Politischer Rahmen und gesetzliche Anforderungen
Die konkrete Ausgestaltung von Klimaschutz und Klimaanpassung erfolgt über den Klimaplan Hessen, der am 31. Januar 2023 vom Kabinett beschlossen wurde. Mit einem ambitionierten Maßnahmenpaket setzt der Klimaplan Hessen den Integrierten Klimaschutzplan Hessen 2025 (IKSP 2025) konsequent fort. Der Maßnahmenkatalog umfasst 57 neue Maßnahmen in zehn Handlungsfeldern, die in den acht beteiligten hessischen Ressorts gemeinsam mit einem wissenschaftlichen Fachkonsortium und im Rahmen einer Öffentlichkeitsbeteiligung erarbeitet wurden. Diese Maßnahmen wurden mit den weiterlaufenden Maßnahmen des IKSP 2025 kombiniert. Zusammen bilden sie die 90 Maßnahmen des Klimaplan Hessens.
Beispiele für Maßnahmen im Bereich der Klimaanpassung aus dem Klimaplan Hessen:
- Wassersensible Stadtentwicklung im Klimawandel stärken
- Verankerung von Klimaschutz- und Klimawandelanpassungszielen in der Landes- und Regionalplanung
- Brand- und Katastrophenschutz für Folgen des Klimawandels stärken
- Klimakompetenz in der Landwirtschaft ausbauen
- Wasserrückhalt im Wald verbessern
- Aufbau klimaresilienter Wälder
- Reduktion der Klimawandelgefährdung von Landstraßen
- Konfliktlösung bei der Wassernutzung
Darüber hinaus wird Hessen bis Anfang 2027 eine vorsorgende Klimaanpassungsstrategie entwickeln und anschließend umsetzen. Neben einer Bestandsaufnahme der aktuellen Situation und einer Klimarisikoanalyse wird die Strategie u. a. einen Maßnahmenkatalog enthalten, der eng an den Klimaplan Hessen anknüpfen wird.
Zum Vorgänger des Klimaplans Hessen, zum Integrierten Klimaschutzplan Hessen 2025 (IKSP 2025), wurde bereits im Dezember 2020 ein Monitoring- und Projektionsbericht vorgelegt. Dabei wurde eine starke Betroffenheit Hessens vom Klimawandel festgestellt. Deutlich wurde aber auch, dass Hessen im Bereich der Anpassung an die Folgen des Klimawandels bereits im Jahr 2020 wichtige Schritte unternommen hat. Beispielsweise wurde bereits ein Monitoring gesundheitlicher Gefahren durch den Klimawandel initiiert, Kommunen sowie alle an Planung und Bau von Immobilien Beteiligten wurden über Möglichkeiten der baulichen Anpassung von Gebäuden informiert und es wurde ein Landesförderprogramm „Haus- & Hofbegrünung“ initiiert.
Der aktuell gültige Klimaplan Hessen ist gemäß Hessischem Klimagesetz ebenfalls nach fünf Jahren auf Basis eines Monitoring- und Projektionsberichts anzupassen. Dabei sollen sowohl quantitative als auch qualitative Faktoren einbezogen werden und die vorhandenen Maßnahmen auf der Basis dieser Grundlage weiterentwickelt werden.
Am 8. Februar 2023 ist das erste Hessische Klimagesetz in Kraft getreten. In diesem verpflichtet sich Hessen zum einen dazu, die landesweit ausgestoßenen Emissionen schrittweise zu senken und bis zum Jahr 2045 Klimaneutralität zu erreichen. Zum anderen verpflichtet sich das Land dazu, eine Strategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu erstellen. Somit soll ein Beitrag zur Begrenzung des Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur geleistet und die nicht zu vermeidenden Auswirkungen des Klimawandels abgemildert werden. Beide Pflichten werden dabei von unterschiedliche Maßnahmenvorgaben flankiert.
Länderspezifische Anpassungsmaßnahmen
Maßnahmen im Bereich Klimaschutz und Klimaanpassung finden sich im Klimaplan Hessen.
In den vom Fachzentrum Klimawandel und Anpassung durchgeführten Vorhaben, die mit „Klimawandel in der Praxis“ (KLIMPRAX) überschrieben sind, ist das Ziel, mit den Zielgruppen gemeinsam praxisnahe Handlungshilfen zu entwickeln, um sich aktiv an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Dazu werden bereits während der Durchführung bestimmte Gruppen wie z. B. hessische Kommunen, Landkreise, Regierungspräsidien oder auch Regionalverbände eingebunden.
