Regionale Klimafolgen in Baden-Württemberg

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Bundesland Baden-Württemberg
Quelle: KomPass / UBA

Die Folgen des Klimawandels sind nicht überall gleich. Daher lohnt es sich, sie kleinräumiger auf Ebene der Bundesländer zu betrachten. Welche Auswirkungen des Klimawandels in Baden-Württemberg zu erwarten sind, erfahren Sie auf dieser Seite.

Inhaltsverzeichnis

 

LÄNDERSPEZIFISCHE KLIMAÄNDERUNGEN

 

Bereits aufgetretene und erwartete Klimaänderungen

Die Klimaerwärmung schreitet in Baden-Württemberg deutlich voran. So stieg die mittlere Temperatur im Vergleich 1881–1910 und 1994–2023 von 7,8 °C auf 9,3 °C, also um 1,5 °C an. Zudem liegt das Mittel der letzten zehn Jahre (2014–2023) bei rund 10 °C und damit bereits um 2,2 °C über dem Vergleichszeitraum 1881–1910. Mit der Erwärmung verändert sich auch das Auftreten von Extremwerten. Kälteextreme wie Eis- und Frosttage werden seltener, dagegen nehmen Hitzeextreme wie ⁠Heiße Tage⁠ und ⁠Tropennächte⁠ sowie Hagel, ⁠Starkregen⁠, Überschwemmungen, aber auch Trockenheit und ⁠Dürre⁠ zu.

Im Jahr 2021 sind die Auswertungen regionaler Klimamodelle aktualisiert worden. Für die Klimazukunft Baden-Württembergs zeigen die Ergebnisse der Klimaprojektionen einen weiteren Anstieg der Temperatur. Beim Niederschlag sind die Ergebnisse dagegen nicht so eindeutig und nur eingeschränkt belastbar: Der Jahresniederschlag ändert sich in der Summe nicht wesentlich, allerdings wird es künftig im Sommer weniger und im Winter mehr regnen. Entsprechend könnten die Sommer deutlich trockener und heißer und die Winter milder und feuchter werden. Im Sommer könnten, vor allem am Oberrhein und in der Rhein-Neckar-Region, wochenlange Hitzeperioden die Folge sein.

In der fortgeschriebenen ⁠Anpassungsstrategie⁠ des Landes wird ein zusammenfassender Überblick zur klimatischen Entwicklung gegeben.

 

Länderspezifische Klimamodelle und Klimaprojektionen

Auf Basis der globalen RCP-Szenarien wurden im Rahmen der Projekte EURO-CORDEX und ReKliEs-De regionale Klimamodellläufe mit einer räumlichen Auflösung von 12 km erstellt. Alle Modelle wurden einer Plausibilitätsprüfung unterzogen (vgl. LfU 2020). Für das RCP 8.5 (Hochemissionsszenario) liegt demnach ein qualitätsgesichertes Ensemble aus zehn Modellen vor, das hinsichtlich der Temperatur und des Niederschlages für Baden-Württemberg für die Zeiträume nahe (2021-2050) und ferne Zukunft (2071-2100) ausgewertet wurde (vgl. Klimazukunft Baden-Württemberg). Für das ⁠Szenario⁠ RCP 4.5 (mittlerer Weg) ergeben sich nach Validierung sechs Regionalmodellmitglieder im Ensemble. Diese wurden ebenfalls für die wichtigsten Kennwerte für Baden-Württemberg und die o. g. Zeiträume analysiert. Der Vergleich der Ergebnisse beider Szenarien RCP 8.5 und 4.5 sind in der Anpassungsstrategie 2023 des Landes Baden-Württemberg dargestellt.

