Maßnahme Aufforstung Wiederaufforstung
Quelle: KomPass / UBA
 

Forschungs-Projekt „Vertiefte ökonomische Analyse einzelner Politikinstrumente und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“

Dieses Steckblatt ist im Rahmen des Forschungsprojektes „Vertiefte ökonomische Analyse einzelner Politikinstrumente und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“ (FKZ 3716 48 1000) im Auftrag des ⁠UBA⁠ entstanden und stellt einen forschungsbasierten Überblick zu möglichen Maßnahmen und ihren Bewertungen dar. Durchgeführt wurde das Projekt von der GWS und dem IÖW.

 

Quellen

Brasseur, G.P., Jacob, D., Schuck-Zöller, S. [Hrsg.] (2017): ⁠Klimawandel⁠ in Deutschland – Entwicklung, Folgen, Risiken und Perspektiven.

BMELV [Hrsg.] (2011): Waldstrategie 2020 – Nachhaltige Waldbewirtschaftung: eine gesellschaftliche Chance und Herausforderung.

Max-Planck-Institut für Meteorologie (2016): Wald und ⁠Klima⁠ – Potenziale und Nebenwirkungen zukünftiger Aufforstung.

Blobel, D., Tröltzsch, J., Peter, M., Bertschmann, D., Lückge, H. (2015): Vorschlag für einen Policy Mix für den Aktionsplan Anpassung an den Klimawandel.

Bundeswaldinventur 2005 zitiert nach Paul, C., Weber, M., Mosandl, R. (2009): Kohlenstoffbindung junger Aufforstungsflächen.

Bronstert, A.; Fritsch, U.; Katzenmaier, D. (2001): Quantifizierung des Einflusses der ⁠Landnutzung⁠ und -bedeckung auf den Hochwasserabfluss in Flussgebieten.

Herold, M., Kozel, R., Schürch, M. (2003): Grundwasser – die Funktion des Waldes.

Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg (2015): Städtebauliche Klimafibel.

Elsasser, P., Englert, H., Hamilton, J. (2010) Landscape benefits of a forest conversion programme in North East Germany. Annals of Forest Research 53(1):37–50.

Elsasser, P., Weller, P. (2013) Aktuelle und potentielle Erholungsleistung der Wälder in Deutschland. Allgemeine Forst- und Jagdzeitung 184(3/4):83–95.

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