Die Handlungshilfen werden vorrangig für hessische Kommunen angeboten. Das Angebot reicht von Kartenmaterial über Checklisten, Ausschreibungshilfen bis zu interaktiven webbasierten Tools:
- Online-Tool Stadtgrün im Klimawandel
- Tool Asiatische Tigermücke - Einschätzung des Etablierungspotenzials in hessischen Kommunen
- Kartenmaterial zur Starkregenvorsorge
- Hitzekarten
- Entscheidungs- und Ausschreibungshilfen für Stadtklimaanalysen
- Materialien zur Hitzevorsorge in der kommunalen Planung
- Planung und Planungsrecht
- Gewerbegebiete – klimaangepasst und fit für die Zukunft
- Klimaangepasste Bestandsgebäude
- Planung und Durchführung von klimaresilienten Veranstaltungen
- Vorträge für Landkreise, kommunale Verwaltung und andere Multiplikatoren
Zudem werden allgemeine Informationen zur Anpassung an den Klimawandel angeboten.
Hessische Kommunen können für Klimaanpassungsmaßnahmen eine Förderung über die Klima-Richtlinie in Anspruch nehmen. Neben investiven Maßnahmen, wie die Entsiegelung und Begrünung öffentlicher Plätze, Dach- und Fassaden-Begrünung, Offenlegung von Gewässern, der Bau von Rückhaltebecken oder Trinkbrunnen sind auch Analysen und Studien förderfähig, die wichtige Grundlagen für die Klimaanpassung bieten, wie Starkregen-Gefahrenkarten oder Stadtklimaanalysen. Ergänzend enthält die Klima-Richtlinie den Bestandteil Haus- und Hofbegrünung, über den Kommunen Mittel für ein eigenes Förderprogramm zur Verfügung gestellt bekommen um private Begrünungsmaßnahmen an Gebäuden oder auf Grundstücken, sowie deren Bewässerung zu fördern.
Klimawandel und Gesundheit:
- Hitzeaktionsplan: Der hessische Hitzeaktionsplan wurde im Frühjahr 2023 veröffentlicht.
- Asiatische Tigermücke: Das Hessische Landesamt für Gesundheit und Pflege betreibt ein Monitoring zur Asiatischen Tigermücke, das Erkenntnisse über die Verbreitung liefert.
Klimaschutz und Anpassung in der Landwirtschaft
Klimawandel und Wald/Forstwirtschaft
Klimawandel und Naturschutz:
Die Maßnahmen des Klimaplans Hessen teilen sich auf die folgenden Handlungsfelder auf:
- Bildung und Forschung
- Energie
- Gebäude und Stadt
- Industrie
- Kreislaufwirtschaft
- Gesundheit und Bevölkerungsschutz
- Übergeordnetes
- Verkehr und Mobilität
- Landnutzung
Maßnahmen der hessischen Klima-Kommunen sind in der Maßnahmendatenbank zu finden.
Im Jahr 2020 wurde ein umfassender Monitoringbericht zum Integrierten Klimaschutzplan Hessen 2025 vorgelegt. Damit wurde eine erste Zwischenbilanz zur Umsetzung des Maßnahmenpakets durchgeführt. Der Bericht zeigt u. a., welche konkreten Auswirkungen der Klimawandel für Hessen mit sich bringt. Zusätzlich wird auf den Umsetzungsstand der Maßnahmen eingegangen und ausgewählte Beispiele werden im Detail vorgestellt. Der aktuelle Klimaplan Hessen wurde auf der Basis der Ergebnisse dieses Monitoringberichts erstellt.
Lokale Maßnahmen
Netzwerke und andere Kooperationen
- Hessen aktiv: Die Klima-Kommunen: Die Klima-Kommunen sind ein Bündnis hessischer Städte, Gemeinden und Landkreise für den Klimaschutz und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Mit dem Bündnis wird eine zentrale Plattform geboten, die die Kommunen zusammenbringt und den Wissenstransfer fördert. Die Mitgliedskommunen werden in Fragen rund um den Klimaschutz und die Klimaanpassung aktiv beraten, haben Zugang zu unterschiedlichen Veranstaltungsangeboten sowie vielfältigen weiteren Unterstützungsleistungen. Aktuell sind im Bündnis rund 400 Klima-Kommunen vertreten.
- Fachzentrum Klimawandel und Anpassung: Das Fachzentrum versteht sich als eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Anwendung in den Bereichen Klimawandel und seinen Folgen und Anpassung an den Klimawandel. Um die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Akteuren (Universitäten, Forschungseinrichtungen und -projekten, Politik und Verwaltung) zu optimieren, wurden im Jahr 2009 Expertenforen eingerichtet, wie bspw. das Gesundheitsforum und das Planungsforum.