 

LÄNDERSPEZIFISCHE KLIMAFOLGEN UND VULNERABILITÄT

 

Bereits beobachtete und erwartete Klimafolgen

Zu den bereits eingetretenen wie auch zu den erwarteten ⁠Klimafolgen⁠ bietet der Monitoringbericht zur Anpassungsstrategie Baden-Württemberg (2020) eine gute Übersicht. Hierin werden sowohl die klimatischen Veränderungen der Vergangenheit und die mögliche Entwicklung in der Zukunft beschrieben als auch anhand zahlreicher Indikatoren Klimafolgen in unterschiedlichen Bereichen (sogenannten Handlungsfeldern) aufgezeigt. Der Monitoringbericht ist im ⁠Klimaschutz⁠- und Klimawandelanpassungsgesetz Baden-Württemberg verankert und ist laut diesem alle fünf Jahre zu erstellen. Der nächste Bericht ist derzeit in Erstellung und wird 2025 erscheinen.

Ferner soll ab 2025 eine zentrale Informationsplattform bei der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, der Klimaatlas BW, eingerichtet werden.  Die zentralen Inhalte sind in vier Module gegliedert:

  1. Vergangenheit – Wie war unser ⁠Klima⁠ bisher?
  2. Zukunft – Wie könnte unser Klima werden?
  3. Betroffenheit – Wie wirkt sich das Klima auf uns aus?
  4. Anpassung – Wie können wir uns anpassen?
 

Wichtige Studien und Projekte

Baden-Württemberg hat frühzeitig damit begonnen, den ⁠Klimawandel⁠ und seine Auswirkungen im Rahmen verschiedener Forschungsprogramme zu untersuchen.

Mit dem Kooperationsvorhaben „Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft“ KLIWA werden bereits seit 1999 die künftigen Auswirkungen der Klimaveränderung auf den Wasserhaushalt und insbesondere auf die Hochwasserabflüsse untersucht. Den ursprünglichen Kooperationspartnern Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und dem Deutsche Wetterdienst (⁠DWD⁠) haben sich Hessen und das Saarland angeschlossen. Ziel dieser länder- und fachübergreifenden Zusammenarbeit ist es, mögliche Auswirkungen der Klimaveränderung auf den Wasserhaushalt und die Ökologie der Flussgebiete im Süden Deutschlands herauszuarbeiten, Konsequenzen aufzuzeigen und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten sowie diese zu bewerten. KLIWA befasst sich derzeit mit den Themen Hochwasser, Niedrigwasser, Grundwasser, ⁠Starkregen⁠, Bodenerosion und Gewässerökologie. Basierend auf den Auswertungen von Messdaten der vergangenen Jahrzehnte in Kombination mit den Projektionsdaten für die mögliche zukünftige Klimaentwicklung lassen sich wasserwirtschaftliche Auswirkungen herausarbeiten und die Folgen aufzeigen. Auf diese Weise wird es möglich, potenzielle Risiken und Gefahren zu erkennen und darauf aufbauend gemeinsame Strategien und Empfehlungen für die Handlungsfelder der Wasserwirtschaft zu erarbeiten.

Das Kooperationsvorhaben KLIWA stützt sich auf drei Säulen: Die Bereiche ⁠Monitoring⁠, Szenariountersuchungen und Anpassung. Aus der Zusammenschau dieser drei Säulen ergibt sich ein umfassendes Bild, das in Publikationen und Vorträgen, insbesondere für die Wasserwirtschaft, aufbereitet und veröffentlicht wird.

Das Förderprogramm des Landes trägt den Namen „Klimawandel und modellhafte Anpassung in Baden-Württemberg (KLIMOPASS)“.

KLIMOPASS richtet sich schwerpunktmäßig an Kommunen und soll beim Einstieg in die ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ und bei der Umsetzung konkreter Anpassungsmaßnahmen unterstützen. KLIMOPASS hat drei Förderschwerpunkte:

  1. Förderung von Beratung und Informationsveranstaltungen
  2. Förderung der Erarbeitung von Klimaanalysen, Verwundbarkeitsuntersuchungen, Anpassungskonzepten, Planungsgrundlagen sowie Machbarkeitsstudien
  3. Förderung der Umsetzung investiver Anpassungsmaßnahmen (z.B. Installation öffentlich zugänglicher Trinkwasserspender, Möblierung in hitzegeschützten Bereichen)

Das Programm läuft noch bis Ende 2024 und soll 2025 in weiterentwickelter Form wieder geöffnet werden.