Weltklimakonferenz COP30: Kein Durchbruch, aber kleine Erfolge

Eingang des Tagungsgeländes der 30. Weltklimakonferenzzum Vergrößern anklicken
Die 30. Weltklimakonferenz (COP30) fand vom 10. bis 22. November 2025 im brasilianischen Belém statt
Quelle: Frederik Pischke / Umweltbundesamt

Die Ergebnisse der Weltklimakonferenz im brasilianischen Belém (COP30) sind enttäuschend und spiegeln die komplexe geopolitische Situation wider, die substanzielle Fortschritte verhinderte. Der angedachte Fahrplan für den vollständigen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas scheiterte an starken Widerständen. Trotz der immensen Differenzen konnten viele Detail-Beschlüsse und kleine Erfolge erzielt werden.

Am Samstagabend, den 22. November 2025, endete die 30. Weltklimakonferenz (COP30) im brasilianischen Belém mit fast 27 Stunden Verspätung. Trotz äußerst intensiver Verhandlungen blieb der letztlich von allen Staaten verabschiedete Ergebnistext hinter den Zielen der brasilianischen COP-Präsidentschaft zurück. So hatte Brasiliens Präsident Lula da Silva zum Start der COP30 das ambitionierte Ziel formuliert, gemeinsam einen Weg für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu beschließen. Druck für eine erfolgreiche COP kam auch aus der brasilianischen, insbesondere auch der indigenen Zivilgesellschaft vor Ort, die auf den Straßen von Belém zahlreiche Proteste organisierte und am Abend des zweiten Verhandlungstags sogar auf das COP-Gelände vordrang.

In der zweiten Verhandlungswoche hatte sich ein Bündnis aus mehr als 80 Staaten gefunden, um die im Jahr 2023 auf der 28. Weltklimakonferenz (COP28) in Dubai gemeinsam getroffene Entscheidung zum Übergang weg von fossilen Energieträgern („Transitioning away from Fossil Fuels“) in einen verbindlichen Prozess umzuwandeln. Für einen konkreten Fahrplan zum globalen Ausstieg aus den fossilen Energien ließ sich aber letztendlich kein Konsens aller Staaten bilden. In erster Linie ist hierfür der starke Widerstand von öl- und gasreichen Nationen, angeführt von Saudi-Arabien und Russland, verantwortlich. Die Regierung der USA hatte an der Konferenz gar nicht erst teilgenommen. Ein Durchbruch blieb damit aus. Im Abschlussplenum kündigte COP30-Präsident André Corrêa do Lago aber die Erstellung eines solchen Fahrplans und eines Fahrplans zum Stopp der Entwaldung unter seiner noch elf Monate andauernden Präsidentschaft an.

Vorreiterallianz für Fahrplan zum Ausstieg aus Fossilen

Die Dynamik auf der COP30 zeigte deutlich, dass eine starke Allianz von progressiven Staaten im ⁠Klimaschutz⁠ vorangehen muss, um in Zukunft gemeinsame Fortschritte zu erzielen. Dem sollte sich Deutschland anschließen und zusammen mit der EU die eigenen Klimaschutzambitionen stärken.

UBA⁠-Präsident Dirk Messner zieht folgende Bilanz:

„Das in Brasilien erzielte Ergebnis ist alles andere als ideal, vor allem, weil es keine klare Aussage und keinen Zeitplan zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen enthält und damit hinter den Erwartungen zurückbleibt, die der brasilianische Präsident Lula zu Beginn der Konferenz formuliert hatte. Öl- und Gasexportinteressen von Ländern wie Saudi-Arabien, Russland und den USA haben gemeinsame Klimafortschritte blockiert.  Auch China hat klare Aussagen zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern verhindert.  Aber vor dem Hintergrund einer zersplitterten geopolitischen internationalen Arena wurde immerhin eine freiwillige Vereinbarung getroffen, eine Roadmap für einen solchen Ausstieg zu diskutieren. Das ist der Silberstreif am Horizont und sollte nicht unterschätzt werden. Und es ist besser als gar kein Ergebnis.

Deutschland und die Europäische Union müssen nun daran arbeiten, so viele Länder wie möglich mit ins Boot zu holen, um diese Roadmap in den kommenden Jahren zu verwirklichen.“

Denn ohne den Ausstieg aus den fossilen Energien sind weder 1,5 °C noch 2 °C globale Erwärmung einhaltbar.