- Umweltallianz Hessen: Einrichtung des Netzwerks - Betriebliche und kommunale Klimaanpassung in Hessen: Die Umweltallianz ist ein Bündnis der hessischen Wirtschaft, die sich für einen verstärkten Klimaschutz einsetzt. Da die Extremwetterereignisse Herausforderungen für die Gebäude- und Unternehmensstrukturen darstellen, sollten sich die Unternehmen rechtzeitig mit den direkten und indirekten Auswirkungen auseinandersetzen und Anpassungsmaßnahmen umsetzen.
Anpassungsstrategien und -konzepte einzelner Kommunen
In weiteren Kommunen sind aktuell Klimaanpassungskonzepte in der Erarbeitung.
Kooperation und Austausch mit dem Privatsektor
Im Bereich Planung und Bauen wird vom Fachzentrum Klimawandel und Anpassung intensiv sowohl mit der HIHK und den IHKs der Bezirke gearbeitet als auch mit der Handwerkskammer in Hessen. Gemeinsam wurde Material für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer erarbeitet, die ihr Gebäude an die Folgen des Klimawandels anpassen wollen. In Zusammenarbeit mit der IHK wird über das Thema „Gewerbegebiete - klimaangepasst und fit für die Zukunft“ informiert. Zielgruppe hierbei sind Gewerbeeigentümer, Immobilienentwickler, Wirtschaftsförderung, Architekten und Planer. Umfassendes Informationsmaterial steht auf der Internetseite zur Verfügung (siehe Handlungshilfen).
Im Rahmen des Klimaplan Hessen soll eine Informationskampagne zu Klimaanpassungsstrategien für Unternehmen und Kommunen umgesetzt werden. So wurde bereits im Rahmen der Umweltallianz Hessen die Webseite "Klimaanpassung und Klimarisiken für Unternehmen und Kommunen" entwickelt, die interessierten Unternehmen und Kommunen verschiedene Instrumente und Unterstützungsleistungen vorstellt. Daran anknüpfend wird eine Informationskampagne organisiert werden, die sich vorrangig an Kleine und Mittlere Unternehmen (KMUs) in Hessen richtet.
Stand der Maßnahmenumsetzung
Der Klimaplan Hessen wurde Ende Januar 2023 beschlossen. Zum Umsetzungsstand der im Klimaplan Hessen enthaltenen Maßnahmen wird einmal jährlich eine Monitoringabfrage durchgeführt. Zum Jahresende 2023 waren nahezu alle der darin enthaltenen Maßnahmen zu Klimaschutz und zur Klimaanpassung einschließlich ihrer jeweiligen Maßnahmenelemente in der Umsetzungsphase oder als Daueraufgabe fest verankert. Ein ausführlicher Monitoring- und Projektionsbericht ist gemäß dem Hessischen Klimagesetz alle fünf Jahre vorzulegen. Dieser soll sowohl auf einer quantitativen als auch einer qualitativen Auswertung basieren und u. a. Vorschläge zur Weiterentwicklung von Maßnahmen enthalten.
Zusätzlich hat die Landesregierung im April 2023 erstmals einen wissenschaftlichen Klimabeirat als neues Beratungsgremium für Klimaschutz und Klimaanpassung berufen. Alle Mitglieder werden für fünf Jahre berufen und zeichnen sich durch ihre besondere Expertise aus. Der Beirat ist in seinen Empfehlungen unabhängig und berät die Landesregierung regelmäßig in Fragen zum Klimaschutz und zur Klimawandelanpassung.
EU und internationale Kooperation
Das FZK ist Projektpartner im EU Interreg NWE Projekt "IB-Green: Industrial and Business Parks- climate resilient and fit for future". Insgesamt umfasst das Projekt 11 Teilprojekte aus Frankreich, Belgien, Niederlande, Deutschland, Luxemburg und Irland. In der transnationalen Zusammenarbeit gibt es einen Austausch bezüglich Beratungskonzepte für private, aber auch kommunale Akteure.
Im Rahmen des Projektes bietet das FZK Online-Seminare zu dem Thema an und eine Exkursion. In einem Bewerbungsverfahren werden hessische Kommunen ausgewählt, die ein bestehendes Gewerbegebiet klimaresilient entwickeln wollen. Für die ausgewählten Pilotkommunen wird eine Analyse der Gefahren durch Extremwetter durchgeführt und es werden Maßnahmen abgeleitet werden.