Langsam aber stetig: Klimaverhandlungen wirken

Bei dem auf den ersten Blick enttäuschenden Ergebnis von Belém liegt die Frage nahe, was die vielen mühsamen Verhandlungen unter der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) und dem Übereinkommen von Paris (ÜvP) nützen. Die Antwort: sehr viel! Denn zur Bilanz von Belém gehört auch, dass eine Vielzahl an Detailbeschlüssen verabschiedet wurde, die die Umsetzung des ÜvP stärken und weiter vorantreiben, wenn auch langsam. Beispielsweise soll die Finanzierung zur ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ bis 2035 verdreifacht werden, auch der Fonds für Schäden und Verluste durch den Klimawandel sowie der Mechanismus zur Unterstützung von Ländern für einen sozial gerechten Übergang („Just Transition Work Programme“) wurden arbeitsfähig gemacht. Freiwillige Initiativen wie die „Tropical Forest Forever Facility“ sollen zudem künftig helfen, den Schutz von Regenwäldern weltweit zu finanzieren.

Zehn Jahre Paris: Eine andere Welt als vor 2015

Vor Verabschiedung des Übereinkommens von Paris (ÜvP) auf der Weltklimakonferenz im Jahr 2015 zeigten die Projektionen der globalen Treibhausgasemissionen, dass die Welt auf eine Erwärmung von mindestens 3,6 °C bis zum Jahr 2100 zusteuerte. Durch das internationale Klimaabkommen sind jedoch seit 2015 weltweit sehr viele einzelne, nationale Maßnahmen für den Klimaschutz ergriffen worden, die zusammengenommen eine große Wirkung erzielt haben.

Diese kollektive Wirkmacht des multilateralen Prozesses zeigt sich insbesondere beim starken Ausbau der erneuerbaren Energien (vor allem Solar- und Windenergie) sowie in deutlich gesteigerter Energieeffizienz. Die heutigen Projektionen belegen deshalb schon eine klare Verbesserung im Vergleich zur Lage vor Verabschiedung des Übereinkommens von Paris: Bei Fortführung der bisher beschlossenen Politiken und Umsetzung der bisher eingereichten neuen nationalen Klimaschutzpläne (NDCs – Nationally Determined Contributions) sowie langfristigen Strategien ergibt sich bis zum Jahr 2100 eine Erwärmung von etwa 2,6 °C. Die Minderung der Erderwärmung um ein Grad Celsius bedeutet de facto eine andere Welt, was ⁠Klimafolgen⁠ wie Ernteausfälle durch Dürren, Meeresspiegelanstieg, Überschwemmungen und Hitzewellen betrifft (siehe IPCC 2023). Trotzdem steuern wir auch mit aktuellen Projektionen noch auf eine Zukunft mit Klimawandelfolgen zu, an die wir uns als Menschheit kaum anpassen können. 

Ist das 1,5-Grad-Ziel von Paris weiterhin erreichbar?

In der Entscheidung zur Globalen Bestandsaufnahme (Global Stocktake) aus dem Jahr 2023 wurden unter anderem die Ziele vereinbart, bis 2030 die weltweit installierte Kapazität an erneuerbaren Energien zu verdreifachen, die jährliche Steigerungsrate der Energieeffizienz zu verdoppeln sowie auch die Emissionen von Nicht-CO2-Treibhausgasen substanziell zu verringern, insbesondere von Methan. Würden diese drei Ziele erreicht und die dafür notwendige Politik sowie die daraus folgende Abkehr von fossilen Brennstoffen konsequent fortgeführt, dann könnte die Erwärmung auf 1,7 °C begrenzt werden (Climate Action Tracker 2025).

Wenn die Weltgemeinschaft zusätzlich weitere umfassende Maßnahmen ergreifen würde – insbesondere einen globalen Stopp der Entwaldung und die Stärkung der Ökosysteme insgesamt, um sie wieder stärker als CO2-Senke nutzen zu können – ließe sich schließlich das Ziel des ÜvP erreichen, die globale Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf 1,5 °C zu begrenzen.

UBA-Präsident Dirk Messner verdeutlicht den Handlungsdruck:

„Die Wissenschaft ist eindeutig: Wenn wir die globale Erwärmung nicht verlangsamen, werden wir unter extremen Wetterereignissen wie Dürren, Hurrikanen, Überschwemmungen und Hitzewellen leiden, die menschliche und wirtschaftliche Verluste verursachen werden. Große Ökosysteme, wie der Grönland-Eisschild oder das Amazonas-Regenwaldsystem, könnten kollabieren. Die COP30 war kein Wendepunkt, um endlich klare Weichen zur Klimaneutralität zu stellen.“

Alle Entscheidungstexte der Weltklimakonferenz COP30 werden in den ⁠UN⁠-Sprachen auf der Webseite des UN-Klimasekretariats veröffentlicht.